Aktion hilft Sehbehinderten Schicker Strick für graue Poller

Iris Heß (von links), Inge Wieland und Margit Koch-Karner ziehen Mützen über die Poller am Marktplatz, hinten Edda Schulz-Jahn mit dem Info-Zettel. Foto: postl

Neu-Isenburg – Einige Passanten schmunzeln, als Iris Heß, Inge Wieland und Margit Koch-Karner vom VdK kürzlich auf dem Marktplatz im Alten Ort aktiv werden: Den Pollern, die normalerweise grau und damit schwer zu erkennen sind, ziehen die Frauen leuchtend rot-weiß geringelte Mützen über. Nachdem Edda Schulz-Jahn dann noch den entsprechenden Info-Zettel daran angebracht hat, wird aber schnell klar: Die „Pollermützen-Aktion“ hat natürlich einen ernsten Hintergrund.

Sehbehinderte brauchen eine sichere Orientierung, doch überall lauern Stolperfallen. Besonders schlimm sind Hindernisse wie graue Poller auf Gehwegen – die können zur Gefahr werden, insbesondere für Menschen mit Seheinschränkung. Unfälle passieren häufig, weil Hindernisse sich nicht kontrastreich von ihrem Umfeld abheben. Deshalb hat der Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen (BSBH) eine Aufklärungs- und Kennzeichnungsaktion im Zeichen der Verkehrssicherheit gestartet. Diese Aktion unterstützt auch der VdK Neu-Isenburg, und deshalb sind die Frauen gestern im Alten Ort unterwegs. Der lokale Ableger des Sozialverbands, der ja auch sehbehinderte Mitmenschen vertritt, hatte die Mitglieder des Handarbeitskreises gebeten, entsprechende Hauben für die Pfosten zu stricken oder zu häkeln. Das Material, rote und weiße Wolle, wurden gestellt. Vom BSBH gab es die passende Häkelanleitung – ein Klopapierrolle war als Vorlage für den Durchmesser bestens geeignet.

„Wir konnten jetzt über ein Jahr keine Treffen und keine gemeinsamen Aktionen mehr anbieten und ich war sehr erstaunt, wie stark noch die Bindungen sind“, freut sich Edda Schulz-Jahn, die stellvertretende Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes. Ganz schnell meldeten sich fünf Damen aus dem Handarbeitskreis um Margit Koch-Karner, die die Aktion unterstützen wollten. „Ich habe mehrmals die Wolle samt Strickanleitung zu den Handarbeitsdamen nach Hause gebracht und die fertigen Pollermützen abgeholt – denn treffen durften wir uns ja immer noch nicht“, schildert Iris Heß das Zustandekommen der Initiative. Innerhalb einer Woche waren 16 Pollermützen gehäkelt und gestrickt. Die meisten davon kommen gestern als Pollermützen im Alten Ort zum Einsatz.

„Wir möchten mit dieser Aktion nicht nur darauf hinweisen, dass diese grauen Poller jetzt viel besser für alle, aber insbesondere für Sehbehinderte, erkennbar sind“, betont Schulz-Jahn. Die Aktion soll auch die Ordnungsbehörden dazu anregen, bei der Bestellung von neuen Pollern gleich solche mit entsprechenden rot-weißen Reflektoren zu ordern.
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