Die „Orwischer Kerb“ zauberte allen Beteiligten wieder ein Lächeln auf die Gesichter Drei Akte und ein vergnügliches Vorspiel

Die Kerbborsche schauen aus sicherer Entfernung auf den Bieranstich, den Erster Stadtrat Jörg Rotter vornahm. Foto: p

Rödermark (red) – Drei Akte und ein vergnügliches Vorspiel – das Lustspiel namens „Orwischer Kerb“ zauberte auch in seiner 2018er Version ein Lächeln auf die Gesichter aller Beteiligten, seien es die Verantwortlichen und die Organisatoren im Hintergrund oder diejenigen, für die sich alle wieder mächtig ins Zeug gelegt hatten, nämlich die Besucher aus Nah und Fern, die dieses Fest fürs Volk in vollen Zügen genießen durften.

Guter Draht nach oben zum Wettergott

Dass das Wetter – wie so oft am ersten September-Wochenende – mitspielte, bescherte allen Besuchern viel Vergnügen auf der Festmeile rund um den Dalles. Ob in den Vereinszelten, den Gaststätten oder an den Buden und Karussells – überall war der Andrang groß.

Für einen spielerisch-vergnügten Auftakt sorgte schon am Freitagabend der Heimat- und Geschichtsverein: mit echtem Orwischer – und auch Oweräirer – Gebabbel im idyllischen Hof von „Herschwert“ Peter Knapp, wo zu den Geschichten und Gedichten und der Musik der Rodauschiffer natürlich Ebbelwoi ausgeschenkt wurde.

Offiziell eröffnet wurde das bunte Treiben am Samstag. Am Café Schließmann in der Darmstädter Straße setzte sich ein kleiner Kerbumzug in Bewegung: Vorneweg Kerbkommissions-Sprecher Dieter Hüllmandel und Erster Stadtrat Jörg Rotter im Fiat-500-Cabrio, danach das Jugendorchester des MV 06 Urberach, dann hinter der Kerbfahne die 13 Kerbborsche und acht Kerbmeedschen und schließlich hoch auf dem Wagen der 1993er Kerbborsche-und –meedschen-Jahrgang, vor 25 Jahren der erste nach der Rückkehr der Kerb in den Ort. Über Töpferstraße, Traminer Straße, Robert-Bloch-Straße und Bahnhofstraße ging es zum Dalles.

Thomas Herrmann, selbst einer der Silberjubilare und seit langem Kommissionsmitglied, stellte die 93er vor und ehrte sie mit eigens gravierten Gerippten. Vorher hatte er der beiden verstorbenen Mitglieder des Jahrgangs gedacht.

Danach wurde der Kerbborsch inthronisiert. Werner Popp, der Vorsitzende der Kerbkommission, stellte ihn vor: Auf den Namen „Kallsche-Kallsche“, Uz-Name eines früheren ortsbekannten Dalles-Anrainers, war er getauft worden. Unter den Blicken aller Beteiligten und der vielen Zuschauer hievte ihn die Feuerwehr auf seinen Platz oben am 18 Meter hohen Kerbbaum aus dem Orwischer Forst, den Hans Sulzmann ausgesucht und Thomas und Jörg Seitel geschlagen hatten. Von seinem Ehrenplatz konnte sich Kallsche-Kallsche das Geschehen auf den Gassen vergnügt anschauen.

Feuerwerk ist der finale Höhepunkt des bunten Treibens

Anschließend galt es, das erste Fass Bier anzustechen: Eine Aufgabe für Ersten Stadtrat Jörg Rotter. Nach einem kräftigen Schlag saß der Zapfhahn und das Freibier konnte fließen. Doch auch Bürgermeister Roland Kern war gefordert - beim erstmals ins Programm aufgenommenen Ebbelwoi-Anstich. Eine einfachere Aufgabe, denn der XXL-Bembel, den Kelterer Jörg Stier aus Maintal mitgebracht hatte, lag bequem im „Faulenzer“.

Immer voller wurde es auf der Kerbmeile im Laufe des Samstagabends bis zum finalen Höhepunkt, dem Feuerwerk, das beeindruckende Figuren in den Nachthimmel zeichnete. Erst drei Tage vorher war es genehmigt worden. Gezündet wurde es am anderen Ortsende, nämlich am Weg hoch zum Bulau-Waldfestplatz; die Hauptstraße wurde dabei zur Sichtachse.

Der Sonntag begann mit dem Kerbgottesdienst in der St.-Gallus-Kirche. Nach dem Motto „korz, awwer gut“ zog dann am Nachmittag ein Kerbumzug – neben den Protagonisten vom Samstag waren auch Jugendfußballer des FC Viktoria dabei – über die Festmeile zum Dalles, wo Kerbvadder Fabian Hoch den Kerbspruch verkündete.

Texter Peter Knapp hatte diesmal fast ausschließlich die Nachbarn aus dem „gelobten Land“ im „Unnerort“ ins Visier genommen: mit dem Bahnschranken-Zwischenfall beim Rathaussturm, dem „Terroralarm“ am Ober-Röder Bahnhof, als dessen Ursache sich ein Windelbeutel entpuppte, oder auch mit der wöchentlichen „Vespersause“ beim Markttag auf dem Rathausplatz. Vor allem aber mit einem nicht eingelösten Versprechen der Ober-Röder Kerbborsche: Für die Rückgabe der von den Orwischern entwendeten Kerbfahne war zunächst flüssiges Lösegeld, dann ein Grillfest ausgehandelt worden. Weil sie nichts bekommen hatten, waren die Orwischer sauer.

Nach dem Spruch, der noch den Umzug der Post kritisch, die neue Feldschützin spöttisch beleuchtete und die silbernen Kerbborsche würdigte, konnte Peter Knapp aber Entwarnung geben. Mittlerweile sei ein Grillfest auf neutralem Boden in Messenhausen fest zugesagt worden.

Vereinsolympiade und Frühschoppen beenden Kerb

Direkt im Anschluss gab es auf der Bühne der offenen Arbeit „Kirche einmal anders!“ – zur Freude von Pfarrer Klaus Gäbler. Auf der Kerbmeile wurde es danach wieder enger, an den Buden und Ständen verpulverten die Kinder ihr Kerbgeld.

Wer sich am Montag Urlaub genommen hatte, blieb auch am Sonntag ein paar Stunden länger. Mit dem ausgedehnten Frühschoppen – unter reger Beteiligung der Stadtverwaltung – und einer Vereinsolympiade bei der offenen Arbeit ging die Kerb am Montag dann zu Ende.