Der Mühlheimer Naturkalender 2022 ist ab sofort erhältlich Augenblicke eingefangen

Mit der Kamera ausgestattet zieht Rainer Kraft durch die Natur. Hier präsentiert er ein Plakat zum Kalender. FotoS: M

Mühlheim – Goldener Oktober, bunte Blätter fallen, und zwar für jeden Monat eines. Es ist die Zeit der Kalender, in diesen Wochen stapeln sie sich in Drehständern und in den Regalen von Kaufhäusern und Geschenkeläden. Die natürlichste Version für Fans von Fauna und Flora vor Ort ist allerdings nicht auf den Wühltischen zu finden. Den Mühlheimer Naturkalender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) gibt´s nur in Mühlheim.

Es ist schon die 21. Ausgabe, aber die allererste, die der neue SDW-Vorsitzende Rainer Kraft in eigener Regie angefertigt hat. Bis vor zwei Jahren war die Gestaltung das Steckenpferd seines Vorgängers Heinz Bruch. Auch andere Hobbyfotografen aus den Reihen des Vereins standen nicht mehr zur Verfügung. Aber Biologe Kraft ist fast täglich mit der Kamera um den Hals auf Feld und Flur unterwegs und verfügt über eine schier endlose Auswahl an gelungenen, originellen und sensationellen Fotografien aus jeder Jahreszeit.

So bedurfte es keiner Suche nach passenden Motiven für die Monate, eher einer geschickten Auswahl mit geübtem Auge. So entstand eine kleine Chronik über den Verlauf von Wetter und Klima im Jahr 2020. „Die Bilder sind alle aus Spaziergängen in Mühlheim im jeweiligen Monat entstanden“, versichert der Autor. Er versah die Rückseiten mit Erläuterungen und Beschreibungen, wie die zum Titelbild.

Da blickt ein goldbraunes Eichhörnchen zwischen frühlingsgrünen Ästen schelmisch auf den Betrachter herab. „Das Sciurus vulgaris konnte ich am 12. März auf dem Weg hinter dem Franzosenviertel fotografieren“, sagt Kraft. „Kaum war es vom Weg auf den Baum gehuscht, hatte es alle Scheu abgelegt und schien fasziniert zu beobachten, was der Kerl mit der Kamera da macht.“

Das konnte die „kleine Schönheit ganz groß“ vom Januar nicht. In einer von acht Sonnen-Stunden entdeckte der Fotograf ein Moospolster, das auf der Mauer des Rodaudamms Reifkristalle blitzen, Fruchtkörper und zarte Fäden der Spinnweben leuchten und glitzern ließ. „Nur an einem einzigen Tag kletterte die Quecksilbersäule nicht über die 0-Grad-Marke“, hatte der Naturliebhaber notiert.

Der Februar war gar der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881, lernt der Leser. Wie stimmgewaltig der Zaunkönig piepst, dokumentiert er mit weit aufgerissenem Schnabel auf dem März-Blatt. Ausführlich wird der drittkleinste Vogel in Europa und der durchschnittliche März beschrieben. „April und Kartenglück wechseln jeden Augenblick.“ Eine Bauernweisheit überschreibt auch den Frühlingsmonat, dazu eine leuchtend gelbe Attraktion, die Blüte der Besenginster.

Ein Entenküken schwimmt in den kühlen und trockenen Mai vor zwei Jahren. Kraft warnt vor dem Füttern. Den Juni repräsentiert eine idyllische Bucht am Main, den Juli knallrote Hibiskusfrüchte. Einen seltenen Blick auf eine Teichralle mit einem Jungen gelang dem Kalendermacher im trockenen und heißen August an der Rodau. Eine spektakuläre Sicht auf den Abendhimmel hielt er im ebenso trockenen September fest.

„Hilft der Oktober nicht mit Sonne, hat der Winzer keine Wonne“, sagen Landwirte. Und der 10. Monat hatte 2020 tatsächlich nicht viel Sonnenschein zu bieten. In der November-Milde von vor zwei Jahren schoss der Vorsitzende ein Bild vom St. Markus-Turm, der aus dem Laub ragte, „Dezembersonne“ nannte er die Aufnahme zum feuchten Finale des zweitwärmsten Jahres.

Den Kalender gibt es unter anderem im Mühlheimer Buchladen, Bahnhofstraße 17-19, für 4,50 Euro zu erwerben.

VON MICHAEL PROCHNOW