Viel los im Hafenviertel Offenbacher feiern ihr Brückenfest

Eine weiße Tafel zog sich über die Walter-Spiller-Brücke. Nordend- und Hafenviertel-Bewohner waren zum Flanieren und Verweilen eingeladen. Foto: Georg

Offenbach (man) – Eine Dreiviertelstunde bevor das Hafenfest zwischen dem Boxclub Nordend und dem Hafengarten am Sonntagmittag losgeht, wuselt Hanne Reichel vom Veranstalter Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft (OPG) noch umher.

Männer in orangenen Warnwesten bauen Barrieren auf, die genau dazu da sind, worüber sich ein Radfahrer, dem wohl generell Geduld und Ruhe abgehen, beschwert: „Stellt die doch so, dass man durchfahren kann.“ Das ist nicht Sinn der Übung. Die Leute sollen absteigen und eben nicht durch die Menschenmengen fahren. Auch Margaret Czerny und Christian Cwojdzinski bereiten sich vor. Die beiden Arbeitskollegen betreiben nebenberuflich einen mobilen Verkaufsstand in einem Citroën Typ HY. Alleine der Anblick des in den 60er-Jahren gebauten Transporters sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Irgendwann hatten sich die beiden überlegt, was sich eignen könnte, um neben der Arbeit ein flexibles Kleingewerbe zu betreiben. Das Duo kaufte sich den damals ziemlich runtergekommenen Citroën, renovierte das Auto aufwendig und verkauft seitdem regelmäßig auf der Flohmarkt in Frankfurt vor allem Kaffee, Eis und Waffeln. Margaret Czerny erzählt vom Spaß, den ihnen das kleine Geschäft bereite, „man lernt ständig interessante Menschen kennen“. Bald nach Öffnung steht schon eine Schlange vor dem französischen Auto. Hanne Reichel erzählt, man habe bei den Ständen Wert darauf gelegt, dass sich auch das angrenzende Nordend auf dem Fest widerspiegelt. Deshalb zeigen auch die „Genussverstärker“ mit einem Stand Präsenz.

Der Laden am Goetheplatz ist nicht nur auf spezielle Gin- und Whisky-Sorten spezialisiert, sondern auch auf Weine ambitionierter junger Winzer. Harte Sachen bieten Ina Manthey und Peter Reichard heute aber nicht an, „schließlich soll sich hier niemand besaufen“. Der erste Gast setzt sich anschließend mit einem rosafarbenen Secco im Glas in einen der Strandstühle.

Kulinarisches und Foto-Ausstellung

Roland Lösel, der sonst ein paar Meter flussaufwärts den Kiosk Mainturm mit südamerikanischen Spezialitäten betreibt, bietet auch heute seine Empanadas an, die gefüllten Teigtaschen. Obwohl seine Cocktails auf Rum-Basis ein paar Umdrehungen mehr haben als der Secco ein paar Meter weiter, scheint sich dennoch niemand das Licht auszuschießen. Um gänzlich andere Arten der Beschäftigung geht es am Stand des großen katholischen Wohlfahrtsverbands. „Bei uns steht nur Kinderbespaßung auf dem Plan“, gibt Caritas-Chefin Anette Bacher Auskunft. Die Rede ist vom Klassiker, dem Büchsenwerfen. Ein paar Meter weiter betreut Cristian Clej das Torwandschießen. Der Mann arbeitet für die Caritas in Offenbach als Streetworker.

Der 31-Jährige kam selbst erst vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland. „Wir brauchen Clej, weil er rumänisch spricht“, erklärt Bacher. Das hängt mit dem Projekt zusammen, das die Caritas zusammen mit der evangelischen Diakonie im Auftrag der Stadt durchführt. Es geht darum, Südosteuropäern, die nach Offenbach kommen, um Arbeit zu finden, dabei zu unterstützen, sich im Dickicht des fremden Systems zurechtzufinden: Wie kann ich mich krankenversichern, wo muss ich mich anmelden. Cristian Clej kontaktiert seine Landsleute oft direkt auf der Straße. Mittlerweile spricht sich seine Funktion in Offenbach jedoch herum, „und viele Rumänen kommen von sich aus auf ihn zu“. Das Jobcafé des Kiz Offenbach bietet an der alten Hafenmeisterei Kuchen an. Dort drinnen zeigt eine Foto-Ausstellung die Entwicklung des Hafenareals. Außerdem spielt die Band „Pier 21“ auf der Bühne. Auf der Walter-Spiller-Brücke, die über das Hafenbecken führt, weht zwar mitunter ein scharfer Wind über die ewig lange, weiß bedeckte und stark genutzte Tischreihe, am Ende zeigt sich Hanne Reichel klimatisch aber zufrieden, „Hauptsache, es regnet nicht“.