Beim Dreiviertel-Takt juckte es ihr immer in den Füßen Stephanie Büttner aus Mühlheim feierte 90. Geburtstag

Als Stephanie Büttner zur Welt kam, war Hitler nur Chef einer Splitterpartei und in der böhmischen Heimat wusste wohl niemand von Mülheim am Main. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Als Stephanie Büttner am 3. März 1928 zur Welt kam, konnte sich niemand vorstellen, dass dem Chef einer Partei, die bei der nächsten Reichstagswahl gerade mal 2,6 Prozent Stimmenanteil einheimste, die Deutschen bald in den Untergang folgen werden. Mit 18 Jahren musste Büttner mit ihren Eltern im Zuge der Bene-Dekrete die böhmische Heimat 1946 verlassen. Das hatte jedoch auch etwas Gutes, „mein Vater wurde deshalb aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen“.

Stephanie, die damals noch Zechmeister hieß, schlug mit ihren Eltern in Mühlheim auf. Die Jubilarin erinnert sich, wie sie in einem Milchgeschäft die Kannen auswusch. „Ich musste viel und hart arbeiten“. Die Mutter vermittelte ihr in der Pelzfabrik Dr. Mertens & Co. in Dietesheim am Rande der Basaltsteinbrüche einen Job.

„Meine Mutter und ich waren damals die einzigen Frauen im Betrieb“, lacht die Frau, deren Kopf einwandfrei funktioniert, „mit den Füßen geht es aber nicht mehr gut“. Seit Anfang 2017 lebt Büttner deshalb im DRK-Seniorenheim an der Offenbacher Straße. Selbst wollte sie einst verhindern, dass ihre Mutter in ein Heim muss. Weshalb Büttner nach dem Tod ihres Mannes von Heusenstamm zurück an die Rote Warte zog, ins Elternhaus an die Henri-Dunant-Straße.

Umzug nach Heusenstamm 

Aus dem Viertel hatte es die Frau durch ein Aufeinandertreffen im Jahr 1955 gezogen. Damals schaute der Heusenstammer Bäckermeister Philipp Büttner zur Fastnacht in Mühlheim vorbei. „Geheiratet haben wir aber erst fünf Jahre später, an Adenauers Geburtstag.“ Als Ehefrau zog Stephanie Büttner nach Heusenstamm und arbeitete in der Bäckerei Büttner.

Gatte Philipp hatte bei ihr von Anfang an besondere Schnitte gehabt. Er beherrschte eine Disziplin, die nicht jedem Mann im Blut liegt, „er tanzte sehr gut Walzer“. Der Lieblingstanz der 90-Jährigen, die sich erinnert, wie es sie in den Füßen juckte, wenn der Dreiviertel-Takt erklang. Wenn es keine Männer gab, ging Büttner mitunter mit Freundin Maria auf die Tanzfläche, „dann führte ich!“.