KLEINTIERZUCHTVEREIN BÜRGEL Zu Ostern viele Jungtiere Für Nachwuchs ist gesorgt

Die acht Wochen alten „Blauen Wiener“ genießen den Ausflug auf die Wiese. Bild: Schade

Offenbach – Lange Ohren, Knopfaugen, flauschiges Fell – passend zu Ostern ist er da, der zuckersüße Nachwuchs im Kleintierzuchtverein Bürgel. Kein anderes Tier steht so sehr für Ostern wie der Hase, in diesem Fall würdig vertreten durch seinen Verwandten, das Kaninchen. Seit 1920 werden sie auf dem Gelände an der Frankenstraße gezüchtet, ebenso wie Rassehühner und -tauben.

Etwa 150 Kaninchenbabys kommen dort jedes Frühjahr zur Welt. In den ersten Wochen noch winzig und hilflos, von der Mutter im kuscheligen Nest im Stall umsorgt und durchaus beherzt gegen menschliche „Eindringlinge“ verteidigt, mümmeln nun einige in einem Freigehege.

Wie die beiden vier Wochen alten schwarzen Alaska-Kaninchen der Familie Simon. Ursprünglich fragte Familienvater Gabriel Vasile Simon im Verein zunächst nur nach einer Voliere, um dort nach Feierabend Ruhe zu finden. „Ich sagte zu ihm, wenn er herkommen will, muss er auch züchten“, erzählt der Vorsitzende Joachim Pfeiffer augenzwinkernd. Gesagt, getan. Mit dem ersten Wurf im vergangenen Jahr wurde Simon direkt Vereinsmeister. Täglich kommt er, versorgt die Tiere, oft begleitet von Sohn Gabriel. „Er liebt die Kaninchen. Und ist stolz wie Oskar, wenn er einen Pokal entgegennimmt“, sagt Mutter Olimpia. Der Zehnjährige lächelt, das Kaninchenjunge im Arm haltend, das dabei ganz ruhig ist. Er hat vor, dem Verein beizutreten, wäre damit das jüngste Mitglied. Immerhin zehn Jugendliche gehören den Bürgeler Kleintierzüchtern an, insgesamt sind es 70 Mitglieder aus sechs Nationen. „Mit unserer Wirtin Vesna Kiosseopoulos sogar sieben Nationen“, erwähnt der Vorsitzende. Dass der Verein vielfältig ist und auch in der Altersstruktur gemischt, freut ihn. „Ja, es gab schon Zeiten mit über hundert Mitgliedern. Aber momentan sind alle Volieren besetzt, wir haben eine Warteliste.“
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Eine Situation, die sich manch anderer Verein wünschen würde. Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen entdeckten zwar mit der Zeit andere Interessen. „Doch etwa in ihren Dreißigern kommen sie wieder.“

Der 66-Jährige selbst kam erst nach dem Tod seines Schwiegervaters zu dem Hobby. „Vorher war ich über 30 Jahre Vorsitzender des Angelvereins, habe ’Karnickelzüchter’ eher belächelt.“ Als er Voliere samt Tieren erbte, versuchte er es dann doch. „Jetzt bin ich fast zehn Jahre Vorsitzender, gehe kaum noch angeln“, sagt er lachend. Da er beruflich stark eingespannt sei, sehe er die Pflege der Tiere als Ausgleich. „Und danach trifft man sich auf ein Bier, genießt die Geselligkeit.“

Dabei wird auch gefachsimpelt. Und die nächsten Schauen geplant. Jeden Herbst gibt es eine interne Lokalschau, im Dezember steht die Kreisschau Main-Kinzig in der vereinseigenen Hans-Bauer-Halle an. Pfeiffer züchtet Lohkaninchen in schwarz. Er weiß genau, worauf es ankommt, damit das Tier auf Ausstellungen punktet. „Aber so mancher Altzüchter hier kann mir noch viel beibringen. Ich bin eine Art Alt-Azubi“, schmunzelt er. Ziel des Vereins ist der Erhalt der Rassenvielfalt, die ohne gezielte Zucht bedroht wäre.

Das Vereinsgelände ist für Besucher offen und beliebtes Ausflugziel für die umliegenden Kindergärten, aber auch Anwohner des benachbarten Baugebiets Bürgel-Ost. Dass jemand zur Osterzeit ein Kaninchen erwerben wollte, sei noch nicht vorgekommen, doch dass Leute Tiere abgeben wollen, durchaus. „Weil sie Kabel anknabbern, ihnen zu groß geworden sind oder die Kinder kein Interesse mehr haben.“ Doch die meist aus Tierhandlungen stammenden Kaninchen aufzunehmen sei problematisch, Krankheiten könnten sich verbreiten. Man verweist daher meist aufs Tierheim. „Leider, denn uns ist klar, dass es völlig überfüllt ist“, bedauert der Vorsitzende. Tiere bedeuten viel Verantwortung. Und das weiß kaum einer besser als die Kleintierzüchter...  vs