Kompass-Rundgang zeigt Probleme am S-Bahnhof auf „Abends oft unangenehm“

Rundgang: Bürger im Gespräch mit Polizei und Verwaltung am S-Bahnhof.

Mühlheim – Die Bahn hat ihre S-Bahn-Stationen durchaus barrierefrei erschlossen. Doch der beste Aufzug nutzt nichts, wenn er nicht funktioniert. Und die abgeflachten Bordsteine zu den Parkplätzen helfen gehbehinderten Menschen nicht viel, wenn ein Auto drauf steht. Beim Rundgang im Kompass-Programm ist das nicht der Fall. 27 Bürger nehmen kritische Stellen im Stadtgebiet unter die Lupe.

Die erste Station bilden der Treppenaufgang und die Bushaltestelle auf der Südseite des Bahnhofs. Die Gruppe kommt vom Rathaus-Innenhof, musste also noch keine Stufen überwinden. Das ist jetzt anders, der kaputte Lift zwingt die Rolli-Fahrer zum Rückzug gen Talweg, um auf der Fußgänger- und Fahrrad-Unterführung die Schienen zu kreuzen und so zur Nordseite des Bahnhofs zu gelangen. Rund um den Fahrradständer sieht es eigentlich ganz manierlich aus. Die Beteiligten aus Vereinen und Sozialverbänden weisen die Mitglieder aus Stadtverwaltung und von der Polizei allerdings darauf hin, dass es vor allem abends oft unangenehm sei, den Zugang zum Nahverkehr zu nutzen: Junge Leute rotten sich dort zusammen, und sehr einladend wirke die Station wegen der Schmierereien auch nicht, zählen Teilnehmerinnen auf.

In der Bahnhofstraße steht ein schwerer Geländewagen über den halben Bürgersteig, nur mit Mühe kann der Herr mit dem dreirädrigen Rollstuhl passieren. Die Fahrerin des PKW entschuldigt sich freundlich, „aber so ist das hier dauernd“, wendet sich eine Dame an Bürgermeister Daniel Tybussek. Er fragt auch an der Kreuzung mit der Mozartstraße und im Bürgerpark nach Problemen.

Meistens sei es es nur das „ungute Gefühl“, das einen beschleicht, wenn man sich an bestimmten Orten befindet, erklären die beteiligten Polizisten. Die Kriminalstatistik weise keine der angesteuerten Adressen als Schwerpunkt für Verbrechen aus. Eine Beamtin zitiert ein Gerichtsurteil aus Frankfurt, wonach Passanten dort durchaus falsch parkende Autos ablichten und die Fotos dann den Ermittlern vorlegen dürfen. „Rufen sie uns an, wir kommen!“, ermutigt die Kollegin.

Kompass steht für das Kommunalprogramm Sicherheitssiegel des Hessischen Innenministers, mit dem hessenweit mehr als 90 Kommunen Sicherheitskonzepte mit der Bevölkerung erarbeiten. In sechs Tagen wird der Rundgang mit den ausgewählten Teilnehmern bei Dunkelheit wiederholt.  
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