Zum Dialog des Lebens gehört kochen – Afghanisch kochen bei der Adventgemeinde Köstliche Spezialitäten vom Hindukusch

30 Besucher kochten zusammen leckere afghanische Gerichte in der Adventgemeinde in Mühlheim. Foto: m

Mühlheim (m) – Man brate Zwiebeln in einer Pfanne mit Öl, bis sie weich und dunkelbraun sind. Dann wird Tomatenmark untergerührt, Okra untergemischt und mit Kurkuma, Salz und Pfeffer gewürzt. Klingt ganz einfach – wüsste man nur, was Okra und Kurkuma sind. 30 Besucher der Adventgemeinde bereiteten am Sonntagnachmittag Spezialitäten vom Hindukusch. Warum trifft sich eine religiöse Gemeinschaft zum Kochen? Pastor Michael Mainka, der erst im September nach Mühlheim kam, holt aus: Ein wichtiger Grundsatz der Adventisten sei die Trennung von Kirche und Staat und die Stärkung der persönlichen Glaubens- und Religionsfreiheit. Man beschränke sich jedoch nicht auf theologisch-philosophische Themen. „Zum Dialog des Lebens gehört kochen, dabei können wir in Verbindung treten, andere Kulturen kennenlernen, die Distanz verringern“, argumentiert der Seelsorger. „Wenn wir voneinander mehr wissen, haben wir mehr Verständnis füreinander“.

Eine weitere Gruppe wusch in der Küche Basmati-Reis und ließ ihn quellen, schälte Karotten und entstielte Rosinen. Während die in heißes Wasser eingeweicht wurden, brieten die Hobbyköche die Karotten in Öl leicht glasig an. Das Gemüse richteten sie auf einer vorgewärmten Servierplatte an und bedeckten es mit dem Reis. Diese Rezeptur nennt sich Qabuli und ist vor allem in Kabul bekannt. Unter der Anleitung von Zeynab und Umar, die vor mehreren Jahren von Afghanistan nach Lämmerspiel gelangten, entstanden auch Köstlichkeiten mit so wohlklingenden Namen wie Manti, Sambosa und Bandjani Siyah – Auberginen mit Tomaten- und Joghurtsoße. „Bei uns kochen die Männer nur bei großen Festen“, lächelt Zeynab. Anders ist das in Südkorea, da kocht meistens gar keiner. „Wir sind nicht oft zu Hause“, erläutert Daniela und berichtet, dass diesmal auch Ehemann Kim mitangepackt habe. „Er war früher nie in der Küche.“ Zahra stammt aus Persien, sagt sie. „Ich habe einen Kürbis geschnitten, sehr klein, das war sehr mühsam“, zu Hause gelinge das nicht so gut. Aldo, Sizilianer aus Hausen, hat ebenfalls geschnippelt und dann am Herd gestanden. Michael Mainka stand zum ersten Mal so lange in der Küche seines neuen Arbeitsplatzes. Er betreut auch die Gemeinden in Neu-Isenburg und Frankfurt-Unterliederbach. Der 57-Jährige ist schon länger im Rhein-Main-Gebiet tätig. Mit Hausbesuchen lernt er noch die Gemeinde-Mitglieder kennen, knüpfte schon Kontakte zu Kollegen der anderen Kirchen. Jetzt möchte er Pläne mit dem Kirchenvorstand für die Gemeindearbeit entwickeln. Sein Schwerpunkt liegt auf der Erwachsenenbildung und im interreligiösen Dialog, auch mit muslimischen Gemeinschaften. Der Theologe wollte mit der Kochaktion innerhalb der interkulturellen Wochen des Kreises auch Informationen über Land, Leute und Leben in Afghanistan gewinnen. Und das gelang zwischen Herdplatten und der gedeckten Tafel ganz gut.