Seelsorger, Kickers-Fan und Gipfelstürmer Pfarrer Norbert Bachus feiert diamantenes Priesterjubiläum

Pfarrer Norbert Bachus (links) und Prälat Dietmar Giebelmann sind Weggefährten, die einst zusammen in Neu-Isenburg tätig waren. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – „Welch einen schönen Tag hat mir Gott zu meinem Jubiläum geschenkt“, sagte Pfarrer Norbert Bachus, als die Messe und die Reden gehalten waren und er sich zu den seinen setzen konnte. Vor 60 Jahren erhielt Norbert Bachus im Mainzer Dom die Priesterweihe und trat im Juli 2001 in den Ruhestand.

„Ich habe zwar keine offizielle Pfarrstelle mehr, aber Priester und Seelsorger werde ich immer sein“, hatte Bachus bei seiner Verabschiedung hervorgehoben. Und genau so ist es auch gekommen. Wo immer ein Priester für den Gottesdienst, ein Seelsorger als Trostspender oder auch nur ein Mensch mit dem man über alles reden kann, gebraucht wird, Norbert Bachus ist da. Dies wurde auch bei seinem Jubiläumsgottesdienst in der Kirche Zum Heiligen Kreuz deutlich.

In seiner Predigt hob Prälat Dietmar Giebelmann aus Mainz, der selbst einige Jahre als Pfarrer in Neu-Isenburg an der Seite von Norbert Bachus verbrachte, immer wieder hervor, dass der Jubilar ganz nah bei den Menschen sei. „Wir erleben gerade jetzt eine Öffnung der Kirche, dies hat Pfarrer Norbert Bachus schon vor vielen Jahren in seiner eigenen Art praktiziert – ob im Sport oder als Karnevalist in der Bütt“, sagte Giebelmann. Er wies aber auch darauf hin, dass die Kirche gerade jetzt wieder schwierige Zeiten, in der Priester am Alter ermordet und Gottesdienstbesucher als Geisel genommen werden, überstehen muss.

Dank an Jubilar

Diözesanvorsitzende Jutta Schaad überbrachte ebenso Dank wie Klaus Bodensohn im Auftrag des DJK Landesverbandes Hessen als auch des Vereins DJK Offenbach, wo Norbert Bachus Tischtennisspieler war. Bürgermeister Herbert Hunkel erinnerte an eine Aktion von Bachus, als es finanzielle Probleme beim Bau des Kindergartens St. Christoph gab. „Norbert Bachus hat nicht gemeckert, sondern seinen persönlichen Bausparvertrag eingebracht, das habe ich bis heute nicht vergessen“, sagte Hunkel und überreichte Bachus eine Spende für sein Jugend-Projekt in Uganda.

Der derzeit in Gravenbruch lebende Bachus wurde am 28. Juli 1956 vom damaligen Bischof Albert Stohr im Mainzer Dom zum Priester geweiht. Seine Kaplansjahre verbrachte Bachus (am 10. Februar 1931 in Offenbach geboren) in Steinheim, Münster und Neu-Isenburg, bevor er von 1962 bis zum Ruhestand 2001 Pfarrer in Neu-Isenburg war. 1985 ernannte ihn Kardinal Karl Lehmann zum Geistlichen Rat; 1990 und 1994 wurde er zum stellvertretenden Dekan des Dekanats Dreieich gewählt.

Fußball und Tischtennis

„Nobbi“, wie er schon mal liebevoll von den Damen der Schwarzen Elf – dem von ihm gegründeten Karnevalsverein – genannt wird, war den Menschen stets näher als dem Papst. Der gebürtige Offenbacher machte sich schon mit vier Jahren allein auf den Weg ins Stadion am Bieberer Berg. Diese Verbindung ist bis heute geblieben und er hat selbst bei Eiche Offenbach Fußball gespielt. Noch besser war er jedoch im Tischtennis, während seiner Zeit in Münster hat er gar mit und gegen den Vater des ehemaligen Weltmeisters im Doppel, Jörg Roßkopf, gespielt.

„Meinen ersten Kontakt zur Kirche bekam ich über die katholische Jugend, ihre offene Art und Arbeit haben mich beeindruckt“, sagt Norbert Bachus heute. Trotz der bescheidenen finanziellen Mittel – sein Vater war Straßenbahner – konnte Norbert Bachus an der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz Philosophie und Theologie studieren.

 „Ich habe die Gemeinde immer motiviert"

„In den Semesterferien habe ich immer acht Wochen gearbeitet, um wieder Geld in die Studienkasse zu bringen“, sagt Bachus. Zwei Freisemester durfte er dann bei den Jesuiten in Frankfurt, an der Philosophisch-Theologischen Hochschule, absolvieren. Am 1. April 1959 kam Norbert Bachus nach Neu-Isenburg, zu Pfarrer Josef Bieber. „Ich bin erst einmal mit dem Moped durch die Stadt gefahren und habe die Kirche gesucht“, erinnert sich Bachus, dem die seelsorgerische Betreuung der katholischen Bevölkerung in Gravenbruch aufgetragen wurde. „Die ersten Gottesdienste haben wir in einer Baracke abgehalten, später haben wir eine Wohnung für Gespräche und Treffen angemietet“, beschreibt der Geistliche seine ersten Eindrücke an seinem neuen „Arbeitsplatz.“

Im Neu-Isenburger Buchenbusch stand zwar schon die Kirche, aber drum herum war kein Pfarrhaus, kein Versammlungsraum. „Ich habe die Gemeinde immer motiviert, zuerst einen Teil des Geldes anzusparen, dann bin ich zum Bischof nach Mainz zu fahren um zu sagen, was wir wollen – da konnte er kaum zurück“, schildert Bachus seine Taktik, für den Bau des Pfarrhauses als auch des Alfred-Delp-Hauses zu werben. Zu dessen Einweihung gelang es ihm gar, die Schwester von Alfred Delp in den Buchenbusch zu holen.

Reisen ins Heilige Land

Schnell wurde Norbert Bachus zu einem Pfarrer mit großem Verständnis für die Menschen. So organisierte er mit der Kolping-Jugend einen „Bunten Abend“ in der TV-Halle. „Das war so ein toller Erfolg, da habe ich gedacht, wieso gründen wir nicht gleich einen entsprechenden Verein“, schildert Bachus die Entstehung der Schwarzen Elf. Die Predigt am Fastnachtssonntag hielt er in Reimen – das ist bis heute so. Unvergessen ist sein Büttenauftritt mit Pfarrer Norbert Ebert, der als Frau verkleidet ständig die Handtasche am Arm schwang, während Norbert Bachus über das Zölibat referierte.

Und Norbert Bachus verweigerte einem in zweiter Ehe verheirateten Paar nicht den Wunsch, eine Dankesmesse zur silbernen Hochzeit zu lesen. Der Papst weiß davon bis heute nichts. Bachus organisierte auch Reisen ins Heilige Land, nach Fatima oder Lourdes – immer ausgebucht. Eines seiner persönlichen Hobbies war das Bergwandern. „Ich habe das Allalin-Horn bestimmt zehn Mal bestiegen und dort sogar einmal eine Gipfelmesse gehalten – da fühlte ich mich ziemlich nahe bei Gott“, erzählt Bachus. Das Gipfelkreuz steht in 4.027 Meter Höhe. Bekannt war aber auch der Papagei von Norbert Bachus. „Ich weiß nicht, wer wen mehr dressiert hat“, scherzt Bachus.

Kontakt gehalten

2001 wurde Pfarrer Norbert Bachus dann in den Ruhestand versetzt, er zog sich, um nicht die Arbeit des Nachfolgers, Pfarrer Francis Parakkal, zu beeinflussen, nach Lambach im Bayerischen Wald zurück.

„Ich wäre gerne dort noch länger geblieben, aber der viele Schnee im Winter machte mir zunehmend zu schaffen“, erklärt Bachus. Der Kontakt zu seinen Isenburger war nie abgebrochen, er erhielt immer wieder Besuch aus der Hugenottenstadt. „Hier kann ich mich auch wieder nützlich machen und aushelfen, wenn Not ist“, findet er auch eine seelsorgerische Rechtfertigung.

Außerdem ist er wieder nah bei seinen Kickers vom Bieberer Berg. „Ich will erst sterben, wenn die aufgestiegen sind“, wünscht sich Bachus.