Klärendes Gespräch zwischen Stadt und Pächter Angler und Umweltamt arbeiten an gemeinsamer Linie für den Schultheis-Weiher

Blaualgen, Sauerstoffmangel, Fischsterben, Badeverbot: Der Schultheis-Weiher landet immer wieder in den Schlagzeilen. Umweltamt und Pächter trafen sich nun zu einem Gespräch, um Missverständnisse um getroffene und geforderte Maßnahmen zur Gewässer-Erhaltung aus dem Weg zu räumen. Foto: Umweltamt

Offenbach (red) – Mit dem Schultheis-Weiher verbinden sich Kindheitserinnerungen und viele Anforderungen: Er ist als Naturschutzgebiet gesetzlich zu schützen, wird aber auch als Badegewässer und von der Vereinigung der Angelvereine Offenbach (VOA) als Pächter genutzt. Für das gemeinsame Ziel der Erhaltung dieses Gewässers hatte die Leiterin des Amtes für Umwelt, Energie und Klimaschutz Heike Hollerbach die beiden Vorsitzenden der Vereinigung eingeladen und über die bisherigen wissenschaftlichen Gutachten und alle Maßnahmen sowie über die Entwicklung des Phosphat-Gehaltes im Wasser und das geplante Vorgehen der Stadt informiert.

Thema war auch das Fischsterben, das im Juni durch einen akuten Sauerstoffmangel nach enormen Zersetzungsprozessen absterbender Cyano-Bakterien hervorgerufen worden war. Offenbar waren die verschiedenen Ansprechpartner nicht allen Beteiligten bekannt, was an diesem Juni-Wochenende zu hektischen Aktionen und ziemlicher Aufregung führte. „Das hätte sich mit dem richtigen Kontakt zur richtigen Zeit leicht vermeiden lassen. Eine gemeinsame Problemlösung wäre dann viel einfacher gewesen“, erklärte Hollerbach. Damit sich zukünftige Fragen oder auch Probleme leichter lösen lassen, wurde vereinbart, die Liste der Kontakte seitens der Ämter und der mit der Betreuung des Geländes beauftragten GBM den beiden Ansprechpartnern der Vereinigung VOA zur Verfügung zu stellen.

Mitglieder der Angelvereine hatten kritisiert, dass das Umweltamt – als Untere Wasserbehörde gemeinsam mit dem Ordnungsamt als Untere Fischereibehörde zuständig – nicht vor Ort war. Hierzu erläuterte die Leiterin des Umweltamtes, Heike Hollerbach, dass die Untere Wasserbehörde den Schultheis-Weiher regelmäßig über verschiedene Sensoren überwacht. Die Daten über den Zustand des Gewässers lassen sich direkt auf den Bildschirmen der Stadtverwaltung abrufen. Zusätzlich sind Mitarbeiter der GBM im Auftrag der Stadt vor Ort und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind jeweils bei den vierzehntäglichen Messungen der Wasserqualität mit dem Prüfinstitut am Schultheis-Weiher. Die Daten und den Zustand des Schultheis-Weihers hat das Amt aktuell im Blick. Im Gefahrenfalle ist eine Informationskaskade mit der GBM vereinbart. „Wenn – wie hier passiert – kurzfristig, beispielsweise durch plötzliches Absinken der Wassertemperatur und ein Sauerstoffvakuum, etwas passiert, ist ein Einschreiten nur in Absprache mit den Verantwortlichen möglich“, so Hollerbach. Auch die Einsatzleitzentrale der Feuerwehr hat die Notfallkontakte des Umweltamtes. Damit wird auch sichergestellt, dass die Maßnahmen im Einklang mit den Auflagen der oberen Behörden getätigt werden. Die Fischentnahme durch die Angelvereine wurde nun einvernehmlich im Nachhinein besprochen.

Da das Umweltamt einen regelmäßigen Informationsaustausch mit den aktuellen Umweltverbänden und Ämtern sowie der Politik pflegt (sowohl der Naturschutzbeirat als auch die Umweltkommission sind immer informiert worden), wurde über die Mitglieder der Angelvereine, die in diesen Gremien anwesend sind, eine funktionierende Kommunikation mit den Anglern vorausgesetzt. Außerdem wurden Angelvereine einzeln schriftlich informiert. Seit 2017 wurde früh über die problematische Situation des Weihers durch schwierige Umweltbedingungen wie Wassermangel, hohe Temperaturen und eine noch frühere Cyano-Blüte und damit viel zu wenig Wasserpflanzen als Sauerstoffproduzenten und ein mögliches Fischsterben informiert.

Die Kommunikationswege werden optimiert. Der 2. Vorsitzende der VOA, Sascha Uebel, wird als stellvertretendes Mitglied im Naturschutzbeirat in Zukunft direkt zum Schultheis-Weiher informiert.

Auch über die wissenschaftliche Begleitung aller Maßnahmen wurde gesprochen, eine Liste aller bisher erfolgten Gutachten verschiedener Institute zum Schultheis-Weiher sowie die Liste der Restaurierungsmaßnahmen in chronologischer Reihenfolge wurden ausgehändigt.

Während der Sanierungsmaßnahmen wurde, als Ersatz für mögliche Einbußen für die Angler, die Pacht mehrere Jahre lang ausgesetzt. Im zuletzt geschlossen Pachtvertrag aus dem Jahr 2013 wurde vereinbart, dass man den Besatz mit Fischen im Schultheis-Weiher nur mit Zustimmung der Stadt vornehmen wird und dass die Angler im Falle von Unklarheiten oder aufkommenden Konflikten den direkten Kontakt mit der Stadt aufnehmen. Teil der Vereinbarung war auf Anordnung des Regierungspräsidiums Darmstadt, dass regelmäßig Fischentnahmeberichte an die Stadt geschickt werden. Alle Maßnahmen sind erst im Einvernehmen mit dem RP umsetzbar.

Anhand der Messdaten im Jahresverlauf über den Phosphat- und Chlorophyll-Gehalt (worunter die Cyano-Bakterien zählen) vollzogen die Gesprächsteilnehmer nochmal nach, wie sich der Weiher nach der ersten Bekämpfung des Phosphats 2008 deutlich erholte und nach einigen weiteren Maßnahmen 2009 bis 2014 in einem relativ guten Zustand war. Durch gravierende Veränderungen beim Wetter – 2015 sank die Niederschlagsmenge auf rund 60 Prozent des Vorjahres – und Einflüsse von außen, zum Beispiel die Zunahme der Wasservogelpopulation, die zunehmende Zahl der Hitze-Tage und invasive Arten, ist die Situation für den Weiher danach immer problematischer geworden.

Auch die Maßnahme mit den Aalen wurde diskutiert. Das 2018 gestartete Projekt ging mit einem Fangverbot für Aale im Schultheis-Weiher durch das Regierungspräsidium einher. Das stieß auf Unverständnis – nicht alle Vereine haben das Schreiben zum Fangverbot unterschrieben. Im Austausch wurde klar, dass gerade Aale eingesetzt wurden, da sie am besten in einem trüben Gewässer mit geringer Sichttiefe dafür geeignet sind.

Die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation, zum Beispiel durch eine Phosphatfilterung mittels Container mit integrierter Reinigung des Schlammes, wurden beleuchtet. Auch die Vor- und Nachteile einer Sprudelanlage wurden geklärt. Hier überwiegen die Nachteile, weil es kurzfristig ebenfalls ein Fischsterben hervorrufen und die Cyano-Bakterien noch fördern könnte. In der Abwägung ist die Phosphatreinigung die erfolgversprechendste, sie ist auch bereits mit den oberen Behörden abgestimmt. Armin Schäfer: „Wir haben nachgefragt, ob mit einer solchen Anlage der Badebetrieb möglich ist, was mit ja beantwortet wurde. Auch würde sich durch die Anlage der Schlamm im Weiher reduzieren. Dies wäre eine Maßnahme, die die VOA begrüßen würde.“ Die Funktion der Anlage wurde erläutert.

„Wir haben erkannt, dass es mit dem Belüften oder Zuleiten von Fremdwasser nicht so geht, wie wir dachten. Uns hat insbesondere erstaunt, wie viel Phosphat in den Weiher kommt: Dass Wasservögel Nährstoffe in den Weiher bringen, ist klar. Aber wo genau die Eintragswege aus dem Grundwasser liegen, dass zum Beispiel durch unterirdische Strömungen zwar der Schultheis betroffen ist, aber danebenliegende Gewässer durchaus nichts abbekommen, ist uns neu“, sagte Sascha Uebel, 2. Vorsitzender der VOA und Mitglied im Hessischen Fischereiverband. „Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder im engen Austausch sind. Wir können uns jetzt direkt auf kurzem Wege erreichen. Wir wollen als Pächter mit der Stadt zusammenarbeiten“, so Uebel.

Um die Maßnahmen weiter zu besprechen, wird es auch ein Folgegespräch mit dem Umweltamt und weiteren Mitgliedern der VOA geben.