Kurzfilm „The Walk“ lockt die Fechenheimer ins Freie Großes Kino für weiße Stute

Die Zuschauer genossen das Kurzfilm-Spektakel mit Pferd Jenny in der Hauptrolle. Foto: Faure

Fechenheim (jf) – Der abgetrennte Bereich im westlichen Teil des Spielplatzes an der Konstanzer Straße war einer besonderen Veranstaltung vorbehalten: Leonore Vogt, Quartiersmanagerin Fechenheim-Süd, und Günter Krause von der Buchhandlung „Bücher vor Ort“ hatten sich zusammengetan, um ein Open-Air-Kino auf die Beine zu stellen, bei dem der Kurzfilm „The Walk“ von Filmemacher Michael Jung präsentiert wurde, der eigenes und von Kollegen zur Verfügung gestelltes Material mitgebracht hatte.

Immer mehr Interessierte, viele mit Campingstühlen und Decken ausgerüstet, kamen zum coronakonformen Kinotreff. Langsam dämmerte es, der Abend startete mit einem irischen Lied des in Fechenheim bekannten Sängers Uwe Bjørknes. Anschließend begrüßte Günter Krause die Gäste und erläuterte das Programm.

Der Kinoabend begann mit dem Vorfilm „Spaziergang mit Jenny“ und dazu passender Livemusik von Bjørknes. Die nahezu weltweit bekannte weiße Araberstute von Werner Weischedel trabte durch Fechenheim. „Den Hinweis auf dieses ungewöhnliche Pferd bekam ich von einer Freundin aus Kanada“, sagte Jung. Der promovierte ehemalige Chemiker hatte 2015 sein Labor verkauft, war nach Kanada gegangen und hatte eine Ausbildung an der Kamera begonnen und damit etwas völlig Neues ausprobiert. „Es lief gut, ich habe mich dann an zwei Filmhochschulen beworben und wurde 2018 in der Northern Film School im britischen Leeds angenommen“, sagte Jung.

Nach dem Vorfilm folgte der Hauptfilm „The Walk“, ebenfalls mit Filmstar Jenny. Dieser Streifen wurde auf den 54. Internationalen Hofer Filmtagen im November 2020 gezeigt. Fast ein Jahr hatte Jung an der Dokumentation gearbeitet. Anschließend unterhielten sich Filmemacher und Pferdebesitzer. Werner Weischedel interessierte sich schon als kleiner Junge für Tiere, wäre gerne Tierpfleger im Zoo geworden. Doch der Krieg zerstörte diesen Traum, der auch von Weischedels Vater nicht unterstützt wurde. Nach den traumatischen Kriegserlebnissen – der Junge war mehrere Tage verschüttet gewesen und hatte seine Familie verloren – lebte er in den Trümmern, ernährte sich von auf Feldern gesammelten und im offenen Feuer gebackenen Kartoffeln.

Das Umsorgen von Tieren ist ihm auch in der Gegenwart eine Herzensangelegenheit. Wie geht es eigentlich der Fledermaus?“, erkundigte sich Leonore Vogt nach einem Fundtier, das bei den Weischedels abgegeben wurde. „Die haben wir mit Kondensmilch und Pipette aufgepäppelt und inzwischen wieder ausgewildert“, antwortete Weischedel. Viel Zeit zum Plaudern hatte er nicht; ein Telefonat rief ihn um Hilfe und vom Platz.

Im dritten Block der Kinovorführung waren neun Kurzfilme zu sehen, die sich um Tiere, ihre Entwicklung von der Zellteilung bis zum Salamander, die Schwierigkeiten, sie zu filmen und skurrile Begegnungen drehten. Auch ein Aufeinandertreffen von zwei Kindern in zwei nebeneinander parkenden Autos wurde gezeigt. Immer wieder überraschten Kameraeinstellungen, geschah Unerwartetes.

Dieses erste Open-Air-Kino war ein Erfolg und sollte nach Ansicht vieler keine Eintagsfliege bleiben. Doch zunächst wird der Spielplatz umgestaltet, im nächsten Sommer, so versprach Leonore Vogt, werde es eine schöne Terrasse und damit noch bessere Bedingungen für weitere Open-Airs geben.