Viel Wissenwertes übers kalte Nass Tag der offenen Tür bei den Wasserwerken Mühlheim

Spaß beim Tag der offenen Tür der Wasserwerke: Im Ball übers Wasser zu laufen, das funktioniert nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann heißt es, die Schwerkraft schnappt wieder zu. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Besonders in afrikanischen Ländern ist der Gedanke, einfach aus dem Hahn Wasser trinken zu können, ohne davon krank zu werden, fernab der Realität. In Deutschland kann das jeder, sogar fast für umsonst: In Mühlheim kosten 1000 Liter schlappe 1,67 Euro. Nicht nur das erfuhren die Besucher während des Tags der offenen Tür in den Wasserwerken und auf dem Wasserturm am Sonntag den 25. September.

So sieht man Günter Scholz sonst nie. Normalerweise leitet der Mann die Finanzbuchhaltung der Stadtwerke. Heute agiert er in einer fachfremden Funktion: Am Fuße des Wasserturm weißt Scholz die Gäste ein. Nach einer Stunde sind bereits rund hundert Besucher erschienen. Die meisten zieht es nach oben. Eine Höhe von knapp über 42 Meter hört sich zwar nach nicht viel an, 176 Stufen haben es aber in sich. Von oben reicht der Blick im Rund über den Taunus, den Spessart bis zum Odenwald. Auf vier Säulen steht der Turm, erklärt Steffen Wüscht, „das Gemäuer trägt zur Statik nichts bei“. Der 37-Jährige beendete vor zwanig Jahren bei den Stadtwerken erfolgreich seine Lehre als Rohrleitungsbauer.

Im Turm lagern 500 Kubikmeter Wasser, die sich ständig austauschen. Ein Mensch, der im Schnitt die empfohlenen drei Liter pro Tag trinkt, könnte von so einer Menge 456 Jahre zehren. Der Deutsche verbrauche 120 Liter pro Tag, erläutert Wüscht. Hört sich nach ganz viel an, verglichen mit Staaten in Afrika, in denen es unter zehn sind. Seit Jahren geht der Verbrauch jedoch kontinuierlich zurück und es regnet in unseren Breitengraden schließlich nicht zu wenig. Die Toilettenspülung, die Spül- und Waschmaschinen kommen mit wesentlich weniger an Wasser aus als in früheren Jahrzehnten. Man erfährt heute auch: Der Mühlheimer verbraucht nur neun Prozent dessen, was vom Himmel fällt.

Korrelation von Stromausfall und sinkendem Wasserverbrauch

Wer bei den Wasserwerken arbeitet, kann auf dem Schirm ablesen, wann in einem Fußballspiel die Halbzeit beginnt und das Bier raus muss. Wüscht erzählt auch von der Korrelation von Stromausfall und sinkendem Wasserverbrauch. Den konnten die Stadtwerke vor ein paar Jahren genau beobachten. Tee- und Kaffeekochen funktioniert dann sowieso nicht. Im Dunkeln zieht es auch kaum jemandem unter die kalte Dusche.

Normalerweise gelten Hüpfburgen als Nonplusultra der Kinderbespaßung. Heute sind im Hof des Wasserwerks unweit der Bahnlinie Luftbälle der Brüller. Das Kind setzt sich rein, der Schlauch bläst durch ein Loch, das sich per Reißverschluss abdichten lässt. Im Bassin können die Kinder im Ball übers Wasser laufen, was allerdings schwer fällt. Nur für Momente lässt sich das Gleichgewicht halten. Auch hier erscheinen bei idealem Wetter weit mehr Besucher, als Wolfgang Kressel im Vorfeld vermutet hatte.

Wo kommt das Wasser her?

Der Chef der Stadtwerke erklärt, woher das Wasser stammt: Zu Zweidritteln aus sieben Brunnen im Markwald, der Rest aus Jügesheim. Das Markwaldwasser ist hart, das Jügesheimer weich, weshalb sich ein Verschnitt anbietet.

Im Kiesfilter-Raum ist es frisch. Das liegt an keiner Klimaanlage, sondern an zwölf Grad Wassertemperatur in einer Tiefe von 60 Metern. Die Kiesfilter isolieren das Eisen. Das wäre zwar nicht gesundheitsschädlich, gäbe dem Wasser jedoch eine bräunliche Farbe und verstopfte mit der Zeit die Rohre.

Zweimal pro Woche nehmen Kontrolleure vom Bundesgesundheitsamt Proben. Interessanterweise sind die erlaubten Grenzwerte bei Leitungswasser niedriger als bei Mineralwasser, das pro 1.000 Liter etwa 500 Euro kostet. Der Preis aus dem Hahn liegt um 99,67 Prozent niedriger.

Medikamente aus dem Wasser filtern

Kressel, von Haus aus Elektrotechniker, erklärt die speziellen Filter, die in der Lage sind, Chlorkohlenwasserstoffe zu isolieren. Östlich vom Markwald befand sich vor Jahrzehnten an der Dieselstraße eine Mülldeponie. Damit durch unterirdische Grundwasserströme keine Restbestände ins Netz gelangen, sei die Filteranlage in Mühlheim so effizient, „dass auch keinerlei Medikamentenrückstände im Wasser bleiben“. Die stehen im Ruf, hierzulande die Spermaqualität in den Keller zu treiben. Bleibt zu untersuchen, ob die Geburtenrate Mühlheims über dem bundesdeutschen Schnitt liegt.