Cornelia Roth lobt den Gewerbeverein für Aktionen wie die Lichternacht oder das verkaufsoffene Wochenende zum Maimarkt ebenso wie Simone Schalansky, die vor vier Jahren schräg gegenüber „Annelie’s - Tee-Kaffee-Feines-Präsente“ eröffnete. Ähnliche Geschäfte mussten anderswo schon schließen, auch in Offenbach. Schalansky weiß, „zwischen einem Handyladen und einem Versicherungsbüro käme kaum jemand rein“.
Attraktiv wirke die Bahnhofstraße mit einem Spezialitätengeschäft wie Feinkost Konstantinidis bis zum Reisebüro Holiday, Ecke Mozartstraße. Dort endet die verkehrsberuhigte Zone.
Nach wie vor sei der Markt am Donnerstag ein Höhepunkt auf der Bahnhofstraße, auch wenn er bei den Mühlheimern nicht mehr so en vogue wie früher sei, „Berufstätige haben morgens nun mal meistens keine Zeit“. Man müsse sich überlegen, wie der Markt wieder an Strahlkraft gewinnen könne. Anderswo schließen Buchhandlungen. Wolfgang Stock, der Inhaber des Mühlheimer Buchladens, ist davon weit entfernt. Der Mann sieht die Bahnhofstraße ebenfalls in einem guten Licht, „hier gibt es viele Geschäfte, die einfach funktionieren“. Ein Klassiker sei natürlich das Eiscafé Costa. Stock lobt auch die schon genannten Läden. Als weiteren Lichtblick empfindet auch er das Unverpackt-Geschäft „natürlich frei“, das weit mehr Zulauf erfährt, als mancher Skeptiker am Anfang dachte. Buchläden haben es schwer, gegen einen Konzern wie Amazon zu bestehen, der ebenfalls nicht dort seine Steuern bezahlt, wo er die Infrastruktur nutzt und seine Gewinne generiert.
Wolfgang Stock beobachtet ein Umdenken in Teilen der Kundschaft, die zunehmend wieder das Ambiente einer Buchhandlung schätzen, das Gespräch mit den Buchhändlern und deren Lesetipps. „Durch unsere Empfehlungen werden viele Autoren erst bekannt“, weiß der Mann und hofft, dass im freien Laden gegenüber ein Geschäft einzieht, das ebenfalls ein bürgerliches Publikum anzieht.
Stock sieht die Bahnhofstraße vor allem in der Funktion des Kommunikationstreffpunkts. Zu Hause im Netz einzukaufen bedeute schließlich auch, nicht aus dem Haus zu kommen, „der Mensch ist aber ein soziales Wesen“.