Wer’s nicht mag, kann weiter an der Theke verbuchen lassen. Doch die Leser, vor allem die jüngeren Besucher, hätten die Terminals bisher sehr gut angenommen, „vielleicht auch deshalb, weil sie einfach zu bedienen sind und schnell arbeiten“, berichtet Daniela Olenik, stellvertretende Fachbereichsleiterin der Stadtbibliothek.
Um diesen nächsten Schritt gen Digitalisierung gehen zu können, war allerdings viel Vorarbeit nötig: Knapp 72.000 Medien mussten von den Mitarbeiterinnen an allen Standorten in die Hand genommen und jedes einzelne Medium – ob Buch, DVD, Zeitschrift, Hörbuch oder Spiel – bearbeitet werden. Bibliotheksleiterin Dr. Annette Wagner-Wilke dankt dem Team mit Blick auf die Konvertierungsarbeit „für die großartige und gewaltige Leistung.“
Von Ende Oktober 2021 bis März 2022 wurde dafür intensiv geschuftet. In jedes Medium wurde ein RFID-Transponder, also ein Funketikett, eingeklebt, an einem Lesegerät mit der Barcode-Nummer des Mediums beschrieben und so mit dem Ausleihsystem verknüpft. „Mit vereinten Kräften wurde der Bestand so in etwa fünf Monaten RFID-fit gemacht.“
Dieses zeitintensive Prozedere habe man zugleich genutzt, um den Bestand allgemein sowie die Ausleihen eines Mediums oder dessen Zustand zu prüfen und nicht mehr laufende oder unschön aussehende Medien aus dem Bestand zu nehmen.
Das neue System biete Vorteile für Besucher ebenso wie für Mitarbeiter, sagt Olenik. „Es werden Warteschlangen während der Stoßzeiten vermieden. Die Ausleihe und Rückgabe der Medien ist diskret und schnell, auch die gleichzeitige Verbuchung mehrerer Medien ist möglich.“ So bleibe mehr Zeit zum Schmökern. Die Selbstverbuchung entlaste zudem das Team von Routinearbeiten, aber sie ersetze keinen Arbeitsplatz. „Im Gegenteil: Die Mitarbeiterinnen haben so mehr Zeit für die persönliche Beratung und können etwa die Angebote zur Leseförderung ausweiten.“
Und nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie komme der Selbstverbuchung besondere Bedeutung zu, da Kontakte minimiert werden können.
„Im Hinblick auf die geplante zukünftige Unterbringung der Bibliothek im neuen Bildungs- und Kulturzentrum ist die kontaktlose RFID-Technologie mit ihrer Selbstverbuchung von Medien durch die Leser und Leserinnen zukunftsweisender Anfang und zentrale Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Bibliothek im neuen Haus“, sagt Bürgermeister Gene Hagelstein. „Denn mit dieser modernen Technik wird der Bibliotheksbesuch spürbar vereinfacht.“
Kleiner Wermutstropfen: Noch fehlen an den Terminals die Drucker für die Ausleih- und Rückgabequittungen. Die sollen aber zügig ergänzt werden. Nutzer können sich solange auf Wunsch eine Quittung vom Team geben lassen oder sich diese per E-Mail schicken.
Parallel zu den Selbstverbuchungsterminals wurden in der Hauptstelle, der Westend- und der Gravenbrucher Bibliothek Sicherungsgates an den Ausgängen eingebaut, die die Mitnahme unregistrierter Medien unterbinden. Versucht jemand, ein nicht ordnungsgemäß verbuchtes Medium mit aus der Bibliothek zu nehmen, leuchtet die Zugangsschleuse rot auf und es ertönt ein akustisches Signal.
Derzeit läuft der flächendeckende Austausch der Bibliotheksausweise, denn nur mit neuem Ausweis ist die neue Technik nutzbar. Der neue Ausweis erscheint im moderneren Design mit QR-Code, der direkten Zugang zum Online-Medienkatalog ermöglicht. 115.000 Euro hat die Anschaffung der neuen Technik gekostet. Die Stadt hatte 2020 bereits im Nachtragshaushalt für 2021 grünes Licht für die Finanzierung gegeben. 120.000 Euro als Gesamtsumme waren für das Projekt veranschlagt; es sind auch Fördermittel geflossen. „Das Land Hessen unterstützt die Einführung der RFID-Technik mit 51.000 Euro aus KfA-Mitteln“, sagt Erster Stadtrat Stefan Schmitt.
hov