Chronik begleitet Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr 150 Jahre Gemeinschaftsdienst

Einer für Alle – Alle für einen: Zum 35-jährigen Bestehen im Jahre 1908 ließen sich die Aktiven ablichten. Bild: feuerwehr

Mühlheim – „Um bei einem entstehenden Brandunglück die Ordnung aufrecht zu erhalten und baldmöglichst das Feuer zu dämpfen“, schrieb Bürgermeister Gottfried Rupp 1873 in seinem Erlass zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und teilte Einwohner in Mannschaften mit festgeschriebenen Aufgaben ein. „Die Bürger der kleinen Stadt am Main mussten, nur mit Hilfe von Eimern, so manchen Brand löschen“, heißt es in der Chronik, die bei der akademischen Feier zum 150-jährigen Bestehen der Mühlheimer Wehr vorgestellt wurde .

Auslöser zur Gründung waren Brände im Juni 1873 bei Johann Kemmerer und ein Großfeuer am 13. November 1843, das ganz Mühlheim erschütterte. In der Fünfhäusergasse gingen sechs Wohnhäuser sowie Stallungen in Flammen auf. Die Einwohner erkannten, „dass man nur durch ausgebildetes Personal und gepflegte Ausrüstung dem Feuer entgegenhalten kann“, heißt es im Protokoll. So fanden sich im selben Jahr „15 tapfere Bürger, die sich entschlossen, unentgeltlich dem Feuer gegenüberzutreten. Zum ersten Kommandanten wurde Adam Lipps gewählt.“

Bürgermeister Rupp schaffte für 730 Gulden die erste Feuerspritze an. Sie konnte die Feuereimer noch lange nicht komplett ersetzen, erleichterte jedoch die Arbeit der Helfer erheblich, die Brandschäden konnten geringer gehalten werden. Geld für Feuerlöschschläuche war noch lange nicht vorhanden, ist zu lesen. Festgelegt wurde: „Bei Ausbruch eines Brandes als auch bei jeder Feuerprobe müssen sämtliche Mitglieder, vollständig ausgerüstet 10 Minuten nach dem Blasen des Signalisten auf dem Aufstellplatz vor der Spritzenhalle versammelt sein. § II Fehlende Mannschaften ohne Meldung werden mit 12 Kreuzern bestraft ...“ Die Retter deponierten ihr Material zunächst in der Leichenhalle, ab 1893 im Spritzenhaus in der Bleichstraße. „Einer für Alle – Alle für Einen“ heißt das Buch, für das die Brandschützer Andreas Neun und Michael Ruths Texte und Bilder zusammengetragen und technische Themen in verständliche Worte gefasst haben. Christian Spahn ist in die alte Chronik eingetaucht, hat sich um Satz und Layout gekümmert. Das gedruckte Werk umfasst 216 Seiten mit zahlreichen Fotos und „wächst mit“: Über QR-Codes, die mit dem Handy aufgenommen werden, gelangt der Leser zu Seiten im Internet, auf denen die bevorstehenden Feierlichkeiten dokumentiert werden. Die Autoren haben Abteilungen der Wehr beleuchtet und Hauptamtliche vorgestellt, die Schritte vom 112-Wählen bis zum „Feuer aus“ beschrieben. Sie haben Kameradinnen und Kameraden in Gala-Uniform, den Feuerwehr-Dienstanzug, gesteckt, in Brandschutzkleidung, Ausrüstung für technische Hilfeleistung, Waldbrandmasken und Chemikalien-Schutzanzüge. Der Nachwuchs trägt den Übungs- und Kinderfeuerwehranzug.

Michael Ruths hat sämtliche Fahrzeuge der drei Wehren aus allen Epochen nachgebaut und Modelle vom verstorbenen Kameraden Axel Schmitt übernommen. Auch sie kommen zur Geltung.

Natürlich erinnert der Band auch an besondere Einsätze wie den Brand auf dem Schanz-Gelände 1998. Ex-Stadtbrandinspektor Heribert Hennig äußert sich zum Hochwasser 2002 an der Elbe und im Folgejahr in Mühlheim, Ex-Wehrführer Harald Prilop schildert das Feuer im Sportzentrum 2004.

In Videos, die mit dem Mobiltelefon abgerufen werden können, stellen die Chronisten Fahrzeuge vor, dicke F-Schläuche, den Wechsellader und topmoderne Schlauchwaschanlagen. „Den Turm nutzen wir nur noch für Übungen“, erklärt Spahn. Fünf hauptamtliche Gerätewarte und zwei Mitarbeiterinnen in der Verwaltung sind für die Wehr tätig.

Karlheinz Hatzebruch erzählt von der Fastnachtstradition, die in den 50er Jahren in der „Grünen Linde“ in der Marktstraße entstand. Der Fünferrat zog 1966 ins neue Feuerwehrhaus an der Dietesheimer Straße, 1987 in die Turnhalle der Sport-Union.

Gefeiert wurde bei der akademischen Feier (Siehe Seite 5) auch die fünfzig Jahre währende Freundschaft mit Vertretern von Wehren aus den Mühlheims am Bach, an der Eis, an der Gailach im Altmühltal, an der Donau und am Inn in Oberösterreich.

Die Chronik

ist für 18 Euro bei Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr zu haben.

Von Michael Prochnow