Mit Leder durch ein ganzes Leben Ledermuseum Offenbach setzt seine Sammlung neu ins Licht

Unter anderem zeigt die Ausstellung die Boxhandschuhe von Max Schmeling. Foto: p/Stadt Offenbach

Offenbach (red) – Von der Kindertrage bis zum Totenkranz begleitet der Rohstoff Leder durch ein fiktives Leben, über Kontinente, Kulturen und Jahrhunderte hinweg: Mit der aktuellen Ausstellung „Leder – Begleiter durchs Leben“ widmet sich Inez Florschütz, die Direktorin des Deutschen Ledermuseums mit ihrem Team nicht nur einem elementaren Rohstoff, sondern auch der eigenen Tradition und Sammlung.

Noch immer habe sie es nicht geschafft, sich Bestand und Sammlung in Gänze zu erschließen, gesteht Florschütz, die Ende 2014 die Leitung des Ledermuseums übernahm. Mehr als 30.000 Objekte sind seit 1917 zusammen gekommen, als Hugo Eberhardt mit seiner ursprünglich für die Ausbildung junger Handwerker und Lederwarenproduzenten gedachten Sammlung den Grundstock für das Haus anlegte. Heute besteht das Ledermuseum aus den drei Abteilungen Angewandte Kunst, Ethnologie und Schuhsammlung, die Florschütz in den nächsten Monaten innovativ weiterentwickeln möchte. „Querdenken“, wie sie sagt, „die einzelnen Bereiche stärker miteinander verknüpfen.“

Die Ausstellung „Leder – Begleiter durchs Leben“ macht dabei den Anfang. Inhaltlich, aber auch in der Präsentation. So machte ein Raum des Museums Platz für eine Großraumvitrine, in der 40 Objekte aus unterschiedlichen Kulturen und Zeiten in neuem Licht präsentiert werden. Einzig verbindendes Element der ausgewählten Exponate ist der verwendete Werkstoff, der für Alltagsgegenstände, Schmuck, aber auch rituelle Gegenstände verwendet wurde.

Verzierte Kinderschuhe und Spielzeugelefant

Den Anfang macht eine Kindertrage der Omaha. Sie wurde als kostbares Objekt auch weitervererbt, erklärt Florschütz. Die um 1870 gefertigte Trage ermöglichte es den Frauen des nordamerikanischen Indianerstamms, flexibel und mobil sein. Es folgen kunstvoll verzierte Kinderschuhe aus Russland und der Spielzeugelefant des späteren Königs Ludwig XV. „Die auf der Eberhaut aufgebrachten Bemalungen lassen sich leider nur noch erahnen“, berichtet Restauratorin Jutta Göpfrich. Sie vermutet, dass intensive Benutzung zum Abrieb des farbenfrohen indischen Zaumzeugs auf dem Leder führte. Aber auch ohne die Bemalungen ein eindrucksvolles Objekt, dass Hugo Eberhardt zwar 1925 bereits in einer Frankfurter Kunsthandlung entdeckte, aber doch erst später und etwas teurer in Berlin für die Sammlung des Hauses erwarb.

Von der Kindheit geht es nach Ostafrika, in die Jugend. Vanessa Didion, wissenschaftliche Volontärin und Ethnologin, erläutert die ausgestellte Initiationsmaske der Iraqw, die junge Mädchen über mehrere Monate begleitete: „Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen, die sogenannte liminale Phase, gilt vielen Kulturen als gefährliche Zeit. Die Maske ist Teil des Pubertätsrituals, wenn die Mädchen mit 14 beschnitten wurden.“ Danach wurden sie als Frau in die Gesellschaft eingeführt und erhielten einen neuen sozialen Stand. Die Beschneidung ist heute in Tansania verboten.

Weiter geht der Lebensweg, vorbei an Handtaschen, Nähbeutel, Reiseschreibzeug, Fußball und Boxhandschuhen bis zu einem Totenkranz, der zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert in Ägypten gefertigt wurde.

Die Ausstellung ist bis Ende des Jahres zu sehen.