Waldbegehung bringt viele Informationen Traubenkirsche ist ein großes Problem

Rund 30 Interessierte folgten Christian Münch, Leiter des zuständigen Forstamts in Langen, und Revierleiter Knut Dockendorf bei der Waldbegehung und erfuhren viel Wissenswertes. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Aktuelle Maßnahmen, das Ökosystem Wald im Gleichgewicht zu erhalten, stellten am Samstagmorgen Christian Münch, der Leiter des zuständigen Forstamts in Langen, und Revierleiter Knut Dockendorf vor. Rund 30 Kommunalpolitiker und Verwaltungsfachleute folgten ihren Ausführungen zum Umbau einer Abteilung, zur Sanierung der Wege und zur Verkehrssicherung.

Am Forsthausweiher begrüßte Lieselotte Kawecki, stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin, die Teilnehmer. Sie wies auf den vorliegenden Waldwirtschaftsplan hin, der ein Defizit von 9000 Euro aufweise. Das ist die Differenz aus dem Ertrag vom Verkauf geschlagenen Holzes und den Kosten für die Hege durch die Förster, von ihnen beauftragte Firmen und der Anmietung von Maschinen. Angesichts des nachhaltigen Engagements tragbare Kosten, befand Bürgermeister Daniel Tybussek.

Die Route führte diesmal ins Dickicht, wo die heimischen Gehölze wie Kiefer und Eiche einen schweren Stand haben. Sie werden bedrängt von der sehr resistenten Späten Traubenkirsche. Die Sorte stamme aus Nordamerika, hörte die Gruppe, wurde nach dem Krieg an Straßenränder gesetzt, weil sie gut mit schwierigen Bedingungen zurechtkomme. Im Wald breitete sie sich auf Windwurfflächen aus, die durch die Stürme Anfang der 90er Jahren entstanden sind.

Das Problem: Die Kirsche nehme anderen Pflanzen das Licht. Sie schlage sehr schnell aus, müsse oft zweimal im Jahr beschnitten werden. Blieben nur ein paar Zentimeter Wurzel im Boden, wuchere sie im nächsten Frühjahr erneut. Außerdem verbreiten Vögel die Kerne. Selbst für den Kamin sei das Holz nicht zu gebrauchen, erläuterte Dockendorf, es hinterlassen nach dem Verbrennen einen unangenehmen Geruch. Selbst das Wild meide die Rinde der Traubenkirsche.

Wegen ihrer Widerstandskraft sei es sehr arbeitsaufwändig, die Pflanze zu eliminieren. Der Boden müsse aufgelockert werden, informierte der Revierleiter, damit sich die erwünschten Bäume entwickeln können.

Bis Juni sei mit 650 Litern auf den Quadratmeter schon die Niederschlagsmenge des ganzen Jahres erreicht worden, teilte Münch mit. Wegen der aufgeweichten Böden könne an manchen Stellen bereits ganzjährig kein schweres Gerät eingesetzt werden. Das Wasser erfordere auch ein nachhaltiges Wegebau-Konzept. Bei der Instandsetzung von Verbindungen setzten die Förster Geräte mit speziellen Sägen und Schaufeln ein.

Sie beförderten das Schnittgut in die Waldfläche, formten die Oberfläche auf rund zwei Kilometern zu den Seiten hin abfallend. So fließe das Wasser in Gräben und durch Rohre zum Vorfluter. Die Forstwirte ließen an den Wegkreuzungen größere Rohre mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern verlegen.

Dockendorf wies darauf hin, dass die Renovierung von Wegen mit Erholungsfunktion Vorrang vor solchen haben, die der Forst lediglich zeitweise für den Transport von Maschinen benötigt. Ähnlich verfahren die Experten auch mit der Verkehrssicherungspflicht an Waldrändern. Drohen Äste auf Straßen zu fallen oder bedrohen sie Spaziergänger und Radler, werden sie rasch entfernt. Das sei jedoch schwierig, wenn der Waldrand bis direkt an Privatgrundstücke reicht. Mittlerweile werden Geräte genutzt, die den Baum beim Fällen halten und ihn dann nach Wunsch ablegen. Dieses System sei schnell und vermeide, dass Straßenzüge gesperrt werden müssen.

Die Forstleute laufen bei ihren Kontrollgängen jährlich 300 Kilometer in Stadt und Kreis ab, davon 22 in der Mühlenstadt. Die Kosten für notwendige Arbeiten zur Verkehrssicherung seien vorab nur sehr schwer zu beziffern, betonte Münch.

Der Amtsleiter appellierte an Jogger und Radfahrer, Absperrungen unbedingt zu beachten. Die Bevölkerung möge ferner die Augen offen halten, weil immer wieder Bauschutt oder wie neulich wieder Altreifen im Grün „entsorgt“ werden.