Mariella ist zehn und die Tochter von Marianne Wycisk. Anfangs musste sie ihre Mutter bei allen Kursen begleiten, konnte nicht allein daheim bleiben. „Jetzt kann ich nicht mehr aufhören”, beschreibt die Schülerin ihre Liebe zum Ballett. Die „heranwachsende Assistentin”, wie die Mama ihre „rechte Hand” lobt, findet viel Freude an der Sportart, „obwohl es manchmal sehr anstrengend ist”. Aber für den Tanz auf der Bühne lohnt sich die Mühe, sagt die Tochter. Obwohl das Tutu-Kleid nicht bequem sei und kratze.
Auch die achtjährige Cristal fiebert den Auftritten entgegen. Mit Mariella hat sie auch schon in die Übungsstunden für Latein- und Standard-Tanz reingeschnuppert. Die elfjährige Antonia findet die Proben „nicht so richtig anstrengend. Ich warte die ganze Woche auf die zwei Tage, an denen ich Ballett habe”.
Marianne Wycisk studierte die Schritte ebenfalls im Königreich. Mit ihrer Familie war sie an den Bodensee gezogen, machte dort Abitur und begann ihre Ausbildung an der Royal Academy of Dance in London. Sie studierte acht Semester, die meiste Zeit am Ballett-Förderzentrum in Nürnberg. Zur Abschlussprüfung in Frankfurt kehrte sie in ihre hessische Heimat zurück. „Eigentlich wollte ich Musical-Gesang lernen”, sagt sie. Schon in der Oberstufe war sie an der Stage School Hamburg eingeschrieben. In München startete Wycisk eine Vorausbildung am Prinzregententheater mit dem Schwerpunkt Musical, entdeckte dann aber im Konservatorium in Frankfurt „ganz nebenbei” den klassischen Gesang.
„Am meisten gebe ich Unterricht im Tanz”, sagt sie, „aber im Singen bin ich besser”. Neben den Fächern Musical mit Schauspiel, Tanz und Gesang konnte sie damals ankreuzen, ob sie auch Pädagogik studieren möchte. „Mein Opa riet mir dazu”, sagt die Inhaberin eines Lehrerdiploms lächelnd. Innerhalb von zwei Jahren führt sie nun Kinder erfolgreich zu den Prüfungen.
Mit Ballett können Mädchen und Jungen ab drei Jahre anfangen, „wenn sie problemlos alleine bleiben können, auch schon mit zwei”. In der jüngsten Gruppe befinden sich zwei Talente dieses Alters. „Ballett führt zu einer besseren Körperhaltung”, wirbt die Leiterin. „Du lernst, dich gerade zu machen, aufzurichten, die Stellung der Füße zu verbessern.” Der Tanz fördere zudem die Musikalität, die Raumwahrnehmung und den Gleichgewichtssinn. Die Mitgliedschaft im TZH kostet für Kinder elf Euro im Monat, spezielle Schuhe 50 Euro.
Von Michael Prochnow