Die Klassiker der Kinderbuchliteratur spielen ebenfalls noch eine Rolle. Alexandra Konieczny erklärt, den „Räuber Hotzenplotz“ von Otfried Preußler müsse der Verlag heute jedoch illuster aufbereiten.
Nur Text, das reiche längst nicht mehr aus, um Kinder zu animieren, ein Buch aufzuschlagen. Wolfgang Stock, der den Mühlheimer Buchladen vor fast vierzig Jahren mit damals noch zwei Kompagnons eröffnete, berichtet vom „Tag des Buchs“ am 23. April, als im Laufe des Vormittags insgesamt 517 Schüler erschienen. „Erstaunlicherweise fanden die Kunden den Betrieb gar nicht schlecht“, erinnert sich Stock, der den Buchladen auch als Treffpunkt sieht. Oft beobachte er, wie sich Gespräche über Romane und Autoren entwickelten. Außerdem organisiert Stock Lesungen, nicht nur im Laden selbst, sondern etwa auch unter freien Himmel wie im Kindergarten am Bürgerpark, wo im September die Märchenerzählerin Helga Spahn vom „Kamel in der Wüste“ oder der „Prinzessin auf der Erbse“ erzählte.
Vor Kurzem organisierte der Buchladen die musikalische Lesung der Autorin und NS-Zeitzeugin Esther Bejarano in der Kulturhalle Schanz . Der 94-jährigen Jüdin rettete in Auschwitz das Leben, dass sie im Mädchenorchester des Lagers Akkordeon spielte. Stock spricht von seiner Buchhandlung als „Oase der Ruhe“, wo nicht ständig das Handy klingele. Viele Familien schätzten das. Es reiche für ein Geschäft der Art nicht, einfach die Bestseller auf einen Stapel zu stellen mit dem Gedanken, „so, jetzt kauft mal“. Wichtig sei, eine differenzierte Auswahl zu treffen, die Kunden individuell beraten zu können.
In Deutschland herrscht die Buchpreisbindung. Egal bei welchem Händler jemand ein Buch kauft, der Preis ist überall gleich.
Unter dem Deckmantel des religiösen Credos des freien Marktes arbeiten Lobbyrguppen daran, die Buchpreisbindung aufzuheben. Das führte zum Gegenteil des freien Markts, dem Monopol. „Nicht nur privat geführte Buchhandlungen verschwänden, sondern auch vielen kleine Verlage“, warnt Wolfgang Stock vor einem kulturellen Kahlschlag. Amazon dürfte sich um die Leseförderung Mühlheimer Kinder ganz sicher nicht kümmern.