Sportfest für praktisch bildbare Schüler „Der Wettkampfgedanke ist wichtig“

Seit drei Jahren organisieren Lehrkräfte für praktisch bildbare Schüler der Schule am Goldberg ein Sportfest in Martinsee. Die Heusenstammer traten unlängst gegen Gleichaltrige von zwei weiteren Schulen in leichtathletischen Disziplinen an. Foto: pro

Heusenstamm (pro) - Auch Schüler mit Handicaps lieben es, sich im sportlichen Wettstreit zu messen. Darum organisieren Lehrkräfte seit drei Jahren für praktisch bildbare Schüler der Schule am Goldberg ein Sportfest in Martinsee. Kürzlich traten die Heusenstammer Mädchen und Jungen gegen Gleichaltrige von zwei weiteren Schulen in leichtathletischen Disziplinen an.

Getragen von den Anfeuerungsrufen der Klassenkameraden flitzen die Kandidaten über die Aschenbahn. Die Zuschauer auf dem Rasen springen aufgeregt, rufen die Namen der Freunde und klatschen begeistert, bis der Bejubelte die Ziellinie erreicht.

Rekordzeiten erreichen die jungen Teilnehmer im Sportzentrum nicht. Manche rennen etwas schwerfällig, andere legen immer wieder Pausen ein und gehen ein paar Meter oder humpeln. Die meisten Starter hätten eine geistige Behinderung, erläutert Frank Ludwig, Integrationskraft in der Schule am Goldberg. Aber auch ein paar Jugendliche mit Spastiken seien am Start.

„Der Wettkampfgedanke ist wichtig“, sagt der Übungsleiter, der mehrere Jahre Leichtathleten bei der TSV trainierte. Ein bevorstehender Vergleich motiviere auch Schüler mit geistigen Behinderungen, setze Freude und Energien frei. Acht Wochen lang habe er seine Schützlinge vorbereitet. Der Unterschied zu gesunden Kindern sei, dass man einen Ablauf etwa viermal so oft einstudieren müsse.

An der Sprunggrube schaffen die großen Sportskanonen schon mal 4,90 Meter. Anderen fällt schon der Anlauf schwer, es gelingt ihnen nicht, die Bewegungen zum Absprung zu koordinieren. Egal, gemessen wird jeder Versuch, und vom Publikum gibt’s auch bei dieser Disziplin ermutigenden Applaus. Bei der Siegerehrung winken echte Medaillen für die ersten Drei, alle anderen erhalten eine Urkunde, verspricht Ludwig.

In der Pause gibt’s Salami- und Käsebrötchen, dann geht’s zur Pendelstaffel. „Einen richtigen Lauf mit Weitergabe des Staffelstabs schaffen die Schüler nicht“, hat der Pädagoge ausprobiert. Also läuft der erste die 50-Meter-Distanz hin, dort wartet der zweite im Team und rennt wieder zurück. Die Kinder der Grund- und Mittelstufe messen sich zudem im Ballwurf, die Teenager der Haupt- und Berufsorientierungsstufe im Kugelstoß. Sie absolvieren noch einen 200-Meter-Lauf, während die Jüngeren nur die halbe Strecke bewältigen.

Zwei Dutzend Mädchen und Jungen vom Goldberg sind dabei, dazu 16 von der Rodgauer Bodelschwingh- und neun von der Langener Janusz-Korczak-Schule. Bereits zum vierten Mal treffen sie sich in der Schlossstadt. „Die Rolli-Fahrer sind in Obertshausen dabei“, betont Ludwig, beim Sportfest dort stehe der Spaß im Mittelpunkt. „Die stärkeren Schüler müssen sonst immer Rücksicht auf die Schwächeren nehmen“, heißt es, jetzt aber zähle der Wettkampf-Gedanke. Für die Mannschaften bedeute das, Toleranz und Teamfähigkeit zu stärken und auch Niederlagen zu verarbeiten.