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Das Museum habe sich in den vergangenen 70 Jahren immer wieder neu erfunden, führt Groß aus. Obwohl das Buch im digitalen Zeitalter wiederholt totgesagt wurde, hatte das Haus im vergangenen Jahr so viele Besucher wie nie zuvor, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Im obersten Stock ist die Dauerausstellung untergebracht. Auf einem Tisch steht ein Kasten mit Stempelkissen und Stempeln. „Ja“, sagt Dorothee Ader, „wir haben die Dauerausstellung so konzipiert, dass die Besucher an jeder Station etwas selbst machen können, stempeln oder ein kleines Buch binden“, da Buch und Schrift ja zunächst sehr abstrakt seien.
Klingspor habe das Buch als Gesamtkunstwerk gesehen, bei dem Inhalt, Schrifttype, Bild, Bindung und Material zusammenwirkten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, zu Beginn der klassischen Moderne, habe eine neue Entwicklung eingesetzt, so die Museumsleiterin. Waren Bücher vorher eher textbasiert, brachten Verleger nun Maler wie Pablo Picasso oder Henri Matisse gezielt mit Autoren zusammen, damit sie gleichberechtigt ein Buch erschufen. Das sogenannte Künstlerbuch war geboren. Zu dieser Zeit ist auch das Kinderbuch entstanden, wie wir es heute kennen. Dieser Epoche galt die Sammelleidenschaft Klingspors. So konzentriert sich die Sammlung auf das 20. und 21. Jahrhundert. Doch die Moderne kommt nicht zu kurz. So verkaufen zur Geburtstagsfeier Künstler Werke rund ums Buch, seien es individuell gestaltete Notizbücher oder Illustrationen.
Während gefeiert wird, schweift der Blick zurück zur Wandtapete mit dem Bild aus „La Casa di Lola“. Haben wir nicht alle früher mal in solchen Büchern nicht nur geschmökert, sondern auch bei den Bildern unserer Fantasie freien Lauf gelassen?