Jährliche Waldbegehung mit Forstamtsleiter Christian Münch Klimawandel sorgt für stetiges Waldsterben

Die rund 50 Teilnehmer der jährlichen Waldbegehung erfahren, dass mehr Eichen gepflanzt werden sollen, da diese den Folgen des Klimawandels am besten Stand halten. Foto: m

Mühlheim (m) - Mehr Eichen, lautet das Ziel für den Mühlheimer Wald. Doch die Förster müssen sich zwischen Laub und Nadeln noch weiteren, großen Herausforderungen stellen. Einige davon lernten die fast 50 Teilnehmer bei der alljährlichen Waldbegehung am Samstagmorgen von Forstamtsleiter Christian Münch kennen.

Vom Seerosenweiher aus führte der zweistündige Spaziergang ins Unterholz und an typische Arbeitsplätze der Experten südlich von Markwald.

Wer waren schon Vivian und Wiebke! Noch immer beschäftigen die Orkane von Februar und März 1990 die Forstleute, auch auf der Gemarkung der Mühlenstadt.

Extrem Sommer sorgt für Dürre

Doch was sind die längst wieder bewachsenen Flächen gegenüber dem, was da jetzt auf den Wald zukommt: „Das ist schon keine Trockenheit mehr, das ist eine richtige Dürre“, warnte Münch. Der Klimawandel werde dem Forst in den nächsten Jahren noch viel Kummer bereiten, stimmte er die Kommunalpolitiker auf schwere Zeiten ein.

Experte rechnet mit großen Verlusten

„Die Häufung der extremen Wetterlagen wird im Rhein-Main-Gebiet zu erheblichen Verlusten führen“, sagte der Experte voraus. Bei immer längerer Trockenheit und steigenden Temperaturen müssen vertrocknete Äste und abgestorbene Pflanzen beseitigt werden, um die Nutzer der Wege zu schützen.

Den Baumbestand durchmischen

Die Forstämter wollen den Baumbestand gut durchmischen, um die Verluste gering zu halten. Dabei bauen sie auf heimischen Arten, andere wie die standortfremde Spätblühende Traubenkirsche sollen eingedämmt werden.

Die Art aus Amerika sei durch ihren Stockausschlag wie eine Hydra: „Schlägst du ihr einen Kopf ab, bringt sie sieben neue hervor.“ Eichen werden bis zu 200 Jahre alt, ihr Holz bringe für die Produktion von Parkett und Rotweinfässern gute Erträge.

Birken stehen im Vergleich nur bis zu 60 Jahren. In der Region gedeihen auch Fichte, Linde und Buche.

„Fast alle Sorten sind willkommen, so lange sie die Eiche nicht stören“, setzte Münch klare Prioritäten.

Eiche als Wertträger

„Mit der Eiche als Wertträger haben sie einen tollen Wald“, lobte der Fachmann.

Der Baum zeige sich obendrein als besonders robust gegenüber Umwelteinflüssen. Sterben Buchen und Birken auf überflutetem Grund ab, hielten Eiche und Kiefer stand. Auch mit der Hitze kämen sie bislang besser zurecht.

Borken- und Prachtkäfer bereiteten in dieser Saison noch keine größeren Schäden, der Mistelbefall schon. Der Parasit töte seinen Wirt, sauge vor allem Kiefern aus. Zwiespältig sieht Münch die starke Population des Schwarzwilds: Wildschweine lockern den Boden auf und fressen Schädlinge, bereite dabei aber den Landwirten Sorgen.

Wild profitiert vom Klimawandel

Mittlerweile wagen sich die Tiere bis in die Vorgärten, berichteten Teilnehmer, der Klimawandel habe das Nahrungsangebot für das Borstenvieh vergrößert. Das Rehwild verbeiße Rinde und futtere Knospen.

Anwohner berichteten von einem Wolfshund, der nicht an der Leine gehalten werde und andere Tiere getötet habe. Landwirte baten, die auf Wiesen am Waldrand ragenden Zweige der Eichen zu kürzen.

Um auch in feuchteren Zeiten die Schnakenplage gering zu halten, sanieren die Forst-Mitarbeiter die Gräben, damit das Wasser zügig zu den Vorflutern abfließen kann.

Neue Strukturen schaffen

In Baden-Württemberg zogen einige Sägewerksbesitzer vors Kartellamt. Sie fürchteten eine Wettbewerbsbeschränkung, weil die Forstämter für sämtliche Waldbesitzer als Verkäufer auftraten. Der Bundesgerichtshof bestätigte eine Regelung, dass die Behörde maximal Stämme von 100 Hektar Fläche vermarkten darf, erläuterte Forstreferendar Melvin Mika. Amtsleiter Münch empfahl den Mühlheimern, sich mit anderen Kommunen und Kreisen zusammenzutun, um die Verhandlungen mit den Holz verarbeitenden Betrieben einer Gesellschaft zu übertragen.

Da der Aufbau in Hessen ähnlich wie im Nachbarland beschaffen sind, sehe die Landesregierung Prozessrisiken. Der Handel sollte darum ausgelagert werden, „die Initiative muss von den Waldbesitzern kommen“, erläuterte Münch. „Wir haben bisher immer gute Preise ausgehandelt“, er sei „sehr traurig, dass gewachsene Strukturen zerstört werden, die sich bewährt haben“.

Hessen Forst berät

Auch die Sägewerke profitierten davon, mit nur einem Vertragspartner sprechen zu müssen. Münch riet darum, Einheiten von mindestens zwei Kreisen zu bilden.

Hessen Forst werde den Eignern weiterhin beratend zur Seite stehen und seine Hege-Konzepte in Kooperation mit Fachfirmen verwirklichen.