Bürgerinitiative und Opposition kritisieren Plan zur Verbindung von B 448 und Mühlheimer Straße Bäume und Eidechsen als Knackpunkte

Der Bahntrasse anschmiegen soll sich die Verbindungsstraße. Dafür wird wohl Wald weichen. Bild: georg (b)

Offenbach – Um den Verkehr in Offenbachs Osten zu stemmen, treibt das Stadtparlament die geplante Verbindung zwischen B 448 und Mühlheimer Straße voran. Doch auch die Opposition und eine Bürgerinitiative werden laut: Das Projekt beruhe auf falschen Prämissen und nehme Umweltschäden in Kauf. Zudem wird wohl ein mehr als 100 Jahre altes Bauwerk weichen müssen (dazu Infobox).

Konkret sieht der nun getroffene Beschluss der Stadtverordneten vor, einen Bebauungsplan für die Verbindungsstraße aufzustellen. Im abgestimmten Entwurf heißt es zur Begründung, die avisierte Entwicklung des Offenbacher Ostens im Zuge des Masterplans 2030 gehe voraussichtlich mit einem größeren Verkehrsaufkommen einher.

Vor allem durch neues Gewerbe, die Ansiedlung des Innovationscampus etwa, Unternehmen wie das Rechenzentrum am Lämmerspieler Weg und das Quartier 4.0 am Güterbahnhof. Weil das betroffene Gebiet bislang über einen Straßenzug angefahren wird, der ohnehin stark belastet ist, die Route Bieberer Straße und Untere Grenzstraße nämlich, soll eine Anbindung von Mühlheimer Straße und B 448 her.

Die bevorzugte Variante führt parallel zur S-Bahntrasse am Lohwald, vorbei an den Solarpaneelen des Schneckenbergs und einer Kleingartensiedlung hin zur Laskabrücke. Mit bis zu 8000 Autos und Lastwagen weniger pro Tag auf der Bieberer, 3400 Fahrzeugen weniger auf der Unteren Grenzstraße, kalkuliert der Beschluss.

Unterstützt hatten diesen die Koalition aus SPD, FDP und Grünen. Doch schon im Vorfeld der Entscheidung hatte die Bürgerinitiative Stadtfieber einen Brandbrief veröffentlicht. „Unter dem Credo der wirtschaftlichen Entwicklung werden wertvolle Naherholungs- und Klimafunktionsgebiete vernichtet“, schreibt die Initiative. Die Prämisse des Bauprojekts stamme „aus einer Zeit, in der das Wort Klimaanpassung nur wenigen Menschen geläufig war“. Welch wichtigen Beitrag intakte Wälder in Siedlungsnähe für die Kühlung der Stadt leisteten, sei inzwischen klar.

Im Beschluss des Stadtparlaments, der sich an einer Machbarkeitsstudie aus dem vergangenen Jahr orientiert, ist von „geringstmöglichen Eingriffen in Kleingarten- und Waldflächen zur Laskabrücke“ die Rede. Die Bürgerinitiative prognostiziert weit größere Schäden am Lohwald: Von der Vernichtung mehrerer Hektar intakter Waldfläche sprechen die Autoren, von „Zerschneidung“ eines Biotop-Verbunds.

Eine Vokabel, die Annette Schaper-Herget (Ofa) im Stadtparlament vermied – möglicherweise mit Blick auf die Routenführung der geplanten Straße. Die teilt den Wald nicht in zwei Abschnitte, sondern schmiegt sich den Bahngleisen an. Doch auch die Oppositionspolitikerin sprach von zu erwartenden „massiven ökologischen Schäden“, was den Waldrand angeht. Dazu gefährde der Bau das Leben seltener Reptilien. Die Machbarkeitsstudie nennt eine Zauneidechsenpopulation, die strengem Artenschutz unterliegt. Genau wie die Bürgerinitiative Stadtfieber zieht Schaper-Herget den Nutzen des Projekts in Zweifel: Die bisherigen Straßen und Knotenpunkte reichten aus, den Verkehr im Stadtgebiet zu stemmen; ob das Autoaufkommen überhaupt steigen werde, bleibe vollkommen unklar.

Steht der Bebauungsplan, muss ihm per Projektbeschluss zugestimmt werden. Baudezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) hatte im Frühjahr von einem möglichen Baubeginn 2025 gesprochen.

Von Julius Fastnacht