Stadt stellt Pläne zum Umbau des Kaiserlei-Kreisels vor „Operation am offenen Herzen“

So soll es ab November 2019 dort aussehen, wo heute noch die Autos um den Kaiserlei-Kreisel fahren. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Als der Kaiserlei-Kreisel 1965 in Betrieb ging, waren die verantwortlichen Städteplaner mächtig stolz auf den größten Verkehrskreisel in Europa. Es dauerte jedoch nicht lange, bis es in dem Rund mit einem Durchmesser von 250 Metern das erste Mal krachte. Und das Geräusch wiederholte sich dann immer wieder; anfangs wohl auch, weil die Autos schneller den Zentrifugalkräften zum Opfer fielen, als heute. Ein Sprecher des Straßenneubauamtes Hessen-Süd hatte damals nur bedingt recht, als er behauptete: „Wer im Kreisel verunglückt, ist selbst dran schuld“.

Zum einen verursachen einen Unfall nur selten alle daran Beteiligten, zum anderen sollte eine vernünftige Verkehrsplanung generell darauf zielen, dass möglichst wenige Fahrfehler in einem Unglück münden. Im Kaiserlei-Kreisel kann nicht jeder die Geschwindigkeit der anderen einschätzen, die dann oft zu schnell sind, um noch rechtzeitig bremsen zu können, wenn jemand zu früh einfädelt.

„Jeden dritten Tag kommt es im Schnitt zu einem Unfall“, betont Fabian El Cheikh, der Leiter des städtischen Amtes für Öffentlichkeitsarbeit. Durch den Umzug der Europäischen Zentralbank in den Frankfurter Osten und die neue Osthafenbrücke nahm der Verkehr eher zu als ab. Der Kreisel soll deshalb verschwinden. Im Moment fahren hier 66.000 Fahrzeuge täglich. Die Erwartung für 2020 liegt bei 79.000. Auf einer Pressekonferenz erklärte vor allem Markus Eichberger, Amtsleiter für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement, wie sich der Umbau in den nächsten fast drei Jahren nach Plan gestalten wird. Der erste Spatenstich soll im kommenden Februar erfolgen. Das Finale ist auf den November 2019 terminiert. Neben der Verkehrssicherheit gibt es noch wirtschaftliche Aspekte. Die Kreisinnenfläche wird bisher hauptsächlich von Kaninchen bevölkert. Die Stadt hofft, dass sich auf den 1,8 Hektar entstehender Gewerbefläche binnen kurzer Zeit möglichst viele prosperierende Unternehmen ansiedeln werden.

Einen Namen hat das Kind natürlich längst: „Dienstleistungspark Kaiserlei.“ Der soll sich später noch entlang der Stockholmer und Lissabonner Straße erweitern, um 15 Hektar entwickelten Grund – und zwar konkret ab 2020. In den kommenden drei Jahren dürfte es am Kaiserlei-Kreisel den einen oder anderen Fluch mehr in den Autos geben. Denn eine Baustelle fördert nicht gerade den Verkehrsfluss. Von „einer Operation am offenen Herzen“, spricht Markus Eichberger, „gänzlich ohne Staus kann das nicht abgehen“. Denn natürlich wäre es nicht möglich, das gesamte Areal zu sperren, bis der Zauber vorbei ist. So heißt es beispielsweise voraussichtlich im Jahr 2018: Erst wird die Südweite der Strahlenbergerstraße umgebaut und dann die Nordseite. Das bedingt Sperrungen und Umleitungen.

Die veranschlagten Kosten liegen bei 37.28 Millionen Euro. Davon zahlt das Land knapp 42 Prozent, der Bund knapp 24 Prozent, Frankfurt fast genauso viel, knapp acht Prozent gehen als laufender Posten für Straßenbeiträge durch und Offenbach muss sich mit etwa drei Prozent beteiligen, also etwas über 1,2 Millionen Euro. Daniela Matha, Geschäftsführerin der Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft (OPG), erklärt, dass der Verkehr zwischen Offenbach und Frankfurt zukünftig von der Berliner Straße über die Kaiserleipromenade in beide Richtungen führt, ohne mit der A 661 ins Gehege zu geraten. An der Strahlenbergerstraße entsteht unter der Autobahn eine Doppelkreuzung, die in beide Richtungen zur Autobahn führt.

Was sicher nicht jeder Bürger auch automatisch als Optimum empfindet, sind die Termine für die Auftragsvergabe. Welches Bauunternehmen den Zuschlag bekommt, steht erst Ende Januar fest. Ein paar Tage später soll es mit dem ersten Spatenstich schon losgehen. Informationen finden sich unter www.kaiserlei-umbau.de. Die Stadt lädt außerdem für Dienstag, 17. Januar, um 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung im „Hafen 2“ ein, am Nordring 129.

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