Initiative Hauptbahnhof Offenbach hatte zum Erzählcafé ans Mainufer eingeladen Bedeutung für die Industriekultur

Umgeben von den „Eisenbahnerinnerungen“-Fotografien von Peter Menne lauschten die Besucher den Erzählungen rund um die Historie des Offenbacher Hauptbahnhofs. Foto: p

Offenbach (red) – „Der Koffer war immer pünktlich am Bahnhofs-Zielort“, so berichtete ein Teilnehmer des Erzählcafés der Initiative Hauptbahnhof Offenbach (HBFOF), die im Rahmen der „Route der Industriekultur“ an den Waggon am Kulturgleis ans Mainufer nahe des Isenburger Schlosses eingeladen hatte.

Zwei Dutzend Interessierte kamen, um mehr über den Offenbacher Hauptbahnhof, seine Geschichte und seine Bedeutung im Zusammenhang mit dem Beginn der Industrialisierung in Offenbach zu erfahren.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Agnes Christ die Zuhörer und erläuterte die Ziele und die bereits durchgeführten Aktivitäten der Initiative HBFOF. Seit 2017 sind über 30 Personen dabei, den Hauptbahnhof „wiederzubeleben“. So wurden durch die verschiedenen Aktivgruppen unter anderem der „Paradiesgarten“ (Halbrunder Terrassengarten der ehemaligen Bahnhofs- Gaststätte) von Müll befreit und Anpflanzungen vorgenommen. In den bisher durchgeführten „Erzählcafés“ wurden Besucher über die Geschichte des Hauptbahnhofes ab 1873 bis heute informiert. Agnes Christ war es auch, die über Verhandlungen mit der DB berichtete, eine Machbarkeitsstudie zur Belebung des Gebäudes ist schon weit fortgeschritten.

Vicente Such-Garcia vom Haus der Stadtgeschichte referierte über die Bedeutung des Hauptbahnhofs für die Industriekultur in Offenbach. So erfuhr man von ihm, dass die Industrialisierung in Offenbach bereits mit dem Zuzug der Hugenotten (Bernard, Kappus, Lederwaren) im 17. Jahrhundert begann. 1873, nach langen Verhandlungen, wurde der Bahnhof an der Bahnlinie Frankfurt, Hanau, Bebra eröffnet. Damals lag er noch im freien Feld, die Bebauung an der heutigen Bismarckstraße wurde erst um 1900 begonnen. Die Gleise der Bahnlinie, die ebenerdig auf Straßenniveau verlegt waren, hatten an den Straßenüberquerungen zwar Schrankensicherungen, aber es kam immer wieder zu Unfällen mit Pferdefuhrwerken, sodass man bereits um 1912 Überlegungen anstellte, die Gleise höher zu legen. Durch den 1. Weltkrieg wurden diese Planungen aber unterbrochen und erst 1921 wurden die Arbeiten zur Herstellung der Bahndämme aufgenommen. 1927 war es soweit, der Hauptbahnhof, so wie wir in heute kennen, wurde eröffnet.

Referent Vicente Such-Garcia berichtete auch von der Verbreitung der Offenbacher Eisenbahnanlagen, die die Güter über die „Industriebahn“ und „Hafenbahn“ bis in die Maschinenbaufirmen lieferten. Ab 1960 kamen sie an, die sogenannten Gastarbeiter aus Italien und Spanien. Das Erste, was sie sahen, war der Offenbacher Hauptbahnhof. Weiter fuhren sie dann mit den Regionalzügen ins Offenbacher Umland. Und vor dem Hauptbahnhof wartete die Straßenbahn der Linie 27, die sie in die Innenstadt brachte.

Manfred Bernard, ehemals DB-Mitarbeiter, berichtete über ehemalige Zugverbindungen von Holland bis nach Wien, deren Züge planmäßig am Offenbacher Hauptbahnhof anhielten. Seit 1995, dem Jahr der S-Bahn Eröffnung, ist der Hauptbahnhof nun „abgehängt“.

Als dann Moderator Karl-Heinz Eitel mit seinem „Erzählcafé“ begann, meldete sich der DB-Fahrgast, dessen Koffer immer pünktlich am Zielort ankam. Eine Besucherin erinnerte sich noch an die Fahrkartenausgabe mit Schalterbeamten, die auch freundlich die Zugverbindungen mit Umsteigemöglichkeiten erklärten. Nach mehr als einer Stunde waren die Teilnehmer überzeugt: Der Offenbacher Hauptbahnhof muss wiederbelebt werden. Vor und nach der Erzählrunde konnte man die Fotos „Eisenbahnerinnerungen“ von Peter Menne studieren, die von der Dampflok- Zeit erzählte. www.hbfof.de