Sammlungsdepot am Internationalen Museumstag gefragt Mit Telex ins Internet

Nachrichten mit dem Fernschreiber verschicken: Das „Telex“ von Jochen Krapf ist mit einem Router verbunden. So kann er seine getippte Mitteilung digital übermitteln.

Heusenstamm – Ungeduldig stehen die Kinder mit ihren Eltern auf dem Hof des Sammlungsdepots in Heusenstamm und warten darauf, endlich einsteigen zu dürfen. Die Außenstelle des Frankfurter Museums für Kommunikation hat sich anlässlich des Internationalen Museumstages nämlich etwas Besonderes einfallen lassen: Zum ersten Mal dürfen die Besucher an einer Rundfahrt mit einer echten Postkutsche teilnehmen. Für die jungen Besucher der Höhepunkt des Tages.

So gut besucht wie an diesem Sonntag ist das Depot selten. Bei strahlendem Sonnenschein strömen zahlreiche Menschen in die Hallen an der Philipp-Reis-Straße, um die Ausstellungsstücke zu begutachten. „Ich bin sehr zufrieden mit der Besucherzahl“, berichtet Frank Gnegel, Leiter des Depots. Schon am Mittag zählt die Außenstelle rund 550 Besucher, am Ende werden es mehr als 1100 sein – so viele wie nie zuvor. Normalerweise empfange das Depot kaum Gäste, denn es sei kein Ort, an dem sich große Gruppen die rund 75 000 Exponate ansehen. „Wir sind ja kein Museum. Bei uns sind die Stücke ausgestellt, die nicht mehr im Museum für Kommunikation gebraucht werden oder die zu groß sind, um sie dort zu präsentieren“, erläutert der Depot-Leiter und deutet auf einen dunkelgrauen Mastwagen, Baujahr 1982, der Telefonmasten transportierte.

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Zum Internationalen Museumstag aber öffnet das Depot für jeden, der sich ansehen möchte, wie die Post in den 1920 Jahren ausgefahren wurde, wissen möchte, wie Telefonzellen in der DDR aussahen oder wie Fernschreiber (Telex) funktionieren.

Letztere werden allerdings nicht vom Depot selbst ausgestellt, sondern von einer Gruppe, die die alten Geräte auch im Internetzeitalter nutzt. „Wir haben ein eigenes Netz dafür, das ,i-Telex‘“, berichtet Mitglied Reinhold Koch. Die Fernschreiber sind, ähnlich wie bei einem Computer, über einen Router mit dem Telex-Netz verbunden. „Wir können damit digitale Nachrichten versenden“, erläutert Koch. Wie das geht, demonstriert den Anwesenden Jochen Krapf, ebenfalls Mitglied der Gruppe.

Neben dem Stand mit den alten Fernschreibern begutachtet Stefan Flurschütz mit seinen Kindern derweil die alten Postautos. „Wir waren schon beim letzten Museumstag hier“, sagt der Heusenstammer. Vor allem sein Nachwuchs habe viel Spaß an der Ausstellung. „Ihnen haben die alten Telefone am besten gefallen“, berichtet der Familienvater.

Philipp und Florian Thürme, deren Vater im Museum für Kommunikation arbeitet, haben es hingegen die historischen Fahrzeuge angetan. „Wir lieben einfach die alten Autos, ich finde die Vorkriegsfahrzeuge am besten“, sagt Philipp. Sein Bruder empfiehlt Besuchern, sich die alten Postbusse anzusehen.

Die meiste Aufmerksamkeit erregt an diesem Tag aber die historische Postkutsche, mit der die Besucher durch die Straßen der Schlossstadt gefahren werden. „Wir mussten den Takt zwischen 11 und 13 Uhr von 15 auf 10 Minuten erhöhen, damit auch alle wenigstens einmal fahren konnten“, sagt Frank Gnegel. Am Nachmittag sei es zwar etwas ruhiger geworden, dennoch zieht der Depot-Leiter ein positives Fazit: „Es war ein rundum gelungener Tag. Wir sind alle sehr glücklich darüber, dass uns so viele Menschen besucht haben.“

Von Joshua Bär