2.000 Teilnehmer in mehr als 80 Gruppen begleiten den Rosenmontagszug in Mühlheim Müllem Helau – 20.000 Narren trotzen dem Wetter

Die rosa Vespas vom Verein Frau-Mutter-Kind waren ein echter Hingucker und sausten durch die Mühlheimer Gassen. Foto: m

Mühlheim (m) – Wie gefährlich ist die Fastnacht? In anderen Hochburgen ließen Narren die Meteorologen entscheiden, wollten Sturm und Regen nicht abwarten und sagten ihre Züge am Rosenmontag komplett ab. Ohne König Karneval fallen offenbar keine Ziegel von Dächern und Bäume auf Häuser. Die Verantwortlichen in der Mühlenstadt fassten sich ein Herz und landeten in der Realität: 2000 Teilnehmer in mehr als 80 Zugnummern und 20.000 Zuschauer überstanden tatsächlich zwei kurze Regenschauer.

Und trotzdem: Der Klimawandel ließ grüßen, und vielleicht sollten die Organisatoren doch über einen Plan B für die aufwendig vorbereiteten Paraden nachdenken, damit die enormen Mühen der Gruppen kein Lotteriespiel werden. Die Kanoniere des Karnevalsvereins können sicher nicht jede Wolkenmauer wegschießen.

Doch gegen die Feuchtigkeit hatten sich die Fußgänger mit durchsichtigen Regencapes, Vereinsjacken und Schals gewappnet.

Auch die weiten, knallroten Gewänder der Firedrums hielten so manchem Regen stand, ebenso die tierischen Kostüme des SUM-Orchesters. Die Tollitäten thronten durchweg auf hohen Wagen, allein Sonnau-Chef Karl-Christian Schelzke und Ex-Ritter verteilten auf Schusters Rappen wärmende Grüße aus kleinen Flaschen. Die Schönsten waren anderen: Die Kita „wilde Zwerge“, zugleich die stärkste Kindergruppe, gewann die Prämierung als Bonbons mit passenden Mützen und Pril-Blumen. Zweite wurden die Stadtwerke mit Rakete, giftgrünen Außerirdischen und „Energie bis ans Ende der Galaxie“, Dritte die LCV-Mädels als attraktive Kraken mit orange-farbenen Beinen, Muschelmützen und rotem Haar.

Die größte Formation bildeten die Abteilungen der Obertshausener „Babbscher“ mit Garden, Nodebabbscher, Lederbaron und Comtesse, die auch auf den Spielkarten abgebildet waren, die ihr Fußvolk kleidete. Als außergewöhnlichster und am aufwendigsten gestalteter Wagen zeichnete die Jury die hohe Burg der „Issgemer Bube’“ aus der Wetterau aus. Die „Bembelritter“ gingen neben Mühlheim noch auf drei weitere „Kreuzzüge“.

Die Dallas-Cowboys hatten einen rollenden Salon an einen riesen Traktor gehängt, die Klein-Auheimer Karnevalisten schaukelten ihre Tollitäten auf einem knallroten Narrenschiff durch die Mühlenstadt. Manche Laster waren jedoch rollende Litfaßsäulen und fahrende Kneipen, was vielleicht nicht ganz der Idee von Fastnacht entsprach.

Anders die tollen rosa Vespas aus einem Skateboard mit größerem Vorderrad und der typischen Frontschürze von Frau-Mutter-Kind oder die als Kostüm getragenen Roller. Leider waren sie bis zur Tribüne schon leicht aufgeweicht. Nicht aber Europa, für das die Grünen mit Fahnen-Verkleidung und Biber Bobs Personalausweis warben: „Europa ist geil“.

Voller Stolz marschierte vor allem Andre Hoppe vom Männerballett der Katholischen Karnevalisten mit einer Schellack-Disco. Der Ex-Prinz, Bühnenbauer und Tausendsassa hatte auf der KaKaM-Sitzung von Erster Stadträtin Gudrun Monat den Schlüsselorden erhalten. Zum Augenschmaus gehörten die blau-roten Supermänner und -frauen in hautengen Plastikhüllen.

Selbst die Nachbarn gaben sich angesichts des Wetters keine Blöße. Aus der Lederstadt unterstützte eine starke Abordnung mit Husaren, Garden und Orchester den Zug, ähnliche Kräfte hatte Höchst im Odenwald entsandt. Aus Gedern waren die Pitschedabbler mit ihren Instrumenten angereist, aus Hanau und Maintal Tollitäten. Eine einzige Gruppe aus Steinheim kniff angesichts des Wetters.

Rund 600 Karnevalisten marschierten weiter zum Jugendzentrum, wo der MKV seinen Rosenmontagsrummel feierte. Strenge Kontrollen schützten die Sause im Pfarrheim St. Sebastian, während beim Ski- und Freizeitverein im Hause Schweikard familiär gefeiert wurde.

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