Orwischer Kerb: An Burschen und Mädchen mangelt es nicht bei der 40. Ausgabe des Fests Kanonenböller und historisches Theater

Die Orwischer Kerbmädchen- und Burschen haben zwar noch einige Hürden vor sich bis zum Kerbmontag, doch die erste Hürde nahmen sie schon mal souverän. Bild: Ziesecke

Rödermark – „Die Orwischer Kerb ist do!“ An Kerbburschen und Kerbmädchen mangelt es den Urberachern, im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, wahrlich nicht. Das ist spätestens seit der „Kerb-Singstunn“ auf dem Geis’schen Pferdehof klar. Obwohl ein Großteil der diesjährigen Truppe durch eine Hochzeit im Umfeld der Kerbkommission verhindert war, schallten die altbekannten Lieder vielstimmig und laut über den Reitplatz an der Römerstraße.

21 Burschen und Mädchen gibt es. „Fünf alte und neun neue Borsche sowie drei alte und vier neue Meedsche“, zählt mit leichtem Stolz Orga-Chef Thomas Hermann auf. „Eigentlich waren es sogar 22, aber einer hat rechtzeitig gemerkt, dass es für ihn doch nicht das Richtige ist“, ergänzt Kerbkommissions-Chef Dieter Hüllmandel.

Bei der Singstunde nicht dabei war auch Kerbvadder Timon Föckel. Er saß da noch im Flieger, der ihn von seiner vierwöchigen Pilgertour auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela zurückbrachte. Der 19-Jährige beweist, dass die Jugend durchaus engagiert ist, denn direkt im Anschluss ist er mit den Urberacher Pfadfindern als Betreuer unterwegs.

Nicht zu nass und nicht zu heiß. So wünschen sich nicht nur die Urberacher das Wochenende um den 1. und 2. September, wenn sie ihre nunmehr 40. Orwischer Kerb feiern. Der Kerbbaum wird schon am Dienstag zuvor ab 19.30 Uhr auf dem Dalles gestellt. Ab 19 Uhr ist am Freitag die Kerbmeile geöffnet, Zelte und Biergärten und natürlich der bunte Abend beim Herschwirth laden ein.

Dem Kerbstraußstecken an Samstagmittag folgt der Kerbmarsch durch die Gassen hin zum Dalles, wo der Kerbborsch „N...“ auf seinem Stuhl in luftiger Höhe platziert wird. Begleitet wird diese Tradition erstmals von Kanonenböllern der Schützengesellschaft Urberach vom Waldfestplatz aus, während auf dem Dalles Bier und Apfelwein angestochen werden und die „06er“ dazu spielen.

Ein Schmankerl erwartet die Gäste am Samstagabend ab 18.30 Uhr im Hof des Herschwirths: Hier wird es unter dem Titel „Barock am Dalles“ historisch. Aus der Feder eines echten Orwischers und mit bekannten Akteuren aus dem Ort gibt es feinstes Kerbtheater.

Der Sonntag startet traditionell mit dem Kerbgottesdienst um 10 Uhr, diesmal aus Anlass des 200. Geburtstags von St. Gallus mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und dem Kirchenchor Cäcilia Ober-Roden. Um 14.15 Uhr setzt sich der kleine Kerbumzug entlang der Kerbzeile in Gang, um 14.30 von Werner Popp am Dalles begrüßt und vom Kerbvadder mit dem Kerbspruch gekrönt. Ab 16 Uhr gibt es auf dem Platz der Offenen Arbeit neben Musik auch wieder „Kirche einmal anders!“, ehe es in den Zelten und im Ort munter weitergeht. Am Montag klingt die Orwischer Kerb traditionell mit dem Frühschoppen auf der Kerbmeile aus. Den Kerbbutton gibt es bei allen Kommissionsmitgliedern zu kaufen. Dieses Jahr übrigens mit dem Bild vom „Sollo“. Das um die Jahrhundertwende von Jakob Schwarz betriebene Gasthaus war stets ein Ort für Festlichkeiten. Während des Zweiten Weltkriegs waren Kriegsgefangene einquartiert. Ab 1947 wurde es von der Bekleidungsfirma „Pefri“ (Petrikowski & Fritz) genutzt. 1963 wurde die Wirtschaft geschlossen.

Von Christine Ziesecke