Ausstellung und Programm zu „1848 – Für Demokratie und Menschenrechte“ Eine Herzensangelegenheit

Neu-Isenburger Straßennamen im Kontext der Revolution: Welche Namensgeber gehören in diese Zeit und was haben sie gemacht? Antworten auf diese Fragen gibt das Museumsteam um Leiter Christian Kunz und Dr. Bettina Stuckard (Zweiter und Dritte von rechts) auf dieser Karte. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Das Paulskirchenjubiläum, der 175. Jahrestag der Frankfurter Nationalversammlung 1848, ist derzeit vor allem in der Nachbarstadt allgegenwärtig. Dort kamen damals die Abgeordneten zusammen, um die erste gesamtdeutsche Verfassung zu beschließen. Es ging um Freiheit, Aufbruch, die Abkehr von Zensur.

„Gerade für Schulklassen ist das ein wichtiges Thema“, sagt Neu-Isenburgs Museumsleiter Christian Kunz. Schließlich gehe es um die Grundlage der Demokratie. Aber wenn man frage „Ist es auch spannend?“, dann laute die Antwort meistens: „Nöööö.“ Bei den Schülern sowieso, nicht selten höre man ähnliches aber auch von Lehrern. „Das Thema wird als dröge wahrgenommen“, hat Kunz erlebt. „Daher ist es uns eine Herzensangelegenheit, mit unserem Jahresprojekt da das Dröge herauszunehmen und zu zeigen, was das Thema mit uns im Heute zu tun hat.“

Gemeinsam mit Dr. Bettina Stuckard, Leiterin des städtischen Fachbereich Kultur, und Historikerin Dr. Heidi Fogel hat Kunz nicht nur eine große Sonderausstellung „1848 – Für Demokratie und Menschenrechte“ für das Stadtmuseum vorbereitet, die am Freitag, 5. Mai, eröffnet wird.

Auf 55 Texttafeln will sie einen Überblick über die Geschehnisse geben, die zur Deutschen Revolution geführt haben. Und auch ein Lebensbild der 1840er-Jahre zeichnen. „Gegenübergestellt werden einerseits die restaurativen Bestrebungen des Biedermeiers, das Festhalten an einer restriktiven gesellschaftlichen Ordnung und der Monarchie, zum anderen der Aufbruch, der ein verändertes Menschenbild, Freiheit, Gleichheit und eine demokratische Verfassung forderte“, erläutert Stuckard. Zur Ausstellung haben die Macher zudem ein üppiges Rahmenprogramm gestrickt: Mit Theater, Konzerten, Workshops, Lesungen, Aktionstagen, einem Selfie-Filmprojekt und einem eigens für die Neu-Isenburger Verhältnisse konzipierten Gesellschaftsroman, den Autor Markus Grimm Ende September vorstellt, werden vielfältige Vermittlungsebenen geschaffen.  hov

Fortsetzung auf Seite 3

Das Begleitprogramm, das sich über das ganze Jahr erstreckt, bietet unter anderem einen „Stadtspaziergang zu Orten der Demokratie“ am Sonntag, 30. Juli, ab elf Uhr. Die etwa dreistündige Führung übernimmt Christian Kunz, begleitet wird die Gruppe von Schauspielern des Theaters Willy Praml und dem Frankfurter Heinrich-Heine-Chor, die jede der insgesamt sechs Stationen bespielen. Start ist am Rathaus, dann führt der Weg ans Bertha-Pappenheim-Haus und durch den Wald entlang der Frankfurter Stadtgrenze zum Alten Ort. „Der Rundgang ist so angelegt, dass Menschen mit Einschränkungen die einzelnen Stationen auch direkt anfahren können“, sagt Stuckard.

Zwei Druckworkshops „Revolutionäre Flugblätter“ sind angesetzt – sonntags am 21. Mai und 5. November, jeweils von 13 bis 16 Uhr. Als Familienworkshop konzipiert ist die Veranstaltung „Modische Satire-Hampelmänner“ mit Kunsthistoriker und Schneider Marco Thoms am Sonntag, 29. Oktober, 17 Uhr.

Besonders freut das Kulturbüro-Team sich über die Möglichkeit, das Theaterstück „Feuer! De Maa brennt. Ein Frankfurter Revolutionsstück“ von Rainer Dachselt, entwickelt und produziert von der Volksbühne von Michael Quast, zeigen zu können – am Sonntag, 4. Juni, 18 Uhr, in der Hugenottenhalle. Karten für zehn Euro gibt’s im Ticketcenter in der Huha. Am 12. Oktober folgt das Georg-Büchner-Drama „Lenz“.

In Kooperation mit dem Iseborjer Kinno, Beethovenstraße 89a, werden Filme zur Demokratiegeschichte gezeigt, wie am Dienstag, 23. Mai, 16.30 Uhr, „Eine deutsche Revolution“ von Helmut Herbst (1982), der die Geschichte Georg Büchners und Friedrich Ludwig Weidigs erzählt.

Bereits angelaufen ist dieser Projektteil: Jeder Interessierte ist eingeladen, in den kommenden Wochen einen Kurzfilm zur Frage „Was ist für mich Freiheit?“ zu drehen. 20 sogenannte Shorts liegen Kunz bereits jetzt vor, gezeigt werden sollen erste Filme bei der Ausstellungseröffnung am 5. Mai. In einer zweiten Kurzfilm-Reihe geben historische Darsteller Originalquellen zum Besten.

In seiner Funktion als Schirmherr eröffnet Bürgermeister Gene Hagelstein die Ausstellung „1848 – Für Demokratie und Menschenrechte“ am Freitag, 5. Mai, 19 Uhr, im Stadtmuseum in der Löwengasse 24, die dann bis zum 29. Januar 2024 dort zu sehen ist. Gegen 19.40 Uhr hält Dr. Heidi Fogel einen Einführungsvortrag, für die musikalische Einstimmung sorgt die Pianistin Catherine Gordeladze. Zur Sonderschau erscheint auch ein Katalog, in dem die Texte der Ausstellung in erweiterter Form publiziert sind.

Infos im Internet: haus-zum-loewen.de.  hov