Kriminacht begeistert die jungen Pfadfinder Mit Fackeln durch die Steinbrüche

Es ist ein aufregendes Schauspiel für Kinder und Eltern, nachts mit der Fackel durch den Wald zu laufen. Foto: man

Mühlheim (man) – So lautet das Leitmotiv der Pfadfinder. Das sind auch die jungen Leute, die letztlich jeden Weg finden und außerdem kein Problem damit haben, auch bei frischen Temperaturen die Nächte im Freien zu verbringen. Am 23. November veranstalten die Jungs vom „Stamm der Tscherkessen“ zusammen mit der „Mädelschaft Rheinmöwen“ den Fackel-und Laternenlauf durch die Steinbrüche, eingebettet in einen diffizilen Kriminalfall.

Gegenüber des Vereinsheims am Grünen See brutzeln Alexander Rauschmann und andere Helfer der Artifical-Family, die in der Nachbarschaft der Pfadfinder residiert, Würstchen zu den Pommes-Frites. Im Holzhaus kümmert sich Bernd Stier um die Herstellung von einem verwegenen Mix aus Wein, Rum und Früchten, was so ein bisschen wie Glühwein schmecken soll.

Viele kommen automatisch über die Eltern zu den Pfadfindern. Stier gehört zu jenen, bei denen der Zufall die entscheidende Rolle spielte. Als Jugendlicher habe er viel Zeit in der Stadtbibliothek im Bürgerhaus verbracht. Damals trafen sich dort auch die Pfadfinder, die Bernd Stier ansprachen, ob er nicht Lust habe, bei ihnen mitzumachen, „seit über 25 Jahren bin ich jetzt dabei“. Vor dem Haus steht eine Jurte, ein Zelt, mit dem in der Mongolei oder in Kirgisistan die Nomaden übers Land ziehen. Hierzulande nutzen besonders die Pfadfinder das Teil, weil hier drinnen gleich eine ganze Gruppe schlafen kann.

In der vom Fackellicht erhellten Finsternis lässt sich schwer schätzen, wie viele Leute dem Ruf zu „Lichter im Steinbruch“ gefolgt sind.

Etwa 200 machen sich schließlich auf den Weg durch den Wald über die Brücke am Grünen See.

Sia Kodoh gehört zu den Jugendlichen, die das Kriminalstück, das im Wilden Westen spielt, vorbereiteten und inszenierten. Die Kinder im Tross unterstützen den Sheriff bei der Aufklärung eines heiklen Falls. Die Tochter des örtlichen Indianerhäuptlings und auch „Rosto Biffo“, das Lieblingsrind der Cowboys, sind gleichermaßen spurlos verschwunden.

Nicht nur Mühlheimer sind erschienen, auch Pfandfinder aus anderen Regionen, wie etwa der 17-jährige „Neuberddo“, der dem „Stamm schwarzer Haufen“ im Gau Franken des Deutschen Pfadfinderbundes angehört. Eigentlich heißt „Neuberddo“ ganz anders. Die Namensgebung bei den Pfadfindern gestaltet sich bei Licht betrachtet sinnvoller als im bürgerlichen Leben. Ob einer Hans-Dieter Stuckenberger oder Johann von der Heiden heißt, hängt nur vom Zufall ab. Die Namen der Pfadfinder entstanden aus irgendeinem Anlass. Ähnlich wie bei den Protagonisten in Halbweltkreisen, die auch nicht von Geburt an Gamaschen-Colombo oder Zahnstocher-Charlie hießen. Der fränkische Pfadfinder dachte sich jedenfalls einmal rein gar nichts dabei, als er zur Gruppenstunde mit einer Schirmmütze erschien, die für das Möbelhaus „XXXLutz Neubert Würzburg“ warb. Mit dem Tag mutierte Timo zu „Neuberddo“.

Der 17-jährige weiß noch nicht, ob er heute in der Hütte oder draußen im Zelt schlafen wird. Für die topp ausgerüsteten Pfadfinder ist es kein Problem, sich auch bei äußerst frischen Temperaturen in den Wald zu legen. Auf Wanderungen durch den Spessart oder den Odenwald schlagen die Jugendlichen schließlich auch nicht im Hotel ihr Lager auf. Digitale Fluchten gibt es keine: In Gruppenstunden und auf Wanderungen gilt Handyverbot.

Nach einer guten Stunde in der Dunkelheit ist der Fall um die Häuptlingstochter und die Lieblingskuh gelöst. Wer noch Appetit verspürt, muss sich sputen. Die Leute vom Grill der Artifical-Family haben nur noch 23 Würstchen übrig.