Leuchtende Botschaften Lichterfest im Offenbacher Büsingpark

„Broken Hartz“ nennt sich das Musical, für das die Caritas auf dem Lichterfest wirbt. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Die jüngsten Ereignisse in Würzburg, Ansbach und München, als durchgeknallte junge Männer meinten, Zufallsopfern Leben und Gesundheit nehmen zu müssen, spiegelen sich atmosphärisch auch am Samstag in Offenbach wieder. Am Eingang zum Lichterfest im Büsingpark werden Taschen und Rucksäcke durchsucht.

Überall laufen junge Polizisten umher. „Da fühlt man sich zwar sicherer“, meint eine Frau, „doch kein Polizist kann so schnell zur Stelle sein, wenn jemand zusticht.“ Die vielen Besucher wirken dennoch gelassen. Wie immer stellen Gruppen und Vereine zum Lichterfest leuchtende Bilder mit Kerzen auf den Rasen des Parks. Vor dem Palais spielte die Neue Philharmonie Frankfurt. Durchs Konzert führt Ralph Philipp Ziegler, der Leiter des Amts für Kultur- und Sportmanagement.

Das Lichterfest firmiert in diesem Jahr unter „Männersachen“. Bevor der Sänger Karsten Stiers „I Feel Good“ von James Brown vorträgt, stellt Ziegler an die Kerle im Publikum die rhetorische Frage, ob sie nicht auch manchmal davon träumten, alle auferlegten Regeln zu brechen und aus allen Konventionen auszuscheren. Das Programm geht von der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Don Giovanni“ über Edward Elgars „March of the Mogul Emperors“ bis hin zu „Dschinghis Khan“ von Ralph Siegel. Anette Bacher erzählt, wie sie zu dem Hit als Kind tanzte. Das Thema Musik beschäftigt die Leiterin der Caritas gerade auch in ihrem Beruf. Das Logo des Musicals „Broken Hartz“ steht beim katholischen Wohlfahrtsverbands in Form von Kerzen auf der Wiese.

Seit Februar laufen die Proben zu dem Projekt "Broken Hartz“, das hauptsächlich Musiker, Chorsänger und Darsteller gestalten, die wissen, wie sich ein Kündigungsschreiben liest und der Gang zum Arbeitsamt anfühlt, auch wenn Agentur viel eleganter klingen soll.

Regie führt Peter Strauß. Der IT-Spezialist sammelte in dem Metier bei den Eppsteiner Burgschauspielern schon viel Erfahrung. Strauß lobt die Probendisziplin, „das sind Leute, die wollen“. Interessant sei für ihn vor allem, mit Anfängern zu arbeiten, die sich ständig selbst finden müssten, „die sich nicht an einem von vielen Charakteren im Kofferraum ihrer Erfahrung bedienen können“. Für den 7. und 8. Oktober stehen zwei Aufführungen des Musicals auf dem Gelände der EVO in der großen Halle auf dem Plan.

Als Solidarität mit dem von Anschlägen gebeutelten Nachbarland im Westen versteht Marion Coates das leuchtende Bild ihres Wassersportvereins 1923 Offenbach. Zu sehen ist der Schriftzug „Tour de France“ mit Eiffelturm. Bei der langjährigen Pressewartin handelt es sich zwar um eine Offenbacherin durch und durch, dennoch zog es Coates einmal über mehrere Jahre ganz weit weg.

Im US-Bundesstaat South Carolina hatte sie als Assistentin der Personalchefin eines katholischen Krankenhauses gearbeitet. Als Marion Coates irgendwann wieder nach Offenbach zurück ging, verließ ihr Freund Ray die Armee und folgte ihr nach Deutschland. Die goldene Hochzeit des Paars liegt zwei Jahre zurück.

Derweil geht es nach der Konzertpause unter dem Taktschlag des Dirigenten Jens Troester mit dem Vorspiel zu Richard Wagners drittem Akt der Meistersinger von Nürnberg weiter. Äußerst leise spielt das Orchester für Minuten. Ein paar junge Frauen von einem Getränkestand beweisen, dass ein Mangel an Empathie auch gegenüber großer Musik möglich ist- und Musikern, die wirklich etwas können. Die Servicekräfte nutzten das Piano, um haufenweise Flaschen im Glascontainer zu versenken.

In der Nähe hört Fanni Mülot zu. Die passionierte Geigerin und Leiterin der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) sitzt an dem Kerzengebilde, das die „Weiße Rose“ abbildet, das Symbol der Widerstandsgruppe der 1943 hingerichteten Hans und Sophie Scholl. Fanni Mülot, die 15 Jahre der Schulleitung angehörte, verlässt die GSS mit einem guten Gefühl samt einem Hauch von Wehmut, „in den letzten Jahren entwickelte sich bei uns viel zum Positiven“.

Bis zum Ende der Veranstaltung bleibt – in den unruhigen Zeiten – in Offenbach beim Lichterfest alles so friedlich wie in den Jahren zuvor.