50. Veranstaltung der Kunstbühne an neuer Spielstätte im „Treffer“ – Fortsetzung auf Seite 2 Eine Institution in der Institution

Thomas Peter-Horas und Ilka Bauersachs überzeugten bei ihrem hochklassigen Auftritt auf der Treffpunkt-Bühne. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Die Kunstbühne startete an neuer Spielstätte in die Herbstsaison. Da es ja bekanntlich keine Zufälle gibt, muss man den „Zufall“, dass die 50. Veranstaltung der Neu-Isenburger Kunstbühne in der Bahnhofstraße 50 stattfand, irgendwie anders erklären. „Es ist halt so gekommen, wie es kommen musste“, meinte Oliver Quilling, nicht nur Landrat des Kreises Offenbach, sondern seit März auch Nachfolger von Theo Wershoven im Amt des 1. Vorsitzender des Forums zur Förderung von Kunst und Kultur (FFK) in der Hugenottenstadt. Ebenfalls kein Zufall war es, dass diese Jubiläumsveranstaltung von zwei richtigen Isenburger Künstlern, nämlich Ilka Bauersachs und Thomas Peter-Horas, bestritten wurde. Mit ihren Moritaten hatten sie ja schon bei einer Open-Air-Aktion in der Fußgängerzone für Aufsehen gesorgt.

Zur Erinnerung: Die Kunstbühne Neu-Isenburg um das Team Miruna Costa und Nick Timm hat den Löwenkeller verlassen und gastiert jetzt in der legendären Neu-Isenburger Gaststätte Treffpunkt. Dort gibt es nicht nur eine größere Bühne für eine erweitertes künstlerische Angebot wie Musik-, Theater- und Eventabende, sondern die Besucher finden dort mehr Platz ergänzt durch ein kulinarisches Angebot an Speisen und Getränken. „Es gibt hier freie Platzwahl und von allen Plätzen aus ist die Bühne gut einzusehen“, betont Nick Timm.

„Heute ist ein weiterer wichtiger Schritt in eine erfolgreiche Zukunft“, betonte denn auch FFK-Vorsitzender Oliver Quilling und dankte den Treffpunkt-Besitzer Manfred Ferger und Martina Grossmann für die unkomplizierte Bereitstellung des Veranstaltungsraumes. „Der Treffpunkt ist eine Isenburger Institution und die Kunstbühne könnte es nun auch werden“, so Quilling. Die künstlerische Leiterin der Kunstbühne Miruna Costa war ebenfalls sehr erfreut über den großen Zuspruch und versprach einen großen Nachmittag mit zwei großen Isenburger Künstlern. „Wir werden künftig aber auch wieder noch unentdeckten Künstlern die Gelegenheit geben, sich hier einem größeren Publikum vorzustellen“, so Costa. Dass man nun auf den Sonntagnachmittag gegangen ist, auch dafür hatte sie eine plausible Begründung: „Wir wollten, dass sie zum Tatort wieder alle zu Hause sind.“

Die Gäste der Jubiläumsvorstellung verfolgten von Beginn an sehr aufmerksam das Geschehen auf der Bühne. Ilka Bauersachs war die Überraschung des Abends: Wie sie mit großem schauspielerischen Talent die Moritaten und Lieder nicht nur musikalisch sondern auch mimisch sehr pointiert interpretierte, war ein reiner Genuss. Bei manchen Liedern, wie bei Brechts Moritat von „Jakob Apfelböck“ oder „Ich schnürte meinen Ranzen“ von Wilhelm Busch war das Publikum im Treffer so konzentriert und aufmerksam, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können.

Ganz gespannt wurde insbesondere die Moritat „Ich hab meine Tante geschlachtet“, die von der Lust am Zuschauen berichtet, verfolgt. „Was wir sehen, sieht nicht gut aus. Was wir hören, hört sich nicht gut an. Wo wir stehen, stehen wir nicht gerne. Was wir nehmen, nehmen wir nicht gerne. Ist am Ende alles vergeblich? Hat das Leben denn gar keinen Sinn? Ohne diese Frage abschließend beantworten zu können, kann ich Ihnen sagen: Ganz so schlimm ist es nicht! Schließlich sind wir nicht allein auf der Welt: Wir sind umgeben von allerlei Mitmenschen, die das Leben doch lebenswert erscheinen lassen!“, trug Ilka Bauersachs vor.

Und Thomas Peter Horas gab zu bedenken: „Schon die Wahl des passenden Lebenspartners kann vor diesem Hintergrund zu einer echten Herausforderung werden. Da entscheiden oft Kleinigkeiten, wie schon Wilhelm Busch erfahren hat“. Dies konterte Ilka Bauersachs singender Weise: „Hoch verehr’ ich ohne Frage, dieses gute Frauenzimmer. Seit dem segensreichen Tage, da ich sie zuerst erblickt, hat mich immer hoch entzückt Ihre rosenfrische Jugend, Ihre Sittsamkeit und Tugend. Und die herrlichen Talente. Aber dennoch denk ich immer, Dass es auch nicht schaden könnte, Wäre sie ein bissel schlimmer.“

Viele weitere Geschichten hatte Dr. Bettina Stuckard mit Blick in das Konsistorienbuch verfasst und Thomas Peter-Horas die passenden Liedernoten dazu komponiert. Dazwischen wurden immer wieder Karikaturen der Neu-Isenburger Künstler Kati Conrad, Florian Piel, Angelika Horz-Bartholomé, Ellen Szyska und Rosemarie Weiß enthüllt. Der Auftritt war ein voller Erfolg und am Ende gab es Ovationen für Ilka Bauersachs und Thomas Peter-Horas, die ohne Zugabe der Moritat „Geschüttelte Eierballade“ nicht von der Bühne gelassen wurden.