Geschichtsverein restauriert Harmonium / Vorspiele geplant Erst qualmte es

Interessierte Zuhörer im Mühlheimer Stadtmuseum: Klavierlehrerin Jolante Ilkow testete vor Gerda Brinkmann (von links), Walter Schäfer, Albert Dewald und Karl-Heinz Stier das Harmonium.

Mühlheim – Das Harmonium gehört zu den Instrumenten, die sich anders als Klavier oder Geige nicht sonderlich für Solokonzerte eignen. Mit dem per Fuß getretenen Blasebalg lässt sich keine große Virtuosität zelebrieren. Durch die verschiedenen Register erzeugt das Harmonium jedoch eigene, spezielle Klangfarben.

Der Geschichtsverein übernahm nun ein Exemplar als Geschenk.

Der Ehrenvorsitzende Albert Dewald erzählt, wie er jüngst den Mühlheimer Erwin Driser im Rewe an der Friedensstraße traf. Driser erzählte von dem Harmonium, das schon geraume Zeit im Keller stünde, „Verwendung haben wir dafür aber keine. Will der Geschichtsverein es vielleicht haben?“ Der wollte.

Dewald erzählt, wie sich Michael Ruhr, der Organist von St. Markus, an die Tasten setzte. Die ersten Minuten ging alles gut, „dann qualmte es“. Der Rauch zeugte jedoch anscheinend nicht von Hitze, sondern eher von der angesetzten Patina der Jahrzehnte. Dennoch überkam Dewald abends ein mulmiges Gefühl, „nicht, dass wir das Alte Rathaus abbrennen“. Mit dem Geschichtsvereinsvorsitzenden Karl-Heinz Stier vergewisserte sich Dewald vor Ort. Alles war gut.

Mancher könnte den ans Akkordeon erinnernden Klang noch aus der Kindheit im Ohr haben. Wenn in der Kirche die Orgel ausfiel, kam häufig das Harmonium zum Einsatz, um Chorälen ein harmonisches Korsett zu geben.

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Albert Dewald fand bei Rainer Sabisch Hilfe, das Harmonium wieder in Schuss zu bekommen. Der Mühlheimer Elektrofachmann kennt sich auch mit reiner Mechanik aus. Mit ein paar Handgriffen bekam Sabisch das 50 Jahre alte Instrument wieder hin.

Im Stadtmuseum probierte mit Jolante Ilkow eine Fachfrau das Instrument aus. Die Klavierlehrerin von der Mühlheimer Musikschule kam extra aus dem Odenwald, um das Harmonium zu testen, „sie wusste sofort, wo sie welchen Knopf ziehen muss“. Keine Selbstverständlichkeit für eine Pianistin.

Fürs Harmonium schrieben namhafte Komponisten wie César Franck, Camille Saint-Saëns oder Max Reger. Zu Gehör wird der Dietesheimer Unterhalter Stefan Heberer die Anschaffung des Geschichtsvereins erstmals offiziell am Freitag, 8. April, bringen, wenn der Geschichtsverein zur Eröffnung der Ausstellung „Es war einmal. Schätze aus der Spielzeugkiste“ das Stadtmuseum (Marktstraße 2) öffnet. Federführend initiiert Gerda Brinkmann die Schau mit einer kleinen Gruppe.

Von Stefan Mangold