Heinz Baltes, seit 70 Jahren FDP-Mitglied, erinnert sich auch an Gebietsreform „Das war ein hartes Stück Arbeit“

Heinz Baltes, unter anderem Ehrenvorsitzender der Seniorenhilfe, wurde unlängst für 70 Jahre in der FDP geehrt. Foto: p

Heusenstamm – Derzeit ist Heinz Baltes vor allem froh, dass es ihm gut geht. Denn er hatte vor knapp drei Monaten einen Verkehrsunfall, den er – nach fünf Wochen Klinikaufenthalt – gut überstanden hat. Jetzt freut sich der 91-Jährige über einen Brief des Bundesvorsitzenden Christian Lindner, der ihm für 70 Jahre Mitgliedschaft in der FDP dankt.

1952 war der gebürtige Göppinger in Stuttgart der von Theodor Heuss und Reinhold Maier geprägten württembergischen FDP/DVP beigetreten. „Ich habe Theodor Heuss noch persönlich kennengelernt“, berichtet Heinz Baltes mit ein wenig Stolz über den ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Am 19. November 1969 ist der Innenarchitekt aus beruflichen Gründen mit seiner Familie nach Rembrücken gezogen. Einen FDP-Ortsverband gab es damals in der noch selbstständigen kleinen Gemeinde nicht. Um einen solchen zu gründen, hätte man mindestens fünf Mitglieder finden müssen, was nicht ganz einfach war. „Also schlossen wir uns zunächst zu einer Freie Wählergemeinschaft zusammen“, erinnert sich Heinz Baltes.

1972 gelang es dann, die FDP Rembrücken zu gründen. Der Ehrenamtler wurde in den Gemeindevorstand gewählt, dem er bis zur Gebietsreform 1977 angehörte. „Damals war geplant, Rembrücken in die Gemeinde Rodgau einzugliedern“, berichtet er. Doch damit waren die Rembrücker ganz und gar nicht einverstanden. Also hat Heinz Baltes, gemeinsam mit anderen, nicht nur die Kollegen in der Schlossstadt, sondern vor allem auch den der FDP angehörenden hessischen Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld kontaktiert, diesem den Wunsch mitgeteilt, dass Rembrücken lieber mit Heusenstamm zusammengehen wollte. „Es war ein hartes Stück Arbeit, dies zu erreichen“, sagt er heute.

Nach dem Zusammenschluss gehörte Heinz Baltes eine Amtsperiode dem Heusenstammer Magistrat an. „Danach ging es beruflich nicht mehr.“ Auch im dann gemeinsamen Ortsverband der Freidemokraten war er – mit Unterbrechungen – bis zum Jahr 2000 im Vorstand aktiv. Wichtig war ihm die Verkehrspolitik. „Vor allem Fahrradwege für Schülerinnen und Schüler mussten geschaffen werden“, sagt er, denn viele Kinder mussten damals mit dem Linienbus fahren. Ein weiteres wichtiges Thema für ihn war Europa. So war er unter anderem bei einer Aktion dabei, als Deutsche und Franzosen gemeinsam auf der Europabrücke in Kehl die Schlagbäume des Grenzübergangs abgebaut haben.

1996 gründeten engagierte Heusenstammer die heutige Bürger- und Seniorenhilfe (BSH). Initiator war vor allem Erich Schneyder, der das Modell der gegenseitigen Hilfe über einen Verein kennengelernt hatte. In Dietzenbach und Mühlheim gab es bereits solche Vereine. Bei der Gründungsversammlung konnte Heinz Baltes zwar nicht anwesend sein, wurde aber zum Vorsitzenden gewählt. Das blieb er zehn Jahre lang, baute gemeinsam mit anderen die Seniorenhilfe auf. Von 70 Mitgliedern bei der Gründung konnte der Verein während seiner Amtszeit auf 1307 vergrößert werden. Inzwischen ist er Ehrenvorsitzender der BSH.

In Heusenstamm habe er inzwischen tiefe Wurzeln geschlagen, habe einen „wunderbaren Freundeskreis“ und fühle sich wohl. „Es ist zu meiner Heimat geworden“, betont er. Seine beiden Söhne kümmern sich seit dem Tod seiner Frau um ihn, zwei kleine Enkelinnen zählen dazu. Er liest viel und geht gern spazieren. Außerdem verfolgt der ehemalige aktive Handballer von Frischauf Göppingen die Ereignisse in diesem Sport. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, besucht er Jazz-Konzerte.

VON CLAUDIA BECHTHOLD