DGB-Jahresempfang: Referent sieht Risiken für Arbeitnehmer durch AfD „Im Kern für Besserverdienende“

Für Politikwissenschaftler Sascha Schmidt steht fest: „Rechtsextrem wählende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schneiden sich letztlich ins eigene Fleisch.“ Bild: privat

Mühlheim/Offenbach – Mit rund 50 geladenen Gästen feierte der Stadt- und Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der Mühlheimer Kulturhalle „Schanz“ seinen Jahresempfang. In Anwesenheit von Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verbänden begrüßte die DGB Stadt- und Kreisverbandsvorsitzende Brigitte Bach-Grass mit einem Sektempfang die Gäste.

Den Mühlheimer Bürgermeister Alexander Krey vertretend hieß Stadtrat Karl-Heinz Stier als Vertreter der Stadt die Gäste mit einem launigen Grußwort in der Mühlenstadt willkommen. Er hob besonders die lange gewerkschaftliche und antifaschistische Tradition hervor, auf die Mühlheim zurückblicken könne.

Rolf Müller, politischer Sekretär in der Region Südost hessen, rief anschließend zu einer Schweigeminute für die Opfer des faschistischen Terroranschlags vor vier Jahren in Hanau auf und verlas die Namen der Opfer. Zum Thema des Abends, das „Umtriebe der neuen Rechten in Hessen und deren Folgen für den Wirtschafts- und Industriestandort“ lautete, konnte der Deutsche Gewerkschaftsbund den Politikwissenschaftler und Co-Autor des Buches „Rechter Terror in Hessen: Geschichte, Akteure, Orte“, Sascha Schmidt, gewinnen. In seinem Vortrag ging der Referent insbesondere auf die wirtschafts- und sozialpolitischen Positionen der Alternative für Deutschland (AfD) ein. Die Partei sei, so der Autor, im Kern und im Programm immer noch sozialstaatsfeindlich und wirtschaftsliberal und keineswegs die Partei der Arbeitnehmer. Sie vertrete vielmehr die Interessen der Besserverdienenden.

Mit Blick auf die jüngst durch die Correctiv-Recherche bekannt gewordenen „Deportationsfantasien von Potsdam“ verwies Schmidt auf die menschenverachtende und die Gesellschaft spaltende Ideologie der Partei. Er erinnerte aber auch daran, welch immenser Schaden für die deutsche Wirtschaft entstünde, wenn derartige Pläne tatsächlich umgesetzt würden. Dies machte Schmidt auch mit Verweis auf die Einschätzung namhafter Wirtschaftswissenschaftler deutlich, die trotz unterschiedlicher politischer Auffassungen unisono massive Verluste für die Volkswirtschaft Deutschlands und ein Abwandern von Industrie und Wirtschaft sowie den Abbau von Sozialleistungen und Hilfen für Beschäftigte mit kleinen und mittleren Einkommen vorhersehen. Für Sascha Schmidt steht deshalb fest: „Rechtsextrem wählende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schneiden sich letztlich ins eigene Fleisch.“

Nach dem Vortrag gab es für die Gäste die Möglichkeit, Fragen zu stellen – hierbei wurde unter anderem das gravierende Problem des Fachkräftemangels in Krankenhäusern und Pflegediensten angesprochen, welches sich bei Wegfall ausländischer Fachkräfte im Pflegedienst und ärztlichen Dienst massiv weiter verschlechtern würde.

Der Impulsredner war faktisch den Rest des Abends von einem Kreis aus Zuhörern umringt, welche weitere Fragen hatten. Den gelungenen Abschluss des Empfangs bildete der Austausch der Gäste mit den Gewerkschaftern aus dem Stadt- und Kreisverband Offenbach bei Getränken und Snacks.
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