„Repair Café“ will Beitrag gegen Wegwerfgesellschaft leisten / Nachwuchs erwünscht Alten Geräten neues Leben einhauchen

Zum Team des „Repair Cafés“ gehören (vorne von links) Nick Timm, Heinrich Paul und Hans Gebhart und Dagmar Strübig sowie (hinten von links) Dietrich Röhrdanz, Dietrich Schebesta und Manfred Link. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Reger Betrieb in einem Kellerraum der Brüder-Grimm-Schule: Einige Besucher warten mit Plastiktüten oder Kisten am Eingang, während Männer am Tisch sich mit den mitgebrachten Geräten wie Toaster, Fön oder Kaffeemaschine beschäftigen, um diese wieder in Gang zu setzen. Das „Repair Café“ hat wieder geöffnet und kann über mangelnde Resonanz nicht klagen.

„Es läuft weiterhin gut“, freut sich Nick Timm, der vor acht Jahren mit dem mittlerweile verstorbenen Klaus Peter Martin die Idee zu der Initiative hatte, die zu einer stadtbekannten Institution geworden ist. Unter der Leitidee „Reparieren statt Wegwerfen“ hat sich ein Helferkreis mit technisch und handwerklich begabten Ruheständlern und Hobbybastlern zusammengetan. Aktuell sind es zwölf Personen, die zweimal im Monat Hilfe beim Reparieren von Kleingeräten anbieten. Das Team kümmert sich auf Spendenbasis um die Instandsetzung elektrischer und mechanischer Haushalts- oder Unterhaltungsgeräte, aber auch von Spielzeugen und lieb gewonnenen Gegenständen.

„Es geht uns dabei um die Hilfe zur Selbsthilfe und nicht um einen kostenlosen Reparaturservice als Konkurrenz zum örtlichen Handwerk“, unterstreicht Timm. Denn hinter der Idee, die ursprünglich aus Holland stammt und inzwischen weltweit verbreitet ist, steckt eine Initiative gegen die Wegwerfgesellschaft.

Nach den Anfangsjahren war der Raum in der alten Goetheschule zu klein geworden. Seit dem vergangenen September verfügt das „Repair Café“ über den größeren Kellerraum, wo auch etwas gelagert werden kann. Und auch hier ist der Zuspruch groß. Überhaupt können Timm und seine Mitstreiter auf eine Erfolgsbilanz verweisen.

Seit dem Beginn wurden etwa 500 Geräte überprüft. Die Erfolgsquote liegt um die 70 Prozent, allerdings mit abnehmender Tendenz. „Die Quote könnte höher liegen, wenn die Industrie die Reparaturfähigkeit ihrer Produkte nicht durch Kostenreduzierungen und verklebte oder verklipste Gehäuse erschweren würde“, bedauert Timm. Denn egal welchen Schrauber man nach besonderen Problemen fragt, hört man immer wieder, dass es schwer sei, die Gehäuse zu öffnen. „Deshalb wäre es schön, wenn wir hier W-Lan hätten, um Unterlagen zu Geräten zu finden“, meint Hans Gebhart. Doch davon lassen sie sich nicht abhalten. „Ich war schon immer ein Bastler und finde es reizvoll, technische Probleme zu lösen“, meint Dietrich Schebesta. Er hält auch den Erfahrungsaustausch für wichtig und schätzt das Plaudern bei Kaffee und Gebäck. Er macht aber auch auf eine soziale Bedeutung aufmerksam. Denn viele Nutzer gehören nicht gerade zur wohlhabenden Bevölkerung. Sie profitieren vom Service und schonen so ihre Haushaltskasse. Einen Wunsch hat das Team. Durch die Nähe zur Schule hoffen die Schrauber, Nachwuchs zu gewinnen. Durch die Kooperation mit jungen Bastlern könnte die Idee „Reparieren statt Wegwerfen“ weitergegeben werden. Generell sind Fachleute und begabte Hobbyhandwerker aus unterschiedlichen Richtungen willkommen. Nähere Infos gibt es unter z 06102 23571
 hok

Die Öffnungszeiten

sind immer am zweiten und vierten Donnerstag von 16 bis 19 Uhr in einem Kellerraum der Brüder-Grimm-Schule gegenüber der Friedrichstraße 44. Weitere Infos finden sich unter repair-cafe-neu- isenburg.de.