Hier kennt jeder jeden Familiäre Atmosphäre beim Nordendfest

Die Kinder der Goetheschule zeigten beim Nordendfest ihre identitätsstiftenden Textilien mit dem Schriftzug ihrer Grundschule. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Marcus Schenk muss die Zeit überbrücken, bis vor der Modenschau mit den identitätsstiftenden Textilien der Goetheschule die Technik der Anlage richtig eingestellt ist. „Die Kinder sind ganz entspannt, nur die Eltern mit ihren Smartphones scheinen ein bisschen nervös zu sein“, beobachtet der oberste Quartiersmanager der Stadt. Wie alle zwei Jahre fand am Samstag auf dem Goetheplatz das Nordendfest statt. Dem ging wie immer der Sponsorenlauf der Goetheschule von nebenan voran.

Organisiert hatte das Fest Anika Grill, seit knapp einem Jahr die Stellvertreterin von Marcus Schenk. Am Rande erzählt Grill von der besonderen Atmosphäre des Nordends, wo jeder jeden kenne und die Leute einander mit Handschlag begrüßten. Das dürfte auch daran liegen, dass das gewachsene Viertel mit dem Goetheplatz ein Zentrum hat, auch wenn es den Platz, auf dem sich Ludwig- und Bernardstraße kreuzen, postalisch gar nicht gibt. Hier liegt auch das Stadtteilbüro, in dem manche Kinder von der Goetheschule Hausaufgaben machen, andere morgens durch die Initiative von Katja Werner ein Frühstück bekommen.

Auf dem Nordendfest geht es auch heute wieder familiär zu. Wolfgang Malik ist mit von der Partie, der Präsident des Boxclubs Nordend, der nicht nur sportlich republikweit für Aufsehen sorgt, sondern vor allem auch durch sein soziales Engagement. Was heißt: Gute Noten und gutes Benehmen sind mindestens genauso wichtig wie eine sichere Deckung und eine linke Gerade. Malik, ansonsten Leiter des Jugendzentrums im Nordend, erzählt von acht Anfragen junger potentieller Boxer, die sich die Demonstration des Boxclubs angesehen hatten.

Über das Fest läuft Peter Berthold, den im Viertel jeder kennt. Der Polizeihauptkommissar mit dem eleganten Schnauzbart gehört zum Runden Tisch, der sich einmal im Monat trifft. An dem sitzen unter anderem Vertreter der Quartiers, der Caritas, der religiösen Gemeinden, Privatpersonen, Geschäftsinhaber und Frank Weber, der Vizechef vom Ordnungsamt. Dann geht es etwa um Parkplatzprobleme, um Müllentsorgung oder auch um Häuser, in denen es drunter und drüber geht, weil gleich mehrere Mieter jeweils ein Zimmer bewohnen. „Der Tisch hilft ungemein, Probleme auf dem kleinen Dienstweg schnell zu lösen“, erklärt Anika Grill.

Für Essen sorgt beim Fest der deutsch-pakistanische Verein mit Reis und Hühnchen. Am Stand von St. Paul gibt es Kinderschminken, die Johannesgemeinde sichert die Versorgung mit Kaffee und Kuchen. Für die Kinder ist die Rollenrutsche, die sie in einer Kiste hinunter fahren, die große Attraktion.

„Terra Viva“ bietet zum Probieren Schnittchen mit Mus an. Ein Verein wie die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft entsteht im Nordend sicher leichter als anderswo. Vorstandsmitglied Catarina Patiño-Lang erzählt, wie sich die ehemaligen Kunden des Bioladens nach dessen Schließung zusammenschlossen. Seitdem organisiert Terra Viva die Versorgung mit Bio-Essen von Höfen aus der Region.

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