Auf Tour mit Müllpatin Marion Dominiak-Keller Mit der Greifzange gegen Bierdosen

Marion Dominiak-Keller sammelt ehrenamtlich Müll – wie diese illegal entsorgten Schläuche.

Seckbach (iz) – Es wird gerade so hell, der Berufsverkehr ist in vollem Gange, als Marion Dominiak-Keller ihre Müll-Sammeltour an der Hofhausstraße in Seckbach startet. Die Reporterin vom Frankfurter WochenBlatt wird von ihr sogleich mit Greifzange und Tüte ausgestattet. Zu zweit geht es am Straßenrand entlang. „Das ist mein Frühsport“, erzählt die 72-Jährige, die einen strammen Schritt vorlegt.

Angefangen hatte es im Jahr 2020, dem Corona-Jahr, als die Bergen-Enkheimerin nicht ins Fitnessstudio konnte. „Ich bin damals täglich von Enkheim nach Seckbach gelaufen, über den Lohrberg, den Berger Weg und den Kirchhofweg wieder zurück walken gewesen und habe mich immer über den Müll geärgert, der überall liegt“, sagt sie. Anfangs dachte sie sich noch, „das ist nicht meine Baustelle“. Doch dann nach einem Jahr ergriff sie die Initiative.

Sie setzte sich in Kontakt mit der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) und wurde ehrenamtliche Müllpatin. Seitdem sammelt sie auf der Hofhausstraße und am Lohrberg regelmäßig. Im Schnitt ist die Hofhausstraße ein- bis zweimal pro Woche dran, der Lohrberg bis zu dreimal.

Auf der Jackenrückseite von Dominiak-Keller prangt ein großes Stoffbild, das sie mit ihrem Enkel gemeinsam entworfen hat. Darauf ist ein Auto abgebildet, aus dem ein Arm herausragt, der Müll herauswirft, darüber ein großes „Nein!“ „Das habe ich im Frühjahr und Sommer auch auf T-Shirts.“

Mit geschultem Auge sammelt die 72-Jährige Zigarettenpäckchen, Schnapsfläschchen, Bierflaschen, Dosen, Getränkepäckchen, Tüten, Taschentücher und noch allerlei mehr vom Straßenrand. Die Fundstücke sind zum Teil aufschlussreiche Sozialstudien: An der Hofhausstraße liegen Billigschnaps- und Weinflaschen, am Lohrberg seien es eher Sektflaschen und Kondome.

„Einmal habe ich auch die Zigarettenkippen einsammeln wollen, aber damit habe ich aufgehört, als ich nach ein paar Hundert Metern bereits mehr als 300 hatte. Das ist eine endlose Geschichte“, berichtet Dominiak-Keller. An einige Stellen kommt sie nicht heran, der Müll steckt teils so weit in den Hecken, dass dort die Stadt Frankfurt freischneiden und zur Grundreinigung kommen müsste.

Ein Spaziergänger spricht die Aktivistin an, neben dem abzweigenden Feldweg würden illegal abgelagerte Schläuche liegen. An wen man so was melden kann. Klar, dass die 72-Jährige da weiterhelfen kann. Eine gute Adresse ist zum Beispiel der Mängelmelder der Stadt Frankfurt unter ffm.de.

Am Ende ihrer Tour stellt sie an einem mit der FES verabredeten Punkt die Abfallsäcke ab. Zum Sammeln nutzt sie erst kleine Papptüten und füllt dann in den großen Sack um. „Ich habe auch Greifzangen von der FES erhalten, aber die sind so lang, dass man sich verrenken muss, um den Müll in die Tüte zu kriegen“, sagt sie. Daher hat sie sich eigene angeschafft. Ob es nicht manchmal frustrierend sei, dass immer wieder Müll auftauche, wo sie vorher gesammelt hat? „Ich bekomme viel Lob von Spaziergängern und werde angesprochen. Und nicht vergessen, das ist ja auch mein Frühsport.“

In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 11 (zuständig für Seckbach, Fechenheim und den Riederwald) hat sie angeregt, dass an einigen Punkten an der Lohrberger Strecke Mülleimer aufgestellt werden sollten. „Dann landet der Müll eher da beziehungsweise nebendran als in den Hecken“, meint sie. Der Ortsbeirat will nun einen entsprechenden Antrag an den Magistrat stellen. Ein Teilerfolg für sie.

Am 1. und 2. April startet die FES übrigens wieder das Frankfurt Cleanup. Weitere Infos dazu und wie man selbst einen Beitrag leisten kann, gibt’s im Netz unter cleanup.fes-frankfurt.de und cleanffm.de.

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