Hedwig-Dohm-Trio erinnert an mutige Vorkämpferin „Nur echte Gleichberechtigung bringt Sicherheit“

Nahezu komplett in weiblicher Hand war das ausverkaufte Schanz beim Auftritt des Hedwig-Dohm-Trios anlässlich des Internationalen Frauentages. Bild: Prochnow

Mühlheim – „Die Ehe ist dazu da, damit die Kinder gut geraten.“ „Der Mann dient der Welt, die Frau dem Mann.“ „Die Frau hat keine Recht, nur Pflichten.“ Diese Ansichten riefen beim Publikum im Schanz nur noch ein müdes Lächeln hervor, eine bessere Kultur des Zusammenlebens bestimmt die Gegenwart. Zum Weltfrauentag blickten die Frauenbeauftragte und das Frauenbündnis Mühlheim zusammen mit dem Hedwig-Dohm-Trio auf überwundene Zeiten, aber auch andauernde Probleme.

Einige wenige Männer begrüßt

Mit Stadtverordneten-Vorsteher, Bürgermeister und dem Vorsitzenden des Ausländerbeirats begrüßte Ann-Kathrin Schütz einige wenige Männer in der ausverkauften Kulturhalle. „Ich blicke mit großer Bewunderung und Dankbarkeit auf alle Errungenschaften und kann gleichzeitig kaum glauben, dass ich 2024 grundlegende Frauen- und Selbstbestimmungsrechte gegen rechte und antifeministische Angriffe verteidigen muss“, stellte Schütz fest.

Sie stellte die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm vor: 1831 geboren hatte sie keine Möglichkeit, politisch zu wirken und ihre Schriften zu veröffentlichen. 1873 fordert sie das Frauenwahlrecht, „damals eine radikale Utopie, undenkbar“. Sie findet Verbündete, doch erst 1918, kurz vor ihrem Tod, erlebt sie die Einführung des Wahlrechts für das weibliche Geschlecht.

Allerdings verwies Schütz auch darauf, dass auch heute noch hohe politische Ämter landesweit zu mehr als 90 Prozent von Männern bekleidet würden. Und: „Frauen leisten nach wie vor unbezahlt den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung.“ Dadurch erhielten Männer eine rund 50 Prozent höhere Rente als Frauen.

Und: An jedem dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex)-Partnerin. „Im öffentlichen Raum sind auch verbale und körperliche An- und Übergriffe von Männern alltäglich. Die gesellschaftlichen Folgekosten von männlicher Gewalt beliefen sich auf etwa 54 Milliarden Euro,“ zitierte Schütz eine Studie.

Und weil sich Diskriminierungsformen ergänzten, seien queere und Trans-Menschen, Frauen mit Migrationshintergrund, Fluchtgeschichte oder Behinderungen besonders betroffen. „Nur echte Gleichberechtigung ist die Grundlage für ein sicheres und gutes Leben für alle.“ Ingrid Till vom Bündnis richtete den Blick darauf, dass durch den Rechtsruck in der politischen Landschaft Frauenrechte in Gefahr seien.

Eva Scholz verabschiedete sich als langjährige Frauenbeauftragte der Mühlenstadt, Birgit Wengenroth erfüllt diese Aufgaben verwaltungsintern im Rathaus.

Das feministische Kabarett Hedwig-Dohm-Trio konfrontierte die feinsinnigen Erkenntnisse ihrer Namensgeberin mit der herrlichen Einstellung der dominanten Männer-Gesellschaft.  
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