„Die Hemdeklunkis“ begeistern mit ihrer Prunksitzung das närrische Publikum Fastnacht als Vorbild für eine bessere Welt

Einzug der „Klunkis“ mit Kinderprinzenpaar, in vorderster Reihe Sitzungspräsident Thomas Ruf. Bild: -

Fechenheim (sh) – Die Stimmung in der ausverkauften TSG-Halle war bestens, als der Sitzungspräsident der „Hemdeklunkis“, Thomas Ruf, all die schönen Feste aufzählte, die im vergangenen Jahr im Stadtteil stattgefunden hatten. „Fechenheim lebt!“, lautete sein Fazit. Und der Fechenheimer Karneval-Club „Die Hemdeklunkis“ leistete mit seiner bravourösen Prunksitzung seinen Beitrag dazu, dass dies auch so bleibt.

Beim Einzug der Korporationen der „Klunkis“ war das Frankfurter Kinderprinzenpaar Tobi I. und Pia I. mit von der Partie. Die Geschwister aus den Reihen der Fidelen Eckenheimer verrieten, dass sie Fans der Frankfurter Eintracht seien und begeisterten das Publikum mit ihrer spritzigen Rede. Mit dem Nachwuchs ging es weiter, denn die Mini-Zappolinis legten einen flotten Tanz aufs Parkett. „Es sind die Jüngsten in unserem Verein und wir sind besonders stolz auf sie“, sagte der „Klunki“-Präsident.

Die nächste Moderation übernahm der Vorsitzende der „Klunkis“, Peter Pläger. Der Grund: Die erste Büttenrede des Abends hielt Thomas Ruf selbst. Er berichtete von schlechten Nachrichten in Fechenheim – von Messerstechern über Drogenhandel bis zur Geldautomatensprengung. Er zog die Blende weiter auf, denn auch aus ganz Frankfurt, Deutschland und weltweit kamen nur negative Schlagzeilen. „Ich gucke schon keine Tagesschau mehr“, ließ er sein Auditorium wissen. Und inmitten von Bahn-Chaos, Pisa-Versagen und Inflation soll jetzt die Fastnacht beginnen? Ja, denn die wirke versöhnlich: „Verständnis, Toleranz und Harmonie kriegt man in der Fastnacht hin!“, diagnostizierte Ruf. Das närrische Treiben als Vorbild für eine bessere Welt. Eine liebevolle Hommage an das Komikerduo Stan Laurel und Oliver Hardy, alias „Dick und Doof“, legten die „Klunki“-Damen Manuela Höhn und Petra Czoik aufs Parkett. Ihr Slapsticktanz im Wilden Westen wurde mit viel Applaus bedacht.

Als Brautpaar gaben sich Axel Heilmann und Kerstin Cikac die Ehre. Nach 17 Jahren Verlobung habe man sich fürs Heiraten entschieden. Sich anfänglich noch anschmachtend, schlichen sich schnell erste Misstöne in die Büttenrede ein, die sich zu einem herrlichen Schlagabtausch der beiden auswuchsen. Aus dem Publikum gab es von den Frauen Applaus, wenn die Braut ihrem Mann Kontra gab, und die Männer bejubelten die Spitzen, die der Gatte gegen seine Gemahlin schoss. Am Ende wurde sich aber – ganz im Sinne der Fastnacht – versöhnt. Thomas Ruf freute sich, dass Heilmann, der Präsident des Großen Rats ist, als Co-Büttenredner nach Fechenheim gekommen war. „Das ist ein Zeichen der Wertschätzung für den Verein“, sagte Ruf.

Die älteren Kinder der Zappolinis zeigten einen Tanz der Spitzenklasse, bevor Büttenredner Bodo aus Offenbach, alias Charlie Engert, die Lachmuskeln mit Witzen wie: „Ich war stundenlang im Streichelzoo, aber keiner hat mich gestreichelt“ trainierte.

Mit „Liedern und Gebabbel rund um de Appel“ unterhielt das Gesangsduo Gabi Krah-Kneisel und Markus Kneisel das Publikum. Bekannte Melodien wie das „Chiantilied“ wurden auf das Frankfurter Nationalgetränk umgedichtet und auch der Handkäs’ kam nicht zu kurz.

Noch einmal traten die Zappolinis auf. Für ihren zauberhaften Showtanz als Blumenelfen hatten sich beide Gruppen zusammengetan. Trainiert wird der Nachwuchs von Tina Steitz.

Die zweite Halbzeit begann hoheitlich mit dem Frankfurter Prinzenpaar Michael VIII. und Marion III., die auch im Privatleben ein Ehepaar sind – und das schon seit 31 Jahren. Die beiden warben für ehrenamtliche Mitarbeit in einem Verein.

Beim Auftritt des Männerballetts „Dreamboys“ des Karnevalvereins „Die Schnauzer“ aus Rödelheim gerieten alle aus dem Häuschen. Unter viel Gekreische aus dem Publikum flogen zunächst schwarze Kutten, dann Lederwesten und -hosen, bis die sportlichen Herren in roten Ledercorsagen und -minis zu Rockklassikern über die Bühne fetzten. Zur Zugabe flogen auch die Röcke, um den Blick auf rote Glitzerhöschen freizugeben. Tänzer Patrick hatte zudem – noch etwas außer Atem – eine tolle Botschaft zu verkünden: Nachdem die Truppe im vergangenen Jahr als Botschafter für die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) 2000 neue Registrierungen bewirken konnte, sei für eine erkrankte Mutter aus der Wetterau ein Spender gefunden worden. Auch die Spende habe schon stattgefunden und die Patientin sei auf dem Weg der Besserung. Dieses Jahr werden sie das Projekt „Wünschewagen“ des Arbeiter Samariterbunds unterstützen.

Mit viel Getöse kündigte sich der Spuk der üppig maskierten Kinziggeister an. Die Guggemusiker sind seit 44 Jahren „Meister der schiefen Töne“ und brachten den Saal weiter zum Kochen. Von der TSG Neuenhain baten im Anschluss die Dance Oldies auf den Frisierstuhl: Sie interpretierten Auszüge aus dem Musical „Hairspray“ so glänzend – da konnte kein Haarlack mithalten. „So ein Salon fehlt hier in Fechenheim noch“, stellte Thomas Ruf anerkennend fest.

Die Garde der „Klunkis“ präsentierte nicht nur einen mitreißenden Marsch, sondern auch ihre brandneuen Kostüme in Rot und Schwarz – eine Farbkombination, die bei dieser Sitzung des Öfteren zu entdecken war. Dann gehörte die Bühne Bäppi, alias Thomas Bäppler-Wolf, der Schlager zum Besten gab und ein Gagfeuerwerk zündete. Ihm habe gut gefallen, dass in der „Klunki“-Garde auch Jungs mitgetanzt haben. „Frauen in den Elferrat und Buben in die Garden“, forderte er, machte aber klar, dass er vom „Gendern“ nichts halte. „Gendern ist für mich, wenn bei den Sachsen e Boot umfällt“, sagte er.

Vor dem großen Finale entführte die Showtanzgruppe der „Klunkis“ ins Weltall. Lange konnten die Raumfahrer die Schwerelosigkeit allerdings nicht genießen – sie mussten noch zum Dienst hinter der Theke der Sektbar, wo alle noch kräftig weiterfeierten.

Weitere Artikelbilder