Das Chaos im Griff Mühlheimer Kirchturm Komödianten überzeugen

Turbulent ging es auf der Bühne zu, als die Kirchturm Komödianten den Schwank „Auch gute Bullen können irren“ gleich viermal aufführten. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Als der 1000. Tatort über die Mattscheibe flimmerte, war der Tote unter den Basaltköpp’ identifiziert. Polizeihauptwachtmeister Hugo Hammer (Stefan Heberer) hatte mit der Aufklärung der Tat allerdings nur wenig zu tun. Auch die vermeintliche Verstärkung aus der Großstadt, Kriminalhauptkommissarin Hilde Haase (Rita Bauer), arbeitete wenig lösungsorientiert, beherrschte aber das Revier.

 „Auch gute Bullen können irren“, zeigten die Kirchturm Komödianten viermal auf der Pfarrheim-Bühne, einen Schwank in drei Akten von Peter Durke. Und der zieht mit seinem Stück so ziemlich alle Register, die das Stammpublikum der vier Vorstellungen erwartet hatte. Was auch immer die „Beamten“ vermuten, sie bewegen sich auf dem Holzweg. Schließlich spitzt sich das Chaos der Charaktere zu, und so ganz nebenbei findet noch „jedes Töpfchen sein Deckelchen“. Und das kommt so: Hugo fühlt sich von der neuen Chefin ins zweite Glied versetzt, hält aber den Laden am Laufen und vermittelt zwischen einem neuen Drill und den „Stammgästen“ auf dem Revier.

Da ist zunächst Putzfrau Helga Rose alias Röschen (Christine Blum), die mit Schrubber und Eimer natürlich immer im falschen Moment auftaucht. Pfarrer Herbert Sommer (Bernd Schmitt) zeigt Flitzer Kurti an, der von Nachwuchs-Mitspieler David Kabboouri Lara engagiert dargestellt wird, und kämpft – erfolglos – gegen den Nudistenverein von Olga Tauber (Margarete Seipel). Dem muss Oma Lisbeth beitreten, damit eine Anzeige gegen sie fallen gelassen wird. Claudia Scheitler, aus der Obertshausener Country-Szene bekannt, stand erstmals auf der Kirchturm-Bühne und wetterte schon sehr überzeugend.

Komödianten beherrschen das Chaos

Unter Mordverdacht steht schließlich auch Olaf Grimmig (Manfred Pertold), der die Tat doch gemeldet hat. Selbst Ortsvorsteher Harald Höflig (Helmut Jung) gerät in ein fahles Licht, obwohl noch nicht einmal eine Leiche gefunden ist. Nebenbei verguckt sich Haase-Assistent Harry Krämer, den nach der Erkrankung von Hendrik Blum von Uwe Seyfert verkörpert wird, in die strebsame Dorf-Beamtin Charlotte Schmetterling (Jutta Gasse).

Die Komödianten beherrschten das Chaos sicher, halfen dem Zuschauer, den Überblick zu behalten, obwohl es der Autor den Schauspielern da nicht leicht gemacht hat. Immer wieder treffen sich die Akteure auf „Nebenkriegsschauplätzen“, so dass am Ende ein Gag die verfahrene Handlung aufklären muss: Der „Tote“ ist ein Hase, ein Rammler, dessen Karriereende längst für die Bratenröhre vorgesehen war.

Mit lokaler Komponente

Die gesamte Truppe gefiel durch sichere Auftritte – was manchmal nicht leicht fiel. Schließlich spricht heutzutage kaum noch jemand durchgehend Dialekt, während das Stück durch die Verlegung nach Dietesheim und in den hessischen Zungenschlag eine lokale Komponente erfuhr.

Regisseur Kurt Weber gehört neben Helmut Jung, Stefan Heberer und Jutta Gasse zum Team der ersten Stunde, das 1997 „Ärger beim Kronenmax“ machte. Zum Jubiläum haben sie ein eigenes Heft mit interessanten Rückblicken zusammengestellt. Weber ließ sich erstmals von Stefan Schwab unterstützen, was dem Wunsch nach einer Verjüngung und nach frischem Schwung entspricht. Doch die Suche nach neuen Gesichtern erweist sich auch für die Theaterfreunde als ein anspruchsvolles Unterfangen, zielen die Werke doch auf ein reiferes Publikum. Doch warum sollte der Kolpingfamilie vor der Komödienkulisse nicht auch gelingen, was beim Karneval mit neuen Ideen bereits klappt.