Aktion zeigt: Weggeworfene Zigarettenstummel schaden allen Klein mit großer Wirkung

Karin Guder (links), Michaela Heidlas-May (Dritte von links), Margit Martin-Marx (Vierte von links) machen auf weggeworfene Kippen aufmerksam. Bild: jf

Nordend (jf) – 16 etwa 60 Zentimeter lange und 15 Zentimeter dicke Zigarettenstummel ziehen die Blicke der Passanten am Merianplatz auf sich. Vor dieser außergewöhnlichen Kunstaktion mit dem Titel „Kleines Ding – große Auswirkung“ breitet sich ein Kippenteppich aus. Das sind sicher mehr als 1000 Stummel mit Filter.

„Wenn Dinge nicht wahrgenommen werden, kümmert man sich auch nicht darum“, sagt Michaela Heidlas-May. Die Künstlerin „vergrößerte“ Kippen zu Kunstobjekten und macht damit sichtbar, was sonst nicht weiter auffällt. „Es ist nicht sehr ansprechend, auf Bänken zu sitzen, die von Kippen umgeben sind“, erklärt Margarete Nagel. Sie gehört zur vor anderthalb Jahren gegründeten Initiative Mikrokosmos Merianplatz und ging mit einer Mitstreiterin schon oft Kippen sammeln. Mit Zangen, die von der FES bereitgestellt wurden, klaubten die Frauen die Stummel aus dem Kopfsteinpflaster des Platzes. „Wenn wir eine Stunde unterwegs sind, haben wir anschließend zwischen 150 bis 200 Kippen aufgelesen. Dabei muss das doch nicht sein. Ich habe aus Kokosmilchdosen Aschenbecher gebastelt und sie an die Bänke gehängt. Dort hätte man die Kippen entsorgen können.“ Geholfen haben diese gut gemeinten „Aschenbecher“ jedoch wenig und sind schnell wieder verschwunden. Deshalb hat ein Sauberkeitsbotschafter von Cleanffm an diesem Aktionstag 100 Taschen-Aschenbecher mitgebracht, die er verteilt.

Margit Martin-Marx, ebenfalls in der Initiative Mikrokosmos Merianplatz engagiert, merkt an, dass es ja ein bußgeldbewehrtes Verbot gibt, Zigarettenkippen wegzuwerfen. Das werde nur nicht durchgesetzt. „Andererseits wollen wir mit den Riesenstummeln nicht den Zeigefinger heben, sondern mit künstlerischen Mitteln darauf aufmerksam machen, was achtlos weggeworfene Kippen anrichten.“

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Und so eine kleine Kippe hat enorme Auswirkungen, wie aus einem Merkblatt von Cleanffm hervorgeht: Wasser löst in weniger als einer Stunde die Giftstoffe aus dem Filter. Darunter Naphthalin, Radon, Methanol, Butan, Aceton, Nikotin, Arsen, Kadmium, Polonium, Ammoniak und Formaldehyd. Es dauert zwischen 15 und mehreren 100 Jahren, bis eine Kippe verrottet ist.

Der Ortsbeirat 3 unterstützt die Aktion an dem Tag. Er stellt der Initiative einmal im Monat das Stadtteilbüro im Gebäude des ehemaligen Merianbads zur Verfügung. „Wir schätzen das Engagement sehr und sind froh, dass sich Menschen um das Areal rund um den Merianplatz kümmern“, sagt Ortsvorsteherin Karin Guder. „Wir machen auf jeden Fall weiter, haben bereits Beete um die Platanen angelegt, planen im nächsten Jahr eine vertikale Begrünung“, erläutert Martin-Marx. Außerdem wird es eine Kooperation mit Architekturstudenten und eine Ausstellung zur Gestaltung des Merianplatzes geben.

Inzwischen sind rund um die großen Zigarettenkippen Menschen ins Gespräch gekommen. Darunter auch zwei junge Frauen, die ein bisschen verschämt ihre Glimmstängel hinter dem Rücken verbergen. Der Sauberkeitsbotschafter von Cleanffm spricht sie an: „Hier ist ein Aschenbecher!“ Dankbar nehmen sie die verschließbare kleine Dose, setzen sich auf eine Bank, rauchen ihre Zigarette zu Ende, entsorgen die Kippe im Aschenbecher. Geht doch. Und ganz ohne erhobenem Zeigefinger und Bußgeld.