Barrelhouse Jazzband überrascht das Publikum beim FTV mit alten und neuen Stücken Begeisterndes Konzert zum Jahresabschluss

Der Bläsersatz zwischen dem Publikum: Reimer von Essen (von links), Horst Schwarz und Frank Selten. Foto: Faure

Ostend (jf) – Der Termin steht bei den Jazzfreunden alljährlich im Kalender: Die 1953 gegründete Barrelhouse Jazzband gibt ihr traditionelles Jahresabschlusskonzert im Ravenstein-Zentrum des Frankfurter Turnvereins (FTV) 1860. Verein und Band hatten am 18. Dezember in die Hans-Grötsch-Halle eingeladen – viele ließen sich das nicht entgehen.

Ute Müller-Kindleben, stellvertretende Vorsitzende des Turnvereins, begrüßte die Gäste, Bandleader Reimer von Essen führte durch das Programm und kündigte den ersten Titel an: „When My Dreamboat Comes Home“, entstanden 1968. Die Soli von Frank Selten (Saxophone, Klarinette), Horst „Morsch“ Schwarz (Trompete, Posaune), Reimer von Essen (Klarinette) und Christof Sänger (Klavier) bekamen Zwischenapplaus. Jelly Roll Mortons Komposition „The New Orleans Joys“, die er 1905 mit 15 Jahren schrieb und darin Blues, kreolische Musik und Jazzrhythmen verband, folgte. Als nächstes war ein Stück von Fats Waller aus den 1930er Jahren zu hören: „Crazy About My Baby“, gesungen von Horst Schwarz und mit solistischen Einlagen von Lindy Huppertsberg (Kontrabass) und Roman Klöcker (Gitarre, Banjo). Mit einer Neukomposition von Horst Schwarz aus dem Jahr 2016 überraschte die Band: „Funky Shuffle“ wurde von der Zusammenarbeit mit jüngeren Musikern aus New Orleans inspiriert.

Der unverwüstliche Duke Ellington stand nun auf dem Programm; ein Medley aus fünf von 3000 seiner Kompositionen begeisterte. Klaviersoli verbanden die einzelnen Stücke auf besondere Weise.

„The Barrelhouse Showboat“, die bekannte Horst Schwarz-Komposition, wurde anschließend in einer neuen Version vorgestellt. Reimer von Essen ließ es sich dabei nicht nehmen, auf der Klarinette spielend durchs Publikum zu gehen.

Der zweite Teil des Nachmittags begann mit Wilbur De Paris, einem amerikanischen Jazz-Posaunisten und Komponisten. Der schrieb Musik, die er nach Inseln benannte, die mit dem Buchstaben „M“ beginnen. Die Barrelhouse Jazzband interpretierte ausnahmsweise den dritten, weniger bekannten Titel: „Majorca“. „Nun hören Sie eine kleine Nachtmusik auf Kreolisch“, kündigte Reimer von Essen an. Die Band spielte das selten interpretierte „Chant In The Night“ von Sidney Bechet. Zwei weitere Jelly Roll Morton-Titel, das dreiteilige und nicht einfache „Mamanita“ und das noch schwieriger zu spielende „Shreveport Stomp“ erhielten viel Beifall.

Publikum verlangt Zugabe

New Orleans-Feeling kam anschließend bei der Horst-Schwarz-Komposition „Take Us To The Mardi Gras“ auf – ein Schlagzeugsolo von Tobias Schirmer, der an diesem Nachmittag für Michael Ehret einsprang, und der Einsatz einer Trillerpfeife sorgten für den richtigen Drive. „In den 1930er Jahren waren nur noch Big Bands angesagt, die Großen des Jazz’ verschwanden“, erläuterte von Essen. Der französische Jazzjournalist und -musiker Hugues Panassié fuhr nach Amerika, fand Sidney Bechet als Flickschneider und überzeugte ihn und Mezz Mezzrow, wieder Jazz zu spielen. „Den Titel ‚Really The Blues’ hat uns Mezz Mezzrow 1967 noch selbst beigebracht“, ergänzte von Essen vor der Interpretation.

Das berühmteste M-Stück, „Martinique“ von Wilbur De Paris, bildete den Abschluss des Konzerts – fast, denn ohne Zugabe entließ das Publikum die Musiker nicht. So begeisterten Reimer von Essen, Frank Selten und Horst Schwarz – der Bläsersatz lief dabei durch die Reihen – Christof Sänger, Lindy Huppertsberg, Tobias Schirmer und Roman Klöcker mit „Just A Little While To Stay Here“ von John Scofield.

Die Barrelhouse Jazzband hatte es an diesem Nachmittag ein weiteres Mal geschafft, das Publikum mit alten und neuen Stücken zu verzaubern.