1000 Menschen sagen „Nein“ zur AfD

Laut und friedlich demonstrierten rund 1000 Menschen gegen den politischen Aschermittwoch der AfD. Bild: eyssen

Protest rund um die Kulturhalle: 200 Besuchern des politischen Ascher–mittwochs stehen fünf Mal so viele Demonstranten gegenüber.

Ober-Roden – Gegen den politischen Aschermittwoch der AfD in der Kulturhalle haben nach Polizeiangaben rund 1 000 Menschen protestiert. Sie machten unter anderem mit Transparenten deutlich, was sie von der Partei, deren Landesverband vom Hessischen Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird, halten.

Direkt über dem Eingang zur „guten Stube“ der Stadt waren am Mittwoch zwei Plakate der „Alternative für Deutschland“ befestigt. Für viele Rödermärker, die Unterstützung aus den umliegenden Kommunen bekamen, ein nur schwer zu ertragender Anblick. Zumal die Partei für den politischen Aschermittwoch hoch umstrittene Redner eingeladen hatte.

Am Montag hatte Andreas Bode, der seit vergangenen Oktober in Urberach lebt, eine Gegendemonstration angemeldet. „Das war eine spontane Entscheidung von mir, als bekannt wurde, dass die AfD die Halle bekommt. Da muss man einfach Flagge zeigen“, sagte er am Rande der Kundgebung. Zwei Tage zuvor war ein Eilantrag der AfD vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt erfolgreich gewesen. Der Ortsverband hatte gegen die Kündigung des Kulturhallen-Mietvertrages durch die Stadt geklagt. (Wir haben darüber berichtet.)

Viele Rödermärker aus Parteien, Kirchen und Vereinen hatten unabhängig von der Anmeldung der Gegendemonstration dazu aufgerufen, am Aschermittwoch in der Nähe der Kulturhalle zusammenzukommen. Es sei einfach eine Verpflichtung, dabei zu sein, um sich deutlich gegen die AfD zu positionieren, sagte etwa Thomas Büttner, der Vorsitzende des Netzwerks für Flüchtlinge Rödermark.

Zunächst war der Rathausplatz der Schwerpunkt der Demonstration. Mit der Zeit verlagerte sich das Geschehen Richtung Halle. Die Polizei, die mit zahlreichen Kräften vor Ort war, sperrte zwar erst einmal den Platz vor dem ehemaligen Feuerwehrhaus komplett ab, später durften die Demonstranten diesen Bereich aber doch betreten. Der ist öffentlicher Verkehrsraum und somit nicht Bestandteil des Mietvertrags.

Reden gab es bei der Gegendemonstration nicht. Die Demonstranten machten dennoch sehr deutlich, was sie von der AfD halten. „Rote Karte für Nazis“, „Kunterbunt statt kackbraun“, „Wir haben Euch satt“, „Menschenrechte statt rechte Menschen“ und „AfD = Schande für Rödermark“ war auf den Transparenten zu lesen. Die Menge skandierte unter anderem „Nazis raus, nazis raus“.

„Schützt unsere Demokratie“ stand auf dem Plakat von Uschi Müller aus Ober-Roden. Vor drei Wochen war sie schon in Frankfurt bei einer großen Demo gegen Rechts mit dabei und wollte nun auch in ihrem Heimatort Flagge zeigen. Auch wenn man die AfD-Veranstaltung in der Kulturhalle letztlich nicht habe verhindern können, sei es grundsätzlich richtig gewesen, dass die Stadt den Mietvertrag gekündigt hatte, sagte Müller.

Gerhard Weber, langjähriger SPD-Stadtverordneter und früheres Magistratsmitglied in Rödermark , war sehr besorgt nach den Enthüllungen über das rechte Geheimtreffen in Potsdam, an dem auch AfD-Vertreter teilgenommen haben. Nach Recherchen des Investigativmediums Correctiv sprachen die Teilnehmer dort über die Möglichkeiten zur massenhaften Vertreibung ganzer Bevölkerungsgruppen aus Deutschland. Die Enthüllungen hatten bundesweit massive Proteste gegen Rechtsextremismus und für Demokratie ausgelöst.

Laute Musik schallte am Mittwochabend aus den Boxen, die in einem an den Kulturhallenvorplatz angrenzenden Haus aufgebaut waren. Ebenso lautstark fiel der Protest der Demonstranten gegen die AfD-Veranstaltung aus. Die hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert im Livestream verfolgt. Hauptredner Matthias Helferich habe für Sätze wie „Wer es gut mit Deutschland meint, fordert eben Remigration – millionenfache Remigration!“ viel Beifall bekommen, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Doch solche Äußerungen, so Jurist Gensert, sind weder eine Ordnungswidrigkeit noch eine Straftat. Ähnlich hatte es auch das Verwaltungsgericht Darmstadt gesehen, als es im Eilantrag der AfD gegen die Kündigung feststellte: Es gebe „keine konkreten Anhaltspunkte“, dass beim politischen Aschermittwoch Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten begangen werden.

Dazu passte auch die Bilanz, die Polizeisprecher Thomas Leipold zog: „Keine besondern Vorkommnisse. Laut, aber friedlich.“

Von Sascha Eyssen