Das neue Trauercafé auf dem Egelsbacher Friedhof wird gut angenommen Offenes Ohr und Kuchen

Die Organisatorinnen Brigitte Lehmann (Dritte von links) und Ute Gonsior (Dritte von rechts) sitzen mit Besucherinnen unter dem Vordach der Trauerhalle. Fo: Jost Bild: -

Egelsbach – Es ist eine gemütliche Runde: Das Vordach der Trauerhalle des Friedhofs in Egelsbach schützt vor der sengenden Hitze. Der Tisch ist mit einer hübschen Decke versehen. Auf einem zweiten Tisch steht sogar ein sommerlicher Blumenstrauß und – ganz wichtig – viele Kaffeebecher und ein saftiger Rührkuchen mit Heidelbeeren. Zum zweiten Friedhofscafé haben Ideengeberin Brigitte Lehmann und Ute Gonsior keine Mühen gescheut. Die Dritte im Bunde der Gastgeberinnen, Moni Untch, ist im Urlaub.

Die Besucher haben es sich bei Kaffee und Kuchen bequem gemacht und sind in Gespräche vertieft. „Die Idee war es, die Menschen hier zusammen zu bringen. Wir haben uns so oft zwischen den Gräbern verquatscht. Jetzt können wir uns hier vorne gemütlich hinsetzen und stören niemanden“, erklärt Brigitte Lehmann. Die Egelsbacher kommen ohnehin auf den Friedhof. Die Gräber wollen gepflegt werden. Dabei trifft man Bekannte und kommt ins Gespräch. „Manchmal ist es einfach nur ein bisschen Dorfklatsch. Aber wir haben es auch heute wieder erlebt, dass Besucher Redebedarf aufgrund ihrer Trauer haben. Die finden hier auch ihren Platz“, sagt die Ideengeberin des Friedhofcafés. Eine Seniorin sitzt heute ein Stündchen in der Runde, die ihren Mann vor nicht allzu langer Zeit verloren hat. „Ich merke, wie gut es ihr tut, einfach darüber zu sprechen, was für ein schwieriger Weg es war und wie groß der Verlust und der Schmerz ist“, sagt Brigitte Lehmann.

„Der Friedhof ist ein wichtiger Ort der Trauer“, ergänzt Ute Gonsior, „viele Menschen kommen her, um mit ihren verstorbenen Angehörigen zu sprechen. Insbesondere dann, wenn der Verlust noch nicht so lange her ist.“ Dabei sind Trauernde sehr unterschiedlich. „Die ersten Wochen nach dem Tod eines Angehörigen will man vielleicht noch alleine sein. Aber dann suchen Menschen doch wieder Anschluss“, sagt Klaus Werkmann, der heute nach dem Grabgießen noch zu einer Tasse Kaffee bleibt. Bei der Gemeinde, bei der die drei Ehrenamtlichen mit ihrer Idee des Friedhofcafés vorgesprochen haben, laufen sie offene Türen ein: „Claudia Pulwer, die bei der Gemeinde für die Seniorenarbeit zuständig ist, findet die Idee toll. Sie hat die Tische und Bänke von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, und uns auch mit Tassen und Tellern für das Angebot ausgestattet“, sagt Brigitte Lehmann. Kaffee und Kuchen bringen die Frauen von zu Hause mit. Übrigens: Getränke und das Stück Kuchen sind für die Besucher kostenlos, wer eine Spende abgeben möchte, für den steht eine Dose bereit.

Damit die Runde nicht nach einer privaten Kaffee-Zusammenkunft aussieht, sprechen die Ehrenamtlichen die Friedhofsbesucher gezielt an. „Die Leute schauen ja schon zu uns rüber und sehen, dass hier was vor sich geht. Ich laufe dann hin und lade sie zu einem Kaffee ein“, sagt Brigitte Lehmann. Eine Seniorin lächelt, als sie angesprochen wird und antwortet, dass sie jetzt erst einmal gießen müsse. 20 Minuten später ist sie wieder da. „Ich kann heute nicht bleiben“, sagt sie, „aber ich wollte wenigstens noch einmal rüber kommen, um Ihnen zu sagen, wie großartig ich die Idee finde und wie sehr ich mich über eine solche Initiative freue. Das nächste Mal plane ich Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen ein“, verspricht die Egelsbacherin.

Nicht alle finden das Friedhofscafé gut, hat Brigitte Lehmann erfahren. Es gibt schon einen Anrufer bei der Gemeinde, der die Zusammenkunft vor der Trauerhalle „pietätlos und unpassend“ findet. „Gut, damit müssen wir leben. Es muss nicht jeder gut finden“, ist Ute Gonsior entspannt. Bis November lädt das Trio im Zwei-Wochen-Rhythmus zum Friedhofscafé ein. Dann macht das Angebot drei Monate in der kalten Jahreszeit Pause, bevor im März alle wieder beginnen, auf dem Friedhof zu gärtnern. Das nächste Friedhofscafé ist am Sonntag, 3. September, 15 bis 18 Uhr.
 njo