Verein Hilfe für ältere Bürger feiert 50-jähriges Bestehen Der Weg war nicht immer einfach

50 Jahre Verein Hilfe für ältere Bürger: Maria Marx (stehend, Dritte von rechts) beschenkt den Mitbegründer Claus Wisser mit einem selbst gestrickten Schal. Links daneben die 1. Vorsitzende Gaby Obst und Angelika Müller. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Bei der Karnevalssitzung für die Neu-Isenburg Senioren am 1. Februar 1970 stiftete der damalige Karnevalsprinz Claus Wisser einen Betrag von 500 Mark für die Gründung einer Altenhilfe. Im Laufe der Veranstaltung konnte Sitzungspräsident Werner Krause den Eingang weiterer Spenden verkünden. Auch nach der Veranstaltung kamen noch Beträge hinzu – so von den Watzedoniern, dem Gesangverein Frohsinn, den Watze, dem Liederzweig, der Narrengilde, den Kümmlern, Watz und Oberlump, dem Ehrensenat, vom Senator Heinrich Klammes sowie vom Stadtverordnetenvorsteher, Bürgermeister und dem Ehrensenat. Die Schlussbilanz: stolze 3.600 Mark.

Damit war der Grundstein für den Verein Hilfe für ältere Bürger gelegt. Im März 1972 stand der Verein mit folgenden Gründungsmitgliedern im Vereinsregister: Heinrich Becker, Dr. C.A. Bodenstein, Liselotte Eschemann, Peter Harkort (Vorsitzender), Rolf Heinzmann, Heinrich Klammes, Günter Pachale, Achilles Rehberger, Karl Heinz Schäfer und Claus Wisser.

Im Januar 1974 beginnt in Zusammenarbeit mit der Stadt Neu-Isenburg der Menü-Service Essen auf Rädern – zunächst mit elf Essen. Der Verein hatte damals 23 Mitglieder und war im Haus Dr. Bäck ansässig. 1975 übernahm Heinz Karl Baumann den Vorsitz bis zu seinem Tod 1996. „Unter seiner Regie wurde kräftig erweitert, Heinz Karl Baumann hat mit seinem schweizer Charme unermüdlich um Mitglieder geworben und so konnte 1984 im Haus der sozialen Dienste in der Ludwigstraße eine Geschäftsstelle eingerichtet werden“, berichtet Gaby Obst, die derzeitige Vorsitzende, aus der Chronik.

Für die Anschaffung und Unterhaltung von Fahrzeugen, Gefrierschränken und einer großen Tiefkühlzelle mussten viele Spenden gesammelt werden, das setzt sich auch heute noch so fort. „Hier gilt es, ein besonderes Dankeschön an die Dr.-Bodo-Sponholz-Stiftung mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Erwin Nöske zu sagen, aber auch an die Familie Klammes und weiteren Spendern, die nicht immer genannt werden wollen“, betonte Gaby Obst beim Empfang in der Hirtengasse, wohin der Verein 1999 umgezogen war.

Der Verein Hilfe für ältere Bürger durchlebte ebenfalls Höhen und Tiefen. Besonders prekär wurde die Situation 1994, als die Stadt Neu-Isenburg sich aus Kostengründen aus der Zusammenarbeit zurückzog und der Verein auch nicht mehr auf „Ziwis“ zurückgreifen konnte. Die Zahl der Mitglieder war 1996 auf erfreuliche 450 angewachsen. Die Angebote des Vereins an seine Mitglieder variierten in den vergangenen 50 Jahren je nach Bedarf und reichten vom Kummertelefon, persönlicher Beratung durch Ehrenamtliche, Gymnastik, Tanz und Rollstuhlausflüge mit Behinderten und Altenheimbewohnern über Flohmärkte, Sommerfeste und Mehrtagesreisen bis hin zu Computerkursen und der Beteiligung am Altstadtfest sowie dem Weihnachtsmarkt.

Der Menü-Service expandierte und liefert an 365 Tagen im Jahr zuverlässig die gewünschten Essen. „Dieser Service ist immer wieder von Schwankungen betroffen, derzeit aber bei rund 110 Essen stabil – aber nie kostendecken“, betont Gaby Obst, die seit Mai 1998 den Vorsitz innehat. Im vergangenen Jahr wurden 42.405 Mahlzeiten vom engagierten Menü-Service-Team zuverlässig nach Hause gebracht. Die prominenteste, aber auch treueste Kundin war Liesel Dörr, die den Service über 25 Jahre in Anspruch genommen hatte – sie verstarb im November 2018. Aber der Verein wäre beinahe – freilich unverschuldet – in den Ruin geraten. „Mit der guten Absicht, so sparsam wie möglich zu haushalten, hatten wir Ende 2001 unsere Mitgliedschaft im Paritätischen Wohlfahrtsverband nach Beratung mit diesem gekündigt. Durch diesen Austritt wurden wir 2010 vom Finanzamt Offenbach nicht nur mit Rückforderungen seit 2002 belegt, sondern der geschäftsführende Vorstand wurde des vorsätzlichen Betrugs verdächtig“, verwies Gaby Obst auf eine für alle Beteiligten belastende Person. „Nur das gemeinsame Vorstelligwerden mit Bürgermeister Herbert Hunkel brachte eine für alle akzeptable Lösung“, dankte Gaby Obst noch einmal dem Stadtoberhaupt.

Doch es ging bald wieder aufwärts und es gibt immer wieder Menschen die den Verein Hilfe für ältere Bürger in besonderer Weise unterstützen. „Durch das Vermächtnis von Paula Müller konnten wir den Menü-Service subventionieren, und Claus Wisser ermöglichte uns die Anschaffung eines Fahrzeuges“, nannte Gaby Obst zwei Beispiele. Im September 2017 verstarb das Mitglied Wolfgang Fitting und hinterließ dem Verein eine Eigentumswohnung in Frankfurt – ein unglaubliches Geschenk. Aufgrund dieser erfreulichen finanziellen Basis beschloss die Mitgliederversammlung 2019, die Immobilie Hirtengasse 15, von der Stadt zu erwerben. „Als Startkapital für dieses gewaltige Vorhaben hat unser Ehrenvorsitzender Claus Wisser uns 150.000 Euro gespendet“, verkündete Gaby Obst unter großem Beifall der Anwesenden. In dieser Woche war der Notartermin.