Das Haus der Stadtgeschichte zeigt 10.000 Jahre Geschichte der Stadt Offenbach von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Zwischendrin, also etwa um 1799, erwarb der Musikverleger Johann Anton André von Senefelder das Patentrecht für dessen Erfindung und sorgte für den Siegeszug der Lithographie um die Welt.
Beim Museumstag druckt Dominik Gussmann um elf Uhr an der Stangenpresse des Museums, die nach einem Entwurf aus dem Jahr 1798 des Lithographie-Erfinders Alois Senefelder gefertigt worden ist. Gussmann ist Drucker und Künstler, der in Offenbach lebt und die aktuellen Möglichkeiten der Radierung und Lithographie als Arbeitsfeld hat. Er ist Dozent für Zeichnen und Druckgrafik an der Freien Kunstakademie Frankfurt. Um zwölf Uhr geht es dann „mit Alois in die Küche“: Nach einer Einführung in die bewegte Geschichte rund um den Steindruck können die Kinder die Technik vereinfacht selbst ausprobieren. Angeleitet werden sie von Museumspädagogin Rebekka Kremershof. Dabei ist Kleidung, die ein oder zwei Flecke verträgt, gut.
Um 14 Uhr dann ein Zeitsprung ins 20. Jahrhundert. Gedruckt wird noch immer, am besten sofort. Was wäre da besser geeignet als eine Polaroid-Kamera? Mit ihrer Leidenschaft für Typographie, Piktografie, Zeichensprache und Codierungssysteme hat sich Künstlerin Sigrid Ortwein auch diesen charmanten, ursprünglich quadratischen Aufnahmen aus klobigen Geräten verschrieben. „so-pola: Be Apart“ heißt die aktuelle Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte, um 14 Uhr laden Ortwein, Sophie Dobrigkeit und Ulrike Gauder zum Ougrapo- Picture-Wordshop, einem kreativen Ideenfindungs-Generator, bei die Ideen am laufenden Meter sprudeln.
Das Buch im Mittelpunkt
Wer sich am Internationalen Museumstag dem Buch als Zuhörer oder im Gespräch nähern möchte, macht dies am besten im Klingspor Museum: Entweder um zwölf Uhr bei der Lesung des Literaten Rolf Steiner, der seine Texte in Künstlerbüchern verarbeitet oder um 15 Uhr, wenn Elmar Gerhart und die international anerkannte Buchkünstlerin Barbara Fahrner zu den Mondgesprächen einladen. In der neuen Reihe des Klingspor Museums reden die beiden mit Besuchern über Texte und Kunstwerke rund um den Mond. Es bietet sich eine einmalige Gelegenheit, Privatexemplare der Künstlerin und Objekte aus der Museumssammlung kennenzulernen.
Darüber hinaus gibt es ein offenes Workshopangebot, in dem in kurzer Zeit aus handgefärbten Papieren und Stempeln kleine Kunstwerke entstehen. Anlässlich des Museumstags öffnet Künstlerin Petra Ober von 11 bis 17 Uhr ihre „Samstagswerkstatt am Sonntag“. Unter dem Motto „Linie und Collage“ werden rund um das Thema Wasser Papiere eingefärbt, in Formen geschnitten, gelegt, geklebt. Linien mit Tusche, Farben, Bleistift frei oder als Text, ergänzen die Seiten, die im Anschluss zu einem Buch gebunden werden. Für die Werkstatt ist eine Voranmeldung erforderlich, bitte bei Dorothee Ader, dorothee.ader[at]offenbach[dot]de, oder unter Z 069 8065 2954.
Blick in die Lederwerkstatt
Bei einem Rundgang durch das Museum erläutert Direktorin Dr. Inez Florschütz die Neuausrichtung des Hauses und steht den Besuchern Rede und Antwort. Dabei werden die unterschiedlichen Präsentationsformen der derzeitigen Sammlungen erfahrbar: Teile der in die Jahre gekommenen Dauerausstellung aus den 1970er/80er-Jahren werden den aktuellen Ausstellungen, die heutige wissenschaftliche und gestalterische Museumsstandards verkörpern, gegenüber gestellt.
In einer offenen Lederwerkstatt mit dem Sattler und Feintäschner Marlon Navarro wird die Verarbeitung des vielfältigen Materials Leder durch Selbstgestalten erfahrbar. Am Internationalen Museumstag führt Marlon Navarro vor, wie man aus Leder durch verschiedene Arbeitsschritte, zum Beispiel Stanzen, Prägen und Nieten, praktische und modische Schlüsselanhänger fertigt. In der Lederwerkstatt können die Teilnehmer diese anschließend selbst kreativ bearbeiten und gestalten.