Forstamtsleiter Melvin Mika spricht über den Zustand des Dietzenbacher Waldes

Der Stadtwald leidet weiterhin: Das Forstamt musste 1200 Kubikmeter Schadholz entfernen. Liegende oder stehende Bäume, die abgestorben sind, werden hingegen liegen gelassen, da sie etwa für Insekten einen wichtigen Lebensraum bilden. Bild: ans

Dietzenbach – An Normalität ist im Dietzenbacher Stadtwald auch in diesem Jahr nicht zu denken. Bisher 1000 Kubikmeter Schadholz mussten aus dem Forst entnommen werden, berichtet Mika Melvin, Leiter des Forstamtes Langen. Weitere 200 Kubikmeter wurden aufgrund von Verkehrssicherungsmaßnahmen entfernt.

Nach der Forsteinrichtung hätten ursprünglich sogar 2500 Kubikmeter kaputtes Holz beseitigt werden müssen. Doch obwohl es am Ende weniger geworden ist, zeigt sich Mika frustriert: „Wir haben ursprünglich Forstwirtschaft studiert, um den Wald zu entwickeln und nicht um sein Totengräber zu sein.“ Denn für gewöhnlich sei es die Aufgabe von Förstern, zu schauen, welche Bäume sich gut entwickelten und ihr Wachstum – durch das Fällen von schwächeren Bäumen – zu stärken. Doch insbesondere durch den Sturm im Jahr 2019 waren die Mitarbeiter des Forstamtes in diesem sowie dem vorherigen Jahr damit beschäftigt, Schadholz zu entfernen. Allein im Eulerwald hatte das Unwetter Bäume auf einer Fläche von rund 50 Hektar zerstört. Dabei habe man die kaputten Gehölze in den Jahren nach dem Ereignis zunächst liegen lassen, damit sich die Natur erholen könne, erläutert Mika. „Im nächsten Jahr wollen wir wieder mit den regulären Maßnahmen beginnen“, fährt er fort. Schließlich hofften sie auf einen feuchten Winter. Doch ob eine Rückkehr zur eigentlichen Arbeit der Forstwirtschaft möglich ist, sei auch abhängig vom Wetter im kommenden Frühjahr und Sommer.

Die zurückliegenden Hitzerekorde haben dabei insbesondere dem Eulerwald schwer zugesetzt, teilt der Forstamtsleiter mit. Durch den sandigen Boden gebe es dort bei jungen Bäumen einen Ausfall von 30 bis 50 Prozent, der es notwendig mache, das nachgepflanzt werde. Dabei sei es durchaus auch vor dem Hitzejahr 2018 dazu gekommen, dass ein weiteres Mal Bäume gesetzt werden mussten, jedoch nicht in dieser Intensität. Im vergangenen Jahr wurden circa 1,5 Hektar Eichen-Hainbuchen sowie einzelne Vogelkirschen und Salweiden gepflanzt. Für dieses Jahr sind weitere zwei Hektar geplant.

Dabei setzt die Forstwirtschaft sowohl auf Baumarten aus anderen Ländern, die hohe Temperaturen bereits kennen, wie auch auf heimische Gewächse. Zu letzterer Gruppe zählen dabei die Trauben- und Stieleiche, die für den Wald von großer Bedeutung seien. Allerdings habe man feststellen müssen, dass etwa die Stieleiche zumindest in Teilen Deutschlands stark durch den Prachtkäfer befallen seien. In den Wäldern des Forstamtes Langen indes prüfe man derzeit, ob das Problem hier überhaupt in dem Ausmaß wie anderenorts bestehe. Dabei wurden im Dietzenbacher Stadtwald erst im vergangenen Jahr mehrere Tausend Stieleichen gepflanzt.

Eine Herausforderung, die dort bereits länger besteht, ist die spätblühende Traubenkirsche aus Amerika. „Sie wächst alles kaputt“, sagt Mika aufgebracht. So gebe es im Eulerwald etwa eine Fläche auf der sich die Traubenkirsche ausgebreitet habe. Besonders gut gewachsen seien diese, nach dem das Forstamt die alten Bäume fällen müsse. Dem strauchartigen Gewächs nun einfach den Garaus zumachen, ist nach den Worten von Melvin Mika nur wenig sinnvoll. „Mit der Traubenkirsche ist es ein wenig wie mit der Hydra, bei der Köpfe nachwachsen, sobald einer abgeschlagen wurde.“

Aus diesem Grund wolle man warten, bis die Pflanzen anfingen zu faulen. Schließlich sei es bei dieser Art üblich, dass bei ihr im Alter von 20 bis 30 Jahren die Fäulnis einsetze und sie sterbe. Und sobald dieser Prozess beginne, sei die spätblühende Traubenkirsche hoffentlich schwach genug, um sie problemlos fällen zu können.

Es gibt jedoch nicht nur schlechte Nachrichten aus dem Dietzenbacher Stadtforst. So gebe es einen Abschnitt mit Eichen, die so viele Eicheln abgeworfen hätte, dass ein regelrechter Teppich aus neuen Bäumen entstanden sei. „Wir haben die Hoffnung, dass sich die jungen Eichen an die aktuellen Bedingungen anpassen können“, sagt der Forstamtschef. Bei der Fichte sei das schon nachgewiesen worden, also gebe es für ihn keinen Grund, dass das bei anderen Art nicht auch möglich sei.

Von Anna Scholze