Babenhausen/Harpertshausen (mj) – In den vergangenen Tagen sind die Sternsinger durch Babenhausen und die Stadtteile gezogen. Insgesamt waren 44 Kinder und 15 Erwachsene unterwegs, die rund 300 Adressen anliefen. Im Namen der katholischen Pfarrei St. Josef brachten sie den Segen für 2017 und baten parallel um eine Spende für die armen Kinder dieser Welt. In Harpertshausen war an zwei Tagen eine besonders motivierte Gruppe unterwegs.

„Hier, greift mal alle kräftig zu“, sagt Kurt Kratz und schiebt den Kindern einen großen Teller mit Gebäck zu. Die kurze Plätzchenpause bei dem 76-Jährigen nimmt die Gruppe mit den bunten Kostümen und den Kronen auf dem Kopf gerne an: Es ist der Lohn für ihren Besuch als Sternsinger. Kurz zuvor hatten die vier Schüler gesungen und den Segen für das neue Jahr gebracht, der für die nächsten 365 Tage auch als Kreidezeichen auf der Haustür zu erkennen ist. Die Abkürzung „20*C+M+B*17“ bedeutet „Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus“. Als ehemaliger Harpertshäuser Ortsvorsteher kennt Kurt Kratz die meisten der jungen Besucher und weiß, aus welchen Familien sie im Ort stammen. Den zehnjährigen Emil ordnet er ohne Probleme der Familie Schnur in der Hauptstraße zu.

Bei Gemeindereferentin Claudia Czernek von der katholischen Pfarrei St. Josef liefen wie gewohnt die Fäden für die Sternsinger in Babenhausen zusammen. In einigen Stadtteilen verfügt sie über Helfer, die ihr die dortige Organisation fast komplett abnehmen. Dazu zählt Hildegard Mainka aus Harpertshausen. Seit 1999 hilft sie beim Kommunionsunterricht, seit 2003 auch bei den Sternsingern. Mittlerweile holt die 57-Jährige lediglich die Kostüme in Babenhausen ab. Der Rest läuft in Eigenregie.

Kurz vor dem Jahreswechsel lud sie die Schüler zu sich nach Hause ein, um Ablauf und Texte zu koordinieren. Die Kinder spricht sie jedes Jahr direkt im Ort an, ob sie als Caspar, Melchior und Balthasar auftreten wollen. Diesmal gab es von Vanessa (12), Emil (10), Lara (11) und Luis (9) eine Zusage. Das Quartett bringt schon reichlich Erfahrung mit: Zwischen zwei- und sechsmal waren die einzelnen Kinder schon für die gute Sache unterwegs.

An zwei Nachmittagen standen nun erneut rund 30 Adressen in Harpertshausen auf dem Programm. „Wer sich nicht abmeldet, wird Jahr für Jahr erneut angelaufen“, erklärt Mainka. In der Regel ziehen die Sternsinger am Wochenende los, weil da die Chancen am größten sind, die Leute zuhause anzutreffen. Wer nicht da ist, erhält meist tagsdrauf einen zweiten Versuch.

„Es gibt auch Leute, die vorher anrufen und fragen, wann wir genau kommen“, erzählt Mainka. Exakt eingrenzen könne sie das aber nicht: „Ich kann nur den Tag nennen. Die genaue Uhrzeit ist dagegen schwierig“, sagt sie. An einer Haustür fanden die Kinder einen Briefumschlag mit einem Geldschein. Hier ahnten die Bewohner schon, dass die drei Weisen aus dem Morgenland während ihrer Abwesenheit kommen.

„So, jetzt gehen wir zu deiner Oma“, kündigte Mainka am ersten Tag ein Heimspiel für einen ihrer Schützlinge an. Bei Sigmar Nadolny fühlten sich die Kinder besonders wohl: Der Ofen in seinem Wohnzimmer erzeugte eine mollige Wärme und die Umrandung wurde zur willkommenen Sitzgelegenheit. Im Haus der Familie Reuling mussten die Kinder während ihres Vortrags lachen, als Hund „Sammy“ durchs Wohnzimmer streifte und sie aus dem Konzept brachte. In den meisten Häusern zündeten die Familien den Christbaum zum Auftritt der Sternsinger an.

Hinter der bundesweiten Sternsingeraktion steht das Kindermissionswerk in Aachen. 2017 stand die Hilfe für Kenia im Mittelpunkt. Nimmt man alle 500 000 Sternsinger in Deutschland zusammen, ist es weltweit die größte Aktion, in der sich Kinder für Kinder einsetzen. „Trotzdem ist es gar nicht so einfach, Jahr für Jahr genügend Schüler in Babenhausen für die Aktion zu finden. Immer mehr sind während der Ferien mit ihren Eltern im Urlaub“, berichtet Czernek. So war lange nicht klar, ob es gelingt, das Baugebiet Ost in Babenhausen abzudecken. Zwar wurde noch eine Gruppe für den Sonntagnachmittag gefunden, alle Adressen wurden aber nicht geschafft.

Auch in der Kernstadt fand im Vorfeld eine kleine Einweisung statt. In der gab Claudia Czernek zusätzlich noch ein paar Verhaltensregeln mit an die Hand. „Langsam, laut und deutlich sprechen“, lautete eine davon. Nicht ganz angebracht seien zudem neugierige Blicke, was in den besuchten Wohnzimmern anders als zuhause ist. Ebenfalls wichtig: „Wir freuen uns über Süßes als Belohnung, fragen aber nicht danach. Das tun wir an Halloween, aber nicht bei den Sternsingern“, so Czernek.

Weitere Informationen:

www.sternsinger.de