Orchester, Akrobaten und Magier beim Neujahrskonzert Die Mischung macht’s wieder

Das Capitol Symphonie Orchester zeigte sich unter der Leitung von Niklas Benjamin Hoffmann beim Neujahrskonzert im Capitol einmal mehr von seiner besten Seite. FOTO: GEORG

Offenbach – Die Mischung machte es wieder mal. Akrobaten, Zauberer und Schlossgespenster umzingelten die leichte Muse beim traditionellen Offenbacher Neujahrskonzert im Capitol in der Kaiserstraße .

Zeigte sich das Capitol Symphonie Orchester unter der Leitung von Niklas Benjamin Hoffmann einmal mehr von seiner besten Seite, so überraschten Artisten und ein Magier sogar mit erstaunlicher Choreografie zu Perlen der Musik.

Mehr auf Seite 3

Angerührt hat diesen unterhaltsamen Mix Offenbachs Kulturchef Ralph Philipp Ziegler, als Moderator wieder in glänzender Plauderform, ein Mann, der sein musikalisches Wissen zu pointieren versteht.

Los geht’s mit einem festlichen Blechbläser-Entree, dem sich alsbald ein delikat servierter Walzer anschließt. Aus der „Faust“-Oper des Franzosen Charles Gounod stammt die dreiteilige Ballettmusik, in der „Walpurgisnacht“ für viel orchestralen Wirbel sorgend.

Rhythmische Härte ist hier angesagt, unterbrochen von schwelgerischem Schönklang. Und die in allen Sektionen topfitten Offenbach-Symphoniker sowie ihr souveräner Dirigent machen vergessen, wie schwer doch manchmal die leichte Muse zu bespielen ist. Auch in der Luzifer-Polka von Johann Strauß, die in rasantem Tempo mit Pauken-Querschlägern daherkommt.

Zu den vielfach verwerteten Klassik-Bestsellern zählt der vor 150 Jahren von Camille Saint-Saëns komponierte Danse macabre, ein klanglich düsterer Totentanz, zu dem Jonas Dürrbeck einen schon unheimlichen Kraftakt an einer Art stabilem Mikrofongalgen vollzieht. Mit Irokesenschnitt und viel Feeling für die Musik hängt er waagerecht im Spagat an senkrechter Stange und dreht sich dazu auch noch wie ein Kettenkarussell. Da geht ein Ruck durch manche morschen Knochen im Publikumsrund.

„Ein Sechstel aller deutschen glaubt an Geister“, weiß Ziegler. Zumindest die Musik zum „Ghostbuster“-Film ist auch im Capitol wohlbekannt. Von Dirigent Hoffmann animiert, skandieren die Zuhörer den Titel an der richtigen Stelle.

Dann ist Zeit für Harry Potter, dessen „Diagon Alley“ schon musikalisch für angenehme Schauer sorgt, bei dessen „Fluffy’s Harp“ (Der Hund mit den drei Köpfen) ein intensiv gezupftes Harfensolo wildgewordene Kontrabässe zähmt, während bei „Wondrous World“ der Zaubermeister Dieter Becker für magische Momente sorgt. Mit LED-Lichtern malt er Kerzen, Fächer und Feuerrädchen in den Raum.

Über viel Zehenspitzen-Gefühl verfügt Antje Pode in ihrer Antipoden-Jonglage. Gleich zwei Koffer jongliert sie im Liegen zur Annen-Polka von Johann Strauss und bugsiert dazu noch Bälle in eine Handtasche. Jeder Gepäckträger würde da vor Neid erblassen.

Mal besinnlich, mal mit hohem Drehmoment, aber immer klanglich süffig bezeugt das Capitol Symphonie Orchester im unsterblichen Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ Wiener Charme. Natürlich darf’s final noch ein wenig Wien sein. Beim Neujahrskonzert-Schlager Radetzky-Marsch wird auch in Offenbach kraftvoll mitgeklatscht.

VON KLAUS ACKERMANN